Weltklimakonferenz: 1.600 Fossil-Lobbyisten nehmen an COP30 teil

Weltklimakonferenz in Belém:1.600 Fossil-Lobbyisten nehmen an COP30 teil

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Kohle, Öl und Gas gelten als große Treiber der Erderwärmung. Dass an der Weltklimakonferenz mehr als 1.600 Lobbyisten dieser Industrien teilnehmen, empört Umweltorganisationen.

Brasilien, Belem: Ein Schriftzug für den bevorstehenden UN-Klimagipfel COP30 steht vor dem Pressezentrum in Belem im brasilianischen Bundesstaat Para.

Laut einer Datenanalyse sind mindestens 1.602 Lobbyisten der Öl-, Gas- und Kohleindustrie ganz offiziell beim UN-Treffen in Brasilien akkreditiert.

Quelle: dpa

Die Weltklimakonferenz berät über die Eindämmung der Erderwärmung - doch nach einer Datenanalyse sind mindestens 1.602 Lobbyisten der Öl-, Gas- und Kohleindustrie ganz offiziell beim UN-Treffen in Brasilien akkreditiert.

Das gab die Koalition "Kick Big Polluters Out" in Belém bekannt, die unter anderem von den Organisationen Transparency International, Global Witness, Greenpeace und dem Climate Action Network getragen wird. Ausgewertet wurden öffentlich zugängliche Daten des Klimasekretariats der Vereinten Nationen (UNFCCC).

Demonstrierende geraten mit Sicherheitspersonal aneinander, draußen vor dem Gebäude, wo die UN-Klimakonferenz stattfindet.

Bei der Klimakonferenz entlädt sich die Wut einiger indigener Aktivisten. Sie dürfen über ihren Lebensraum nicht mitverhandeln. Ob das Klima bei der COP gewinnt, bleibt abzuwarten.

12.11.2025 | 2:23 min

Zugang zu inneren Verhandlungszirkeln

Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten mehr Zugangspässe als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten. Namentlich sind dies der Tschad, Niger, die Salomonen, Mikronesien, Guinea-Bissau, Sudan, Somalia, Tonga sowie Sierra Leone, Somalia und Eritrea. Sie kommen zusammen nur auf 1.061 Delegierte in Belém.

Oft gehören solche Lobbyisten zu Handels- oder Wirtschaftsverbänden, die zu den Klimakonferenzen "Beobachter" entsenden dürfen. Der Analyse zufolge wurden sogar 164 Lobbyisten direkt über Regierungsdelegationen akkreditiert. Frankreich etwa habe in seiner offiziellen Delegation 22 Vertreter aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe, darunter fünf von TotalEnergies.

Und insgesamt 599 der rund 1.600 Lobbyisten haben eine "Party Overflow"-Akkreditierung, was ihnen Zugang bis in innere Verhandlungszirkel verschafft.

Harald Lesch und Dunja Hayali sprechen im Schaltgespräch

Anlässlich der COP30 fordert Astrophysiker Harald Lesch eine entschiedenere Klimapolitik. Es werde oft so getan, als ob Ökonomie und Ökologie im Widerspruch zueinander stünden.

12.11.2025 | 7:10 min

Umweltschützer fordern Ausschluss von Umweltverschmutzern

Die Koalition aus Dutzenden Umwelt- und Klimaorganisationen fordert nun, dass die Vereinten Nationen künftig große Umweltverschmutzer von Klimagipfeln ausschließen, damit sie hinter verschlossenen Türen, auf den Gängen oder bei informellen Treffen keinen Einfluss auf die Delegierten nehmen können.

Das Argument: Deren Lobbyinteressen widersprächen fundamental dem völkerrechtlichen Auftrag der Klimakonferenz, die Erderwärmung einzudämmen. Überdies müssten alle Teilnehmer verpflichtet werden, ihre Finanzquellen und potenzielle Interessenkonflikte offenzulegen, um Transparenz zu schaffen.

Von der Flut betroffene Menschen waten in Pakistan durch Wasser, um sich in Sicherheit zu bringen.

Wetterextreme wie Hitzewellen, Stürme, Starkregen und Überflutungen treffen vor allem Entwicklungsstaaten. Das zeigt der Klimarisiko-Index der Organisation "Germanwatch“.

12.11.2025 | 1:30 min

NGO: Regierungen als Komplizen der Lobbyisten

Ivonne Yanez von Acción Ecológica aus Ecuador sagte, die Öl-, Gas- und Kohlekonzerne trieben die Welt in den Abgrund. Und viele Regierungen seien ihre Komplizen, weil sie Fossil-Lobbyisten zu Klimagipfeln mitbringen oder zumindest dulden.

Seit 30 Jahren bieten Klimagipfel den Ölkonzernen eine ideale Bühne, um ihr Image aufzupolieren, Geschäfte zu machen und neue Wege zu finden, um ungestraft ihre Umweltverbrechen zu begehen.

Ivonne Yanez, Umweltorganisation Acción Ecológica

Die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle setzt das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid frei, das den Planeten gefährlich aufheizt. Die fatalen Folgen sind häufigere und heftigere Dürren, Hitzewellen, Waldbrände und Stürme. Auf der Klimakonferenz in Dubai 2023 haben sich eigentlich alle 200 Staaten auf eine Abkehr von diesen fossilen Brennstoffen geeinigt, doch gibt es in vielen Staaten Ausbaupläne.

Erdkugel schwimmt im Wasser unter Unwetter. Harald Lesch steht mit kritischem Blick daneben.

Extreme Wetterlagen häufen sich. Warum tun wir nichts, obwohl die Warnzeichen unübersehbar sind? Harald Lesch zeigt, was sich ändern muss, damit wir endlich ins Handeln kommen.

28.07.2025 | 29:18 min

Belém: Ein Lobbyist kommt auf 25 Delegierte

In Dubai waren der damaligen Analyse zufolge sogar mehr als 2.450 Fossil-Lobbyisten akkreditiert - ein Rekord. Im Vergleich ist die Teilnehmerzahl bei der COP30 nun geringer, auch liegt sie unter der des letztjährigen Gipfels in Aserbaidschan. Doch gestiegen ist der relative Anteil der Lobbyisten, jetzt in Belém kommt nämlich fast ein Lobbyist auf 25 Delegierte.

Jax Bonbon von der Entwicklungsorganisation Ibon International mit Sitz auf den Philippinen sprach von einer Farce, dass so viele Lobbyisten da seien. "Es ist empörend anzusehen, wie ihr Einfluss Jahr für Jahr zunimmt." Leidtragende seien der UN-Prozess und die betroffenen Menschen, die unter den Folgen der Klimakrise leiden.

Quelle: dpa

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