Klimaschutz: Alles umsonst? Was kann Klimakonferenz retten?

Zehn Jahre nach Paris-Abkommen:Klimaschutz: Alles umsonst oder kann Belém retten?

von Elisa Miebach, Belém

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30 Jahre Klimakonferenz, zehn Jahre Paris-Abkommen - und die Emissionen brechen weiter Rekorde. Kann die Jubiläums-Klimakonferenz in Brasilien in Zeiten der Krise etwas erreichen?

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva spricht in Belem mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen während eines Treffens vor dem Weltklimagipfel COP30.

Kurz vor dem Weltklimagipfel treffen sich Staats- und Regierungschefs im brasilianischen Belém. Mit dem Amazonas als Kulisse soll die Dringlichkeit des Klimaschutzes betont werden.

06.11.2025 | 1:40 min

Noch nie wurde so viel CO2 ausgestoßen wie im vergangenen Jahr. Und in diesem Jahr wird voraussichtlich noch einmal mehr CO2 ausgestoßen. Gletscher schmelzen, Korallenriffe sterben, die stärksten bisher gemessenen Stürme ziehen über den Planeten.

2024 lag die globale Durchschnittstemperatur erstmals 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Damit ist das 1,5 Grad Limit noch nicht im langjährigen Durchschnitt gerissen, aber nur wenige halten es noch für erreichbar. Ist die internationale Klimadiplomatie gescheitert?

Reem Alabali Radovan und Carsten Schneider geben eine Pressekonferenz

Nach intensiven Verhandlungen einigen sich die EU-Umweltminister auf ein Klimaziel für 2040: Die Treibhausgasemissionen sollen bis dahin um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken.

05.11.2025 | 0:25 min

Fortschritte mit Blick auf die Erderwärmung

Ein Blick in einen neuen UN-Bericht zeigt zumindest einen Fortschritt. Als das Pariser Klimaabkommen 2015 beschlossen wurde, lag die prognostizierte Erderwärmung noch bei rund vier Grad. Heute rechnet der Bericht - auf Grundlage aktueller Politiken - mit unter drei Grad. Werden alle Klimaziele eingehalten, schätzen die UN die Erwärmung auf 2,5 Grad bis 2100.

Ein zweitägiger Gipfel der Staats- und Regierungschefs bildet am Donnerstag und Freitag den politischen Auftakt der 30. UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belem. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind der Einladung des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva gefolgt. Aufgrund begrenzter Hotelkapazitäten in der Amazonas-Metropole wurde das hochrangige Treffen, das traditionell die Klimakonferenz eröffnet, einige Tage vorgezogen.


Jedes Zehntelgrad, um das die Erderwärmung begrenzt werden könne, mache einen Unterschied, so Klimaforscher. Doch 2,5 bis drei Grad seien bereits dramatisch, sagt Niklas Höhne, Professor am Kölner New Climate Institute.

04.11.2025, Brasilien, Belem: Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva spricht während eines Interviews mit ausländischen Medien im Vorfeld der internationalen Weltklimakonferenz COP30 in Belem

Vor der Weltklimakonferenz in Brasilien warnt ein UN-Bericht vor einer folgenschweren Erwärmung von bis zu 2,8 Grad bis zum Jahr 2100 wegen unzureichender Klimaschutzanstrengungen.

04.11.2025 | 2:54 min

Kriege und Rechtsruck erschweren Fortschritte beim Klima

Die 30. UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém startet unter besonders schwierigen Bedingungen.

Die jetzige Weltlage ist nicht auf Kooperation gepolt.

Prof. Niklas Höhne, New Climate Institute

Kriege, Rechtsruck in westlichen Demokratien und eine US-Administration, die sich jenseits der Fakten bewegt - in solch einer Gemengelage sei es schwierig, Fortschritte zu erzielen.

Auch die Öl- und Gasindustrie, eine der reichsten Industrien weltweit, übt Druck auf die Konferenzen aus. "Man hat ein bisschen das Gefühl, dass diese Industrie verstanden hat, dass die internationalen Klimaverhandlungen funktionieren können", so Höhne. Daher arbeite sie aktiv gegen die internationalen Verhandlungen.

Im Wald wird gegen die Waldrodung demonstriert

Trotz internationaler Zusagen geht die Zerstörung der Wälder weltweit kaum zurück. Agrarnutzung, Straßenbau und Brennholzgewinnung sind weiterhin die Hauptursachen.

14.10.2025 | 1:27 min

Trump zerstört gezielt internationale Kooperation

Unlängst scheiterte aufgrund der Ölstaaten, darunter auch die USA, eine andere UN-Konferenz, auf der ein internationales Abkommen zur Begrenzung des Plastikmülls beschlossen werden sollte.

Auch eine Entscheidung zur CO2-Bepreisung in der internationalen Schifffahrt bei einer Konferenz der Internationalen Maritimen Organisation wurde gestoppt - auf Druck von US-Präsident Donald Trump, der Staaten bei Zustimmung hohe Zölle androhte. Selbst der European Green Deal steht unter Beschuss.

Trotz allem könne von der jetzigen Klimakonferenz ein wichtiges Signal ausgehen, gerade wenn sich diejenigen Länder zusammenschließen, die Fortschritte sehen wollen, hofft Höhne.

 Ein Teilnehmer geht über den 15. Extremwetterkongresses in der Hafencity Universität Hamburg. Der Kongress befasst sich unter anderem mit dem Thema Extremwetter im Klimawandel

Die globale Erwärmung schreitet voran und das Wetter wird extremer - schneller als bislang angenommen. Auf dem Extremwetterkongress in Hamburg wird diese Entwicklung diskutiert.

24.09.2025 | 2:33 min

Neue Dynamiken auf COP möglich

Auch der Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, sieht Chancen für die kommende Klimakonferenz und fordert pragmatische Allianzen, etwa zwischen der EU und China, wo auch wirtschaftliche Interessen an der Energiewende bestehen.

Wir haben keine Weltregierung. Aber wir können Kooperationen schaffen, die sich lohnen.

Prof. Ottmar Edenhofer, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Und seit dem Paris-Abkommen habe sich etwas verändert, so Edenhofer. Europa habe sein Wirtschaftswachstum vom Emissionswachstum entkoppelt, China investiere massiv in Erneuerbare - und sogar in den USA schreite der Ausbau der Erneuerbaren weiter voran.

Selbst in republikanischen Staaten wie Kentucky etwa eröffnete in diesem Jahr der in diesem Staat größte Solarpark auf dem Gelände eines stillgelegten Kohlekraftwerks. Weltweit überstieg das Wachstum der Erneuerbaren alle Prognosen. Im ersten Halbjahr 2025 wurde erstmals mehr Strom aus Erneuerbaren produziert als aus Kohlekraft.

22.06.2025, Berlin: Menschen verfolgen bei hohen Temperaturen das Open-Air Konzert der «Staatsoper für alle» der Staatskapelle Berlin.

Hitze, Fluten und Starkregen setzten Museen, Schlössern und Gärten zu. Ein Pilotprojekt unterstützt deutsche Kultureinrichtungen bei klimaresilientem und denkmalgerechtem Schutz.

22.09.2025 | 2:34 min

89 Prozent fordern mehr Klimaschutz

Und selbst in den Krisen bleibt ein Rückhalt für Klimaschutz weltweit. In einer Studie, veröffentlicht im Wissenschaftsmagazin Nature Climate Change, sagten 89 Prozent von über 130.000 Befragten aus 125 Ländern, dass ihre Regierung mehr für den Klimaschutz tun sollte.

Die Klimakonferenz bleibt das einzige Forum, in dem Vertreter aller dieser Regierungen zusammenkommen. Und es bleibt ein Format, das die geballte globale Aufmerksamkeit auf ein Thema legt, bei dem die Welt noch weit ab vom Kurs ist.

EU-Klimakommissar Hoekstra bei einem Treffen EU-Kommision in Brüssel.

EU-Klimakommissar Hoekstra hat den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen kritisiert. Das sagte er zum Auftakt des 16. Petersberger Klimadialogs in Berlin.

26.03.2025 | 0:23 min

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  1. Plastikmüll an einