Chinas Klimakurs: Wie Peking zum Klimahelden werden will

FAQ

China und die Klimakonferenz in Belém:Peking als "Klimaheld"? Was dahinter steckt

von Eva Schmidt

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Kein Land stößt mehr CO2 aus als China. Doch inzwischen zeigt sich: Aus dem größten "Luftverpester" wird ein entscheidender Akteur im globalen Klimaschutz.

Industriegebiet mit rauchenden Schloten

Während Trumps Amerika Klimaschutz aktiv bekämpft und der Green Deal in Europa wankt, werden die Elektrifizierung und die Dekarbonisierung für China zum Exportschlager.

09.11.2025 | 43:16 min

Die globale Temperaturentwicklung hängt maßgeblich von China ab. Denn es ist für rund ein Drittel der weltweiten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Doch obwohl der Energiebedarf weiter steigt, ist in diesem Jahr erstmals der CO2-Ausstoß aus fossilen Quellen gesunken. Denn inzwischen ist China auch Vorreiter in Sachen grüner Technologie.

Das Kohlekraftwerk Warrick Power Plant in Newburgh, USA, ist in Betrieb.

Laut Forschern der britischen Universität Exeter nimmt der CO2-Ausstoß weiter zu. Das 1,5-Grad-Ziel sei nicht mehr realistisch und Hauptgrund sei die Nutzung fossiler Brennstoffe.

13.11.2025 | 0:25 min

Welche Rolle spielt der Klimaschutz in China?

China ist nicht nur der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasen, sondern inzwischen auch massiv betroffen von den Folgen des Klimawandels. Aber anders als die Trump-Regierung in den USA glaubt die technokratische Führung in Peking an einen menschengemachten Klimawandel und setzt daher massiv auf den Ausbau von Solar- und Windkraft. Zum Beispiel wurden die Standards für die Luftverschmutzung drastisch verschärft, die berüchtigten Mega-Smogs gehören der Vergangenheit an.

Solarmodule stehen auf Feldern und Hügeln der vierten Photovoltaikanlage von Yinchuan in der nordchinesischen Region Ningxia.

China investiert massiv in erneuerbare Energien und exportiert klimafreundliche Technologien weltweit. Auf der COP30 will Peking zeigen, dass es vom Problem zur treibenden Kraft geworden ist.

Quelle: AFP

Wie steht China zu den Weltklimakonferenzen?

Doris Fischer, China-Expertin an der Universität Würzburg, erklärt die Einstellung Chinas folgendermaßen: Lange Zeit fühlte sich die Volksrepublik von den Vereinten Nationen als "Klimasünder" an den Pranger gestellt und war daher entsprechend skeptisch gegenüber dem globalen Klimaprozess.

Ein großer Teil der Strom- und Wärmeerzeugung in China dient der Unterstützung der Industrie - und damit auch zur Produktion von Waren, die als Exportgüter nach Europa verkauft werden.

Wenn man den weltweiten CO2-Ausstoß historisch betrachtet, sind die USA die stärksten "Klimasünder". Sie sind für rund 25 Prozent aller bisherigen menschengemachten CO2-Emissionen verantwortlich, China "nur" für etwa die Hälfte dessen. Auf das Konto der 28 Staaten der EU (mit UK) gehen historisch betrachtet 22 Prozent aller CO2-Emissionen.


Heute aber akzeptiert China den Klimaschutz unter der Schirmherrschaft der UN. Zwar hat Peking das wichtige Pariser Klimaabkommen ratifiziert, bleibt aber bei konkreten Verpflichtungen vage. Sebastian Heilmann, Politologe an der Uni Trier, erwartet daher, dass sich China auch bei der Klimakonferenz im brasilianischen Belém "nicht festnageln lassen" wird.

07.11.2025, Brasilien, Belém: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht bei der Weltklimakonferenz COP30.

Klima retten - dort, wo der Wandel spürbar ist: In Belém, nah am Amazonas, tagt die UN-Klimakonferenz. Green Tech steht vor dem Durchbruch – doch die Welt verfehlt weiter ihre eigenen Klimaziele.

