COP30: Brasilien will Regenwald mit Fonds schützen

COP30 in Belém:Lula will Regenwald mit Milliardenfonds schützen

Terra X | Nano - Die Wissens-Kolumne: Elisa Miebach

von Elisa Miebach

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Regenwälder für immer: Brasiliens Präsident Lula stellt zahlreichen Staatschefs ein Großprojekt zur Rettung der Wälder vor. Damit sorgt er international für Hoffnung - und Kritik.

Morgendlicher Nebel über dem Amana-Fluss, einem Nebenfluss des Amazonas im Bundesstaat Amazonas, Brasilien, Südamerika.

Brasiliens Präsident Lula präsentiert in Belém den Tropical Forest Forever Fund, um mit Milliarden den Schutz des Amazonas-Regenwaldes zu sichern.

Quelle: ddp

Rund 50 Staats- und Regierungschefs haben sich im Amazonasgebiet versammelt. Es ist der politische Auftakt der 30. Klimakonferenz, deren Verhandlungen am Montag beginnen. Vor den Augen der Welt kündigte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva seinen größten Vorstoß zur Rettung der Regenwälder bisher an: die sogenannte Tropical Forest Forever Facility (TFFF). Ein Finanzinstrument, das - so der Name - für ewig bestehende tropische Wälder sorgen soll.

Wälder sind mehr wert, wenn sie stehen, als wenn sie abgeholzt sind. Sie sollten zum Bruttoinlandsprodukt unserer Länder gezählt werden.

Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident Brasiliens

Luftaufnahme eines Waldbrands im Amazonasgebiet. Rauch steigt über einem dichten Wald auf, die Baumkronen sind teilweise von Flammen und Rauch verdeckt

Rund 60 Prozent des Amazonas liegen in Brasilien, dem Gastgeber der UN-Klimakonferenz. Der Regenwald ist entscheidend für das globale Klima, doch Abholzung und Bedrohung der Indigenen gehen weiter.

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Fonds mit Startkapital von 25 Milliarden Dollar geplant

Der Fonds soll mit einem Startkapital von rund 25 Milliarden US-Dollar beginnen, finanziert von Staaten, internationalen Institutionen und eventuell auch Stiftungen. Später sollen bis zu 100 Milliarden Dollar von privaten Investoren dazukommen. Brasilien selbst will nach Lulas Ankündigung mit gutem Beispiel vorangehen und eine Milliarde Dollar in den Fonds einzahlen.

COP30 ist die COP der Wahrheit. Jetzt ist der Moment, es ernst zu meinen.

Luiz Inácio Lula da Silva, Präsident Brasiliens, bei der COP-Eröffnung

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Merz sichert finanzielle Unterstützung zu

Bei einem Klimagipfel von Staats- und Regierungschefs in Belém sagte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ebenfalls finanzielle Unterstützung für den neuen Fonds zu. Deutschland werde "einen namhaften Betrag zum Gelingen dieser Initiative beisteuern", sagte Merz. Einen konkreten Finanzierungsbeitrag nannte der Kanzler aber nicht.

Länder mit tropischen Wäldern bekämen den brasilianischen Plänen zufolge regelmäßige Zahlungen, wenn sie ihre Waldflächen erhalten. Nach Angaben der brasilianischen Regierung sind etwa vier US-Dollar pro Hektar vorgesehen.

Der Amazonas-Regenwald beherbergt rund 20 Prozent des flüssigen Süßwassers der Erde und spielt eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem. Die Abholzung schreitet jedoch weiter voran. Brasilien hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit illegaler Rodung, schwacher Umweltaufsicht und politischem Druck aus der Agrarlobby zu kämpfen gehabt.


Regelmäßige Zahlungen - auch an Indigene

Mindestens 20 Prozent der Mittel sollen direkt indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften zugutekommen. Sie gelten als wichtigste Akteure im Schutz der Wälder.

Das Besondere an der Idee ist die Struktur des Fonds: Das eingezahlte Kapital soll langfristig angelegt und nicht selbst für den Waldschutz ausgegeben werden. Die jährlichen Erträge und Zinsen aus diesen Investitionen bilden die Grundlage für die Auszahlungen an teilnehmende Länder. So soll sichergestellt werden, dass der Fonds dauerhaft wirkt und nicht - wie manche bisherige Klimafinanzierungen - nach wenigen Jahren versandet.

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Hoffnung auf neues Kapitel im Klimaschutz

Mit dem Fonds will Brasilien eine internationale Lücke schließen. Während es seit Jahren Klimafonds für erneuerbare Energien und Anpassungsmaßnahmen gibt, fehlt bislang ein dauerhaftes großes Finanzierungsmodell speziell für tropische Wälder. Die Beraterin des indonesischen Klimaministers, Haruni Krisnawati, sieht in dem Fonds eine "transformative Chance" für mehr Innovation und Ehrgeiz im Klimaschutz.

Für viele ist der Vorstoß auch ein Signal, dass Brasilien seine frühere Führungsrolle im Klimaschutz wieder einnehmen will - nach Jahren unter dem vorherigen Präsidenten Jair Bolsonaro, in denen die Abholzung stark zugenommen hatte.

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Greenpeace: "Investitionen müssen zusätzlich sein"

Martin Kaiser, Vorstand von Greenpeace Deutschland, mahnt jedoch dringende Verbesserungen an, bevor Deutschland Milliarden in den Fonds investiere. "Investitionen müssen zusätzlich zu den bisherigen Klima- und Naturschutzfinanzierungen verbucht werden", so Kaiser. Und die Definition von förderbaren Waldflächen müsse strenger werden. Waldflächen, die zu 70 bis 80 Prozent gerodet seien, dürften nicht förderbar sein.

Kaiser schlägt vor, dass die Zahlungen in den Fonds durch Abgaben von Milliardären und der fossilen Industrie ergänzt werden. Als positiv vermerkt er, dass indigene und lokale Gemeinschaften an den Zahlungen beteiligt werden.

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Keine Sicherheit für Reduktion von Emissionen?

Auch andere Organisationen äußerten sich skeptisch. Ein Bericht des NGO-Verbundes Global Forest Coalition und der bolivianischen Fundación Solón nannte den TFFF eine "falsche Lösung". Der Fonds übertrage den Schutz der Wälder in ein marktgetriebenes System, ohne sicherzustellen, dass Emissionen tatsächlich reduziert oder Lebensräume effektiv geschützt würden.

Darüber hinaus bleibt unklar, wie der Fonds mit bestehenden Umweltrisiken in Brasilien umgehen wird. Greenpeace verweist darauf, dass weiterhin Banken und Agrarkonzerne von Projekten profitieren, die indirekt mit Entwaldung in Verbindung stehen - etwa beim Soja-Anbau oder der Rinderzucht im Amazonasgebiet.

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