Zehn Jahre nach Paris-Abkommen:Klimaschutz: Alles umsonst oder kann Belém retten?
von Elisa Miebach, Belém
30 Jahre Klimakonferenz, zehn Jahre Paris-Abkommen - und die Emissionen brechen weiter Rekorde. Kann die Jubiläums-Klimakonferenz in Brasilien in Zeiten der Krise etwas erreichen?
Bei der UN-Klimakonferenz in Brasilien geht es darum, wie die Erderwärmung begrenzt und Klimaziele eingehalten werden können. Ein aktueller Bericht verdeutlicht die Dringlichkeit.
07.11.2025 | 1:20 minNoch nie wurde so viel CO2 ausgestoßen wie im vergangenen Jahr. Und in diesem Jahr wird voraussichtlich noch einmal mehr CO2 ausgestoßen. Gletscher schmelzen, Korallenriffe sterben, die stärksten bisher gemessenen Stürme ziehen über den Planeten.
2024 lag die globale Durchschnittstemperatur erstmals 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Damit ist das 1,5 Grad Limit noch nicht im langjährigen Durchschnitt gerissen, aber nur wenige halten es noch für erreichbar. Ist die internationale Klimadiplomatie gescheitert?
2015 fand in Paris die erste Klimakonferenz statt, das 1,5-Grad-Ziel wurde gesetzt. Welche Konsequenzen hatte das, was wurde umgesetzt? Was schaffen Klimakonferenzen heute?
06.11.2025 | 2:14 minFortschritte mit Blick auf die Erderwärmung
Ein Blick in einen neuen UN-Bericht zeigt zumindest einen Fortschritt. Als das Pariser Klimaabkommen 2015 beschlossen wurde, lag die prognostizierte Erderwärmung noch bei rund vier Grad. Heute rechnet der Bericht - auf Grundlage aktueller Politiken - mit unter drei Grad. Werden alle Klimaziele eingehalten, schätzen die UN die Erwärmung auf 2,5 Grad bis 2100.
Ein zweitägiger Gipfel der Staats- und Regierungschefs bildet am Donnerstag und Freitag den politischen Auftakt der 30. UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belem. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind der Einladung des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva gefolgt. Aufgrund begrenzter Hotelkapazitäten in der Amazonas-Metropole wurde das hochrangige Treffen, das traditionell die Klimakonferenz eröffnet, einige Tage vorgezogen.
Jedes Zehntelgrad, um das die Erderwärmung begrenzt werden könne, mache einen Unterschied, so Klimaforscher. Doch 2,5 bis drei Grad seien bereits dramatisch, sagt Niklas Höhne, Professor am Kölner New Climate Institute.
Die Warnungen der Wissenschaft sind eindeutig, doch das politische Handeln bleibt weit dahinter zurück. Wohl auch auf dem Klimagipfel in Brasilien. Dazu Christoph Röckerath.
06.11.2025 | 1:05 minKriege und Rechtsruck erschweren Fortschritte beim Klima
Die 30. Klimakonferenz der Vereinten Nationen im brasilianischen Belém startet unter besonders schwierigen Bedingungen.
Die jetzige Weltlage ist nicht auf Kooperation gepolt.
Prof. Niklas Höhne, New Climate Institute
Kriege, Rechtsruck in westlichen Demokratien und eine US-Administration, die sich jenseits der Fakten bewegt - in solch einer Gemengelage sei es schwierig, Fortschritte zu erzielen.
Auch die Öl- und Gasindustrie, eine der reichsten Industrien weltweit, übt Druck auf die Konferenzen aus. "Man hat ein bisschen das Gefühl, dass diese Industrie verstanden hat, dass die internationalen Klimaverhandlungen funktionieren können", so Höhne. Daher arbeite sie aktiv gegen die internationalen Verhandlungen.
Trotz internationaler Zusagen geht die Zerstörung der Wälder weltweit kaum zurück. Agrarnutzung, Straßenbau und Brennholzgewinnung sind weiterhin die Hauptursachen.
14.10.2025 | 1:27 minTrump zerstört gezielt internationale Kooperation
Unlängst scheiterte aufgrund der Ölstaaten, darunter auch die USA, eine andere UN-Konferenz, auf der ein internationales Abkommen zur Begrenzung des Plastikmülls beschlossen werden sollte.
Auch eine Entscheidung zur CO2-Bepreisung in der internationalen Schifffahrt bei einer Konferenz der Internationalen Maritimen Organisation wurde gestoppt - auf Druck von US-Präsident Donald Trump, der Staaten bei Zustimmung hohe Zölle androhte. Selbst der European Green Deal steht unter Beschuss.
Trotz allem könne von der jetzigen Klimakonferenz ein wichtiges Signal ausgehen, gerade wenn sich diejenigen Länder zusammenschließen, die Fortschritte sehen wollen, hofft Höhne.
Nach intensiven Verhandlungen einigen sich die EU-Umweltminister auf ein Klimaziel für 2040: Die Treibhausgasemissionen sollen bis dahin um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken.
05.11.2025 | 0:25 minNeue Dynamiken auf COP möglich
Auch der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, sieht Chancen für die kommende Klimakonferenz und fordert pragmatische Allianzen, etwa zwischen der EU und China, wo auch wirtschaftliche Interessen an der Energiewende bestehen.
Wir haben keine Weltregierung. Aber wir können Kooperationen schaffen, die sich lohnen.
Prof. Ottmar Edenhofer, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung
Und seit dem Paris-Abkommen habe sich etwas verändert, so Edenhofer. Europa habe sein Wirtschaftswachstum vom Emissionswachstum entkoppelt, China investiere massiv in Erneuerbare - und sogar in den USA schreite der Ausbau der Erneuerbaren weiter voran.
Die globale Erwärmung schreitet voran und das Wetter wird extremer - schneller als bislang angenommen. Auf dem Extremwetterkongress in Hamburg wird diese Entwicklung diskutiert.
24.09.2025 | 2:33 minSelbst in republikanischen Staaten wie Kentucky etwa eröffnete in diesem Jahr der in diesem Staat größte Solarpark auf dem Gelände eines stillgelegten Kohlekraftwerks. Weltweit überstieg das Wachstum der Erneuerbaren alle Prognosen. Im ersten Halbjahr 2025 wurde erstmals mehr Strom aus Erneuerbaren produziert als aus Kohlekraft.
Hitze, Fluten und Starkregen setzten Museen, Schlössern und Gärten zu. Ein Pilotprojekt unterstützt deutsche Kultureinrichtungen bei klimaresilientem und denkmalgerechtem Schutz.
22.09.2025 | 2:34 min89 Prozent fordern mehr Klimaschutz
Und selbst in den Krisen bleibt ein Rückhalt für Klimaschutz weltweit. In einer Studie, veröffentlicht im Wissenschaftsmagazin Nature Climate Change, sagten 89 Prozent von über 130.000 Befragten aus 125 Ländern, dass ihre Regierung mehr für den Klimaschutz tun sollte.
Die Klimakonferenz bleibt das einzige Forum, in dem Vertreter aller dieser Regierungen zusammenkommen. Und es bleibt ein Format, das die geballte globale Aufmerksamkeit auf ein Thema legt, bei dem die Welt noch weit ab vom Kurs ist.
EU-Klimakommissar Hoekstra hat den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen kritisiert. Das sagte er zum Auftakt des 16. Petersberger Klimadialogs in Berlin.
26.03.2025 | 0:23 minMehr zum Klimawandel
Gutachten aus Den Haag:IGH: Saubere Umwelt ist ein Menschenrecht
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