Wann kippt der Klimawandel? Die wichtigsten Fakten im FAQ

FAQ

Eis, Ozeane, Regenwald:Die Kippunkte des Klimawandels

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Eisschmelze, Abholzung, Veränderungen in den Meeren: Klimaforschende fürchten, dass es zu Ereignissen kommen könnte, die die Erderwärmung befeuern und dabei unumkehrbar sind.

Drei Pinguine auf einer Eisscholle, umgeben von anderen Schollen vor einer Eiswand und dahinterliegender Gebirgskette.

Kehlstreifpinguine auf einer Eisscholle in der Antarktis: Das Schmelzen des Eisschildes gilt als Kipppunkt. (Symbolbild)

Quelle: dpa

Was sind Kipppunkte - und welche gibt es?

Kipppunkte sind erdsystemische Ereignisse von globaler Auswirkung, die nach menschlichem Ermessen nicht rückgängig gemacht werden können und den Klimawandel deutlich vorantreiben. Gefährliche Kipppunkte sind:

  • das Auftauen der Permafrostböden in den nördlichen Breiten (Sibirien, Alaska, Kanada)
  • das Abschmelzen der Landeismassen auf Grönland
  • das Abholzen der Regenwälder Amazoniens
  • die Veränderung des Golfstroms
  • die Sättigung der Ozeane mit CO₂

Mai steht rechts mit verschränkten Armen. Links sind drei Bilder zu sehen: Die Skyline von Frankfurt in der Wüste, der Kölner Dom halb im Wasser und das Brandenburger Tor im Schnee.

Fast alles, was man über Kipppunkte hört, ist verkürzt, missverständlich oder schlicht falsch. Dabei können sie sogar den Weg in eine bessere Zukunft zeigen.

03.03.2024 | 27:45 min

Was passiert, wenn die Permafrostböden tauen?

In den dauerhaft gefrorenen Böden, den Permafrostböden, sind große Mengen organisches Material, also abgestorbene Pflanzen, enthalten. Tauen die Böden aufgrund der Erwärmung auf, verrottet das Pflanzenmaterial durch den Einfluss des Luftsauerstoffs, das Treibhausgas Methan wird freigesetzt. Methan hat ein rund 20-fach stärkeres Klimaerwärmungspotenzial als CO₂, hält sich aber mit rund zehn Jahren vergleichsweise kurz in der Atmosphäre.

Permafrost CC

Wenn der Permafrost verschwindet, beginnen dort lebende Mikroben den Kohlenstoff umzuwandeln. Dabei entstehen die Gase Methan und Kohlendioxid. Diese verstärken die Erderwärmung.

11.10.2021 | 1:25 min

Dennoch: Wenn eine genügend große Menge Methan nahezu zeitgleich frei wird, könnte sich die Erderwärmung drastisch beschleunigen. Tauende Permafrostböden werden bereits seit vielen Jahren beobachtet, die Methanmengen sind aber noch zu gering, um den Klimawandel merklich zu beeinflussen.

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Der Treibhauseffekt ermöglicht Leben auf der Erde. Gelangen zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre, entsteht ein gefährlicher Kreislauf und die Temperatur auf der Erde steigt.

12.11.2025 | 1:13 min

Wie steht es um die Eisschilde an Nord- und Südpol?

Ein internationales Team der University Leeds hat die Daten von 17 Satelliten-Missionen und 50 Messkampagnen ausgewertet. Das Ergebnis dieser Eisbilanz zeigt (Stand 2023), wie viel die Eisschilde Grönlands und der Antarktis seit 1992 verloren haben.

Im Detail:

  • Sowohl Grönland als auch die Antarktis verlieren so viel Eis wie noch nie seit Beginn der Messungen. In beiden Regionen beschleunigt sich das Abtauen rapide.
  • Grönlands Eismasse hat seit 1992 um 4,8 Billionen Tonnen abgenommen. Im Schnitt lag die Abtaurate bei 169 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr. Im Rekordjahr 2019 waren es dagegen 444 Milliarden Tonnen.

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Der Klimawandel hat Folgen für Permafrost und Gletscher. Fels und Gestein kommen in Bewegung. Ein Grafikvideo in 3D.

23.05.2025 | 0:39 min

  • Die Antarktis hat zwischen 1992 und 2020 gut 2,6 Billionen Tonnen Eis verloren. Weil die sehr kalten und hoch gelegenen zentralen und östlichen Teile der Antarktis bisher noch relativ stabil sind, tragen vor allem die rapide schrumpfenden Küstengletscher der Westantarktis zum Abtauen bei.
  • Seit 1992 haben Grönland und die Antarktis den Meeresspiegel um 21 Millimeter erhöht. Knapp zwei Drittel des Schmelzwassers stammten dabei aus Grönland, wie die Auswertungen ergaben. Die Eisschmelze in Grönland und der Antarktis ist damit inzwischen für 25,6 Prozent des Pegelanstiegs verantwortlich.

Welche Folgen hat das Abholzen des Amazonas-Regenwaldes?

Der Amazonas-Regenwald nimmt gewaltige Mengen Wasser auf und verdunstet es wieder. In der Atmosphäre bilden sich regelrechte Feuchtigkeitsflüsse, die auch die Niederschläge in Europa beeinflussen.

Intakte Wälder sind CO₂-Senken. Die Bäume nehmen CO₂ aus der Atmosphäre auf, per Photosynthese wird es in Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O) gespalten. Der Kohlenstoff dient dem Holzwachstum, der Sauerstoff wird frei. Derzeit sind bereits rund 17 Prozent der Amazonas-Regenwaldflächen abgeholzt. Sind etwa 25 Prozent erreicht, dann stirbt der Regenwald auch ohne Rodung langsam ab, weil die Feuchtigkeit fehlt. Eine wichtige CO₂-Senke wäre verloren.

Ein durch Feuer zerstörter Regenwald in Brasilien.

Im vergangenen Jahr sind mit 6,7 Millionen Hektar rund 80 Prozent mehr tropische Urwälder zerstört worden als noch 2023. Das war der höchste Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten.

21.05.2025 | 0:23 min

Wie hängt der Golfstrom mit dem Klimawandel zusammen?

Der Golfstrom transportiert warmes Oberflächenwasser aus den Subtropen bis in die Arktis. Gleichzeitig strömt kaltes Tiefenwasser von Norden nach Süden. Insgesamt sorgt diese Golfstromzirkulation in West- und Nordeuropa für ein mildes Klima.

Die Klimaerwärmung lässt nun arktische Eismassen schmelzen, das Süßwasser verändert den Salzgehalt im Meerwasser, die Dichte nimmt ab, das Wasser wird leichter und sinkt demzufolge weniger tief ab. Dadurch - so meinen Wissenschaftler - verlangsame sich die Zirkulation des Golfstroms. Geht dieser Prozess weiter, würde die Durchschnittstemperatur in Nord- und Westeuropa deutlich sinken, Niederschläge würden zunehmen und das maritime Ökosystem würde sich mit nicht absehbaren Folgen verändern.

Rekordwerte im Ozean

Die Temperaturen der Weltmeere sind so warm wie noch nie zuvor gemessen. Besonders im Nordatlantik sind die Extreme für die Forscher überraschend.

02.04.2024 | 2:01 min

Welche Kipppunkte stecken in den Ozeanen?

Ozeane speichern bisher rund ein Drittel der menschengemachten CO₂-Emissionen. Doch irgendwann ist auch dieser gigantische Speicher voll. Ist das der Fall, würde das CO₂ in der Atmosphäre bleiben und den Klimawandel beschleunigen. Also bremsen die Meere den Klimawandel derzeit noch.

Aber: CO₂ wird im Meerwasser gelöst, es entsteht Kohlensäure, das Wasser versauert. Ein hoher Säuregehalt schädigt die Kalkskelette der Korallen. Auch Muscheln und Krebse könnten keine stabilen Gehäuse mehr bilden. Hinzu kommt die Erwärmung der Weltmeere. Das Ökosystem rund um Korallenriffe ist ernsthaft gefährdet. Das sogenannte Korallensterben wurde bereits an mehreren Hotspots der Weltmeere nachgewiesen.

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Laut einer Studie von Klimaforschern wird es tropische Korallenriffe in der Zukunft wahrscheinlich nicht mehr geben. Grund sind irreparable Schäden durch den Klimawandel.

13.10.2025 | 1:19 min

Wie bedeutend sind diese Kipppunkte?

Treten die Kipppunkte ein, besteht nach Meinung der Klimaforscher die Gefahr, dass abrupte, drastische Klimaänderungen die Anpassungsmöglichkeiten der menschlichen Gesellschaft übersteigen. Folge könnten weitreichende Verwüstungen sein, eine Ernährungskrise oder eine ernsthafte Gefährdung der Trinkwasserversorgung. Teile der Erde würden unbewohnbar, Flüchtlingsbewegungen gigantischen Ausmaßes kämen in Gang.

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Die Beschleunigung der globalen Erwärmung bringt auch Deutschland mehr Extremwetter "Wir müssen uns sehr schnell anpassen", so Prof. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

24.09.2025 | 4:16 min

Einen exakten Grenzwert, ab welchem globalen Temperaturniveau Kipppunkte überschritten werden, können Klimawissenschaftler nicht angeben. Daher werden statistische Temperaturkorridore festgelegt, in dem das Risiko für das Erdsystem wächst.

Zusammengestellt von der ZDF-Umweltredaktion.

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