Kampf gegen Erderwärmung:Methan als Zeitbeschaffer fürs Klima
von Mark Hugo
Methan ist ein extrem wirkungsvolles Treibhausgas. Schlecht für das Klima. Und trotzdem könnte es ein Hebel sein, um Zeit im Kampf gegen die Erderwärmung zu gewinnen.
Der Treibhauseffekt ermöglicht Leben auf der Erde. Gelangen zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre, entsteht ein gefährlicher Kreislauf und die Temperatur auf der Erde steigt.
12.11.2025 | 1:13 minGeht es um Treibhausgase, drängt sich erstmal Kohlendioxid - kurz CO2 - in den Vordergrund. Es ist mit Blick auf die Erderwärmung tatsächlich auch das größte Problem - wegen der schieren Menge, die ausgestoßen wird, aber auch, weil es sich Jahrhunderte in der Atmosphäre hält.
Elisa Miebach ist vor Ort bei der UN-Klimakonferenz in Belém in Brasilien und spricht über die Entwicklungen vor Ort, Proteste auf dem Konferenzgelände und die Erwartungen an Deutschland.
14.11.2025 | 4:14 minIm Vergleich mit anderen Treibhausgasen ist es dabei sogar noch eher harmlos. Methan wirkt weitaus stärker. Im Laufe des üblicherweise betrachteten Zeitraums von 100 Jahren ist es 28 Mal schädlicher als CO2. Hier kommt zum Tragen, dass sich Methan in etwa zehn Jahren in der Atmosphäre wieder abbaut. Über einen Zeitraum von 20 Jahren ist es daher mehr als 80 Mal so schädlich. So erklärt sich, dass Methan trotz geringerer Mengen an der Erderwärmung seit der industriellen Revolution ein Anteil von 30 Prozent zugeschrieben wird.
Nahe der deutsch-dänischen Grenze ist die weltweit erste große E-Methanol-Anlage in Betrieb genommen worden. Sie könnte helfen, die Schifffahrt klimaneutral zu machen.
13.05.2025 | 2:34 minErderwärmung spürbar abschwächen
Der Vorteil dabei: Wenn etwas, dass schnell und mächtig wirkt, verschwindet, dann hat das auch schnell einen spürbaren Effekt.
Wenn wir den Ausstoß von Methan reduzieren, kann das die Erderwärmung rasch abschwächen.
Inger Andersen, Direktorin des UN-Umweltprogramms UNEP
Das würde "erstmal einen gewissen Erholungseffekt" beim Temperaturanstieg und "ein gewisses Zeitfenster" bringen, sagt auch Christoph Bals von Germanwatch. Zeit, die verwendet werden könnte, um die bereits stattfindende Revolution im CO2-Bereich voranzutreiben.
Während Trumps Amerika Klimaschutz aktiv bekämpft und der Green Deal in Europa wankt, werden die Elektrifizierung und die Dekarbonisierung für China zum Exportschlager.
09.11.2025 | 43:16 minWeltweite Reduktion von Methan-Ausstoß beschlossen
Das war schon 2021 die Idee mehrerer Teilnehmerstaaten der Weltklimakonferenz in Glasgow. Ziel des so genannten Global Methane Pledge (GMP), dem sich mittlerweile 159 Länder und die EU verschrieben haben: Bis 2030 sollen die Methan-Emissionen weltweit um 30 Prozent reduziert werden. Bis 2050, so die Berechnungen, könnte das die Erderwärmung um immerhin 0,2 Grad verringern. Mit Blick auf die katastrophalen Folgen des Klimawandels macht das einen Unterschied.
Der Ausstoß von Methan ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen - seit 1990 bis 2024 um etwa zwei Drittel. Der Anteil am gesamten deutschen Treibhausgasausstoß liegt bei etwa sechseinhalb Prozent, der von CO2 bei mehr als 87 Prozent.
Die größte Quelle ist die Landwirtschaft mit fast 76 Prozent Anteil an den Methan-Gesamtemissionen. Es entsteht hauptsächlich durch die Verdauung von Wiederkäuern wie Rindern und Schafen, aber auch bei der Lagerung von Gülle und in Biogasanlagen bei der Vergärung. Der Ausstoß in der Abfallwirtschaft und von weiteren Quellen - etwa Leckagen in Leitungen - konnte deutlich reduziert werden.
In der brasilianischen Millionenstadt Belém verhandeln aktuell fast 200 Staaten darüber, wie die Erderwärmung verlangsamt werden kann. Zur Halbzeit der Konferenz fällt die Bilanz gemischt aus.
15.11.2025 | 1:46 minWenn es denn funktioniert. Denn viele Absichtserklärungen für alle betroffenen Bereiche seien inzwischen zwar auf dem Tisch, stellte ein Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) kürzlich fest. Doch bislang hätten nur wenige Länder oder Unternehmen konkrete Umsetzungspläne formuliert.
Potenzial für Einsparung bei den fossilen Energien
"Und noch weniger haben nachweisbare Emissionsreduzierungen vorweisen können", so die IEA. Neben Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bioenergie und auch verlassenen Minen, die immer noch Methan ausstoßen, sieht die IEA bei der Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas das größte Potential.
Kuh Hilda wurde genetisch so verändert, dass sie weniger Methan produziert. Sie gehört zu dem Projekt "Cool Cows", mit dem Treibhausgase verringert und die Umwelt geschont werden soll.
25.04.2025 | 2:02 minDas Problem sind einmal Lecks etwa in Pipelines. Ein anderes ist sogenanntes Begleitgas, das bei der Ölförderung entsteht. Das wird zwar gezielt abgefackelt, oft aber nur unzureichend. Manchmal wird das Entweichen in die Atmosphäre einfach in Kauf genommen.
Durch den Klimawandel tauen in vielen Regionen der Erde Permafrost-Böden, also Böden, die normalerweise dauerhaft gefroren sind, auf. Dadurch wird unter anderem dort gespeichertes Methan freigesetzt. Oft ist in diesem Zusammenhang von einem Kipppunkt oder einer "tickenden Zeitbombe" die Rede: Das Methan könnte "explosiv" die Erderwärmung deutlich anheizen.
Forschende des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) sehen diese Gefahr zwar nicht. In einer 2024 veröffentlichten Studie sprechen sie aber von vielen lokalen Kippelementen, die zu verschiedenen Zeitpunkten zünden. Schnelles Handeln sei somit noch dringlicher, um möglichst viel Permafrost zu erhalten, solange es noch geht.
Immerhin: Inzwischen überwachen mehr als 25 Satelliten den Methanausstoß aus dem All. Mehr als 3.500 Mal jährlich schlägt die UNEP auf dieser Basis Alarm und konfrontiert Regierungen und Unternehmen mit Lecks und zu hohen Emissionen auf Anlagen weltweit.
Bei der Klimakonferenz entlädt sich die Wut einiger indigener Aktivisten. Sie dürfen über ihren Lebensraum nicht mitverhandeln. Ob das Klima bei der COP gewinnt, bleibt abzuwarten.
12.11.2025 | 2:23 minUN: Zu wenige reagieren auf Methan-Alarme
2024 haben darauf laut UNEP nur ein Prozent der Angesprochenen überhaupt reagiert, 2025 waren es immerhin schon zwölf Prozent. Noch zu wenig, so die Organisation. Als kleinen Erfolg wertet sie es dennoch. "Damit allerdings die Ziele des Pariser Vertrags in Reichweite blieben, muss dieser wichtige Erfolg nun auch zur Senkung des Ausstoßes führen", so UNEP-Direktorin Inger Andersen.
Der Klimaforscher Prof. Niklas Höhne vom New Climate Institute warnt bei all dem davor, die beiden Klimagase gegeneinander auszuspielen: "Man muss immer Methan und CO2 reduzieren", sagt er.
Denn erst wenn wir überhaupt keine Treibhausgase mehr emittieren, dann hört die globale Temperatur auf zu steigen.
Prof. Niklas Höhne, NewClimate Institute
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion
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