Thema
Goethe-Universität in Frankfurt:Propalästinensisches Protestcamp darf bleiben
|
Ein propalästinensisches Protestcamp an der Goethe-Uni in Frankfurt darf laut Gerichtsbeschluss bleiben. Auch eine radikale Aktivistin nimmt teil. Eindrücke einer ZDF-Reporterin.
Die Demonstranten des Pro-Palästina-Camps in Frankfurt dürfen weiterhin auf dem Campus der Goethe-Universität in Zelten übernachten. Das hat das Frankfurter Verwaltungsgericht entschieden, der Protest findet wie geplant bis Sonntag statt. Über hundert Menschen sind dort, skandieren immer wieder zum Beispiel den umstrittenen Slogan "From the River to the sea, Palestine will be free".
Der AStA der Frankfurter Goethe-Universität hat sich deutlich von diesem Protestcamp distanziert: Wenn auf vermeintlich propalästinensischen Kundgebungen Angriffe auf Juden oder die Auslöschung des israelischen Staates gefordert würden, dann handelten die Gruppen eindeutig antisemitisch, heißt es in einer Erklärung.
Camp-Teilnehmer: Zunächst kein Interview für ZDF-Team
Mir als ZDF-Reporterin fällt sofort auf, dass wir hier nicht willkommen sind. Als wir nach einem Interview fragen, sagt man uns ab, das Interview hätte angemeldet werden müssen. Schließlich hören wir eine Durchsage der Veranstalter, dass man mit uns nicht sprechen soll.
Ein Mitglied der Gruppierung "Studis gegen Rechte Hetze", wird deutlich. Ich sei doch die Reporterin, die für das heute journal über Antisemitismus in Frankfurt berichtet habe. Ich sei voreingenommen, deswegen gebe man uns kein Interview.
Nach dem Hinweis, dass sich später keiner beschweren solle, dass sie nicht zu Wort gekommen sind, erklärt sich der Anmelder des Protestcamps dann doch bereit. Sprecher Daniel Shuminov wolle aber erstmal ein Statement abgeben und nur eine Gegenfrage sei erlaubt, teilt eine Dame vom "Presseteam" mit.
Protest-Sprecher weicht bei Frage zu Hamas aus
Da meine drängendste Frage die Haltung zur Hamas ist, lasse ich mich darauf ein. Daniel Shuminov betont, dass man "an einem Diskurs interessiert" sei, man wolle "über den Genozid in Gaza sprechen, und wie der beendet werden kann".
Auf die Frage, ob sich die Veranstalter auch von den Hamas-Terrorristen distanzieren, weicht der Student mehrfach aus. Bis er sich schließlich entschuldigt, seine nächste Moderation warte, er habe keine Zeit.
Auch die radikale Aktivistin Aitak Barani ist in Frankfurt dabei. Mit ihr wird uns vom "Presseteam" ein Interview abgesagt. Ende Oktober 2023 hatte sie im ZDF-Interview gesagt: "Es gibt keinen Terror der Hamas. Bewaffneter Widerstand ist kein Terror."
Interview mit Aktivistin Barani
Ein Klick für den Datenschutz
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Große Entschlossenheit bei Gegendemonstranten
Auch wegen solcher Hamas-Unterstützerinnen fühlen sich die Menschen, die sich seit Donnerstag immer wieder zum Gegenprotest auf dem Campus versammeln, bestätigt. Deutlich weniger sind hier als beim Pro-Palästina-Camp gegenüber, doch die Entschlossenheit derer, die gekommen sind, ist groß. Man wolle den Campus nicht den Israelhassern und Antisemiten überlassen, hören wir. Hendrik, ein jüdischer Student, beklagt:
Es kann doch nicht sein, dass hier Leute agieren dürfen, die Terrorismus unterstützen, die Hamas, die einen Genozid an den Juden begehen möchte.
Hendrik, jüdischer Student
Die Studentin Ronja, die nicht jüdisch ist, sagt: "Wenn sie die Menschen in Gaza unterstützen, die wirklich leiden, ist das natürlich in Ordnung."
Aber hier geht es um viel antisemitische Propaganda, die verbreitet wird.
Ronja, Studentin
Viele israelische Fahnen werden geschwenkt. Und auf Bannern steht: "Fight antisemitism, support Israel". Einige Frauen halten Schilder hoch, auf denen auf Englisch zu lesen ist: "Vergewaltigung ist kein Widerstand". Es ist genau das, was viele an dem Pro-Palästina-Camp kritisieren. Keine Distanzierung von den Gräueltaten der Hamas-Terroristen.
- "Viele Juden haben Angst": Uni in der Kritik
Präsident sieht wenig Handhabe der Universität
Professor Enrico Schleiff, der Präsident der Universität Frankfurt, sagt im ZDF-Interview, dass man keine Liste über Anmelder oder Teilnehmer des Camps habe. Insgesamt sieht er wenig Handhabe der Universität: "Da es eine Protestform im öffentlichen Raum ist, erwarte ich, dass die Behörden diese Veranstaltung sorgsam überwachen und die notwendigen Konsequenzen ziehen".
Eine positive Nachricht gibt es. Bislang ist es auf dem Campus der Frankfurter Goethe-Universität friedlich geblieben.
Susana Santina ist Redakteurin und Reporterin im ZDF-Landesstudio Hessen.
Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt
Liveblog
Nahost-Konflikt :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost
Syrien :Anhaltende Spannungen zwischen Volksgruppen
0:25 min
Appell an Israel :Gaza-Hilfsdeal: Wadephul dringt auf Umsetzung
mit Video
Nachrichten | heute 19:00 Uhr :Siedler im Westjordanland
1:40 min
Auch Krankenhäuser betroffen :Gaza: Treibstoffmangel verschärft Notlage
0:23 min
Nahost-Konflikt :Wie das ZDF aus Gaza berichtet
3:22 min
Experte zu Israels Gaza-Plänen :"Das bedeutet ethnische Säuberung"
10:54 min
Vereinbarung für Versorgung :EU: Israel akzeptiert mehr Hilfe für Gazastreifen
mit Video
Verhandlungen über Waffenruhe :Hamas: Bereit, zehn Geiseln freizulassen
Nachrichten | heute 19:00 Uhr :Netanjahu zu Besuch bei Trump
1:32 min
Gespräche zu Gaza in Washington :Netanjahu trifft Trump: Drei Erkenntnisse
mit Video
Nahostkonflikt :Trump glaubt an baldiges Kriegsende
1:36 min
Treffen im Weißen Haus :Netanjahu schlägt Trump für Friedensnobelpreis vor
mit Video
Irans oberster Führer :Wer ist Ajatollah Chamenei?
mit Video
Humanitäre Lage in Gaza :Arzt: "Lage ist deutlich schlechter geworden"
8:40 min
US-Präsident glaubt an Einigung :Gaza-Waffenruhe: Trump gibt sich zuversichtlich
mit Video
Nahost-Konflikt :Netanjahu auf dem Weg nach Washington
0:23 min
Luftangriff im Jemen :Israel greift Huthi an und meldet Beschuss
Keine Befreiung von Militärdienst :Israel will Zehntausende Strenggläubige einberufen
Tel Aviv :Demonstrationen für Waffenruhe in Gaza
0:23 min
Westjordanland :Kritik an Siedler-Attacke auf Deutsche-Welle-Team
mit Video
Gespräche über Gaza-Waffenruhe :Netanjahu: Hamas-Vorschlag ist inakzeptabel
Krieg im Gazastreifen :Hamas reagiert auf Waffenruhe-Vorschlag
mit Video
IAEA-Inspekteure verlassen Iran :Atomkonflikt mit diplomatischer Hintertür
mit Video