11.11.2025 | 9:34 min

Wird aus dem größten Klimasünder ein globaler Klimaschützer?

China bleibt bei internationalen Klimazielen gerne flexibel, hat aber zuletzt seine nationalen Ziele noch einmal konkretisiert: Die Volksrepublik will den Höhepunkt ihrer CO2-Emissionen spätestens bis 2030 erreichen, bis 2060 strebt sie Klimaneutralität an.

Internationalen Beobachtern erscheinen diese Ziele zwar unambitioniert. Allerdings setzten Chinesen Ziele lieber niedriger an und übertreffen sie hinterher, erklärt Heilmann. Anders in Europa, so Doris Fischer, da setze man sich eher "maximale Ziele, und wenn man hinterher 70 Prozent erreicht, ist man stolz. In China wäre das ein Gesichtsverlust."

Xi Jinping stellt Klimaziele vor

Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping hat den UN seine Klimaziele vorgestellt. Xi kündigte an, dass die Treibhausgasemissionen bis 2035 um bis zu zehn Prozent sinken sollen.

25.09.2025 | 0:30 min

Ist China bereit für eine Führungsrolle in der Klimafrage?

Heilmann erwartet, dass China aktiv und kooperativ in Brasilien auftreten wird. Schon alleine, weil China seine klimarelevanten Technologien exportieren will, hat die Volksrepublik ein hohes Interesse an internationalem Klimaschutz. Da US-Präsident Donald Trump den Klimawandel für eine Erfindung hält, ergibt sich aus Sicht von Sebastian Heilmann für China ein "Riesenchance in der Klimapolitik, die USA ins Abseits zu stellen".

Eine Führungsrolle bei der Weltklimakonferenz wird China aber seiner Einschätzung nach nur so lange akzeptieren, wie es auch die Bedingungen diktieren kann.

Ein abgestorbener Wald, die Bäume sind kahl und ohne Blätter oder Nadeln. Einige sind bereits schon umgefallen.

Der Klimawandel kommt schneller und heftiger als erwartet. Für Deutschland wurde ein Plus von 2,5 Grad gemessen. Die Folgen sind das Hauptthema auf dem Extremwetter-Kongress in Hamburg.

24.09.2025 | 1:30 min

Was ist mit der Beteiligung Chinas an der Klimaschutz-Finanzierung für Entwicklungsländer?

Geht es um Geld in einem gemeinsamen Topf, verweist China stets auf die historische Verantwortung der westlichen Industriestaaten für die globale Klimaerwärmung. Doris Fischer geht deshalb davon aus, dass China auch in Brasilien bei dieser Position bleiben wird: "Nach dem Motto: Lass' das mal die Industriestaaten machen, die haben ja auch den Klimawandel verursacht", so Doris Fischer.

Proteste bei UN-Klimakonferenz

In Brasilien haben indigene Aktivisten und ihre Unterstützer das Gelände der UN-Weltklimakonferenz gestürmt. Sie demonstrierten gegen die Zerstörung des Regenwaldes.

12.11.2025 | 1:37 min

Geht bei erneuerbaren Energien ohne China überhaupt noch was?

Bei sauberen Technologien wird China die Welt beliefern, die Europäer laufen hinterher.

Prof. Sebastian Heilmann, Universität Trier

Hinzu kommt: Ohne Seltene Erden geht nichts voran, und auch die kommen zum überwiegenden Teil aus China. Seltene Erden sind Rohstoffe, ohne die kein Windrad, kein Elektromotor, keine Photovoltaik funktioniert. China hat also alle Schlüsseltechnologien beim Klimaschutz in der Hand.

Von Kohle bis Seltene Erden
:Rohstoffe: Wie abhängig Deutschland ist

Die deutsche Abhängigkeit von Rohstoffen ist enorm. Mehr Bergwerke in Europa, dafür weniger Seltene Erden aus China - ein unrealistisches Szenario? Jein, sagt ein Experte.
von Jenifer Girke
Eine Legierung, die Seltenerdmetalle (Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym) enthält, bevor sie in einer Vakuuminduktionsschmelzanlage geschmolzen wird
mit Video

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Quelle: dpa

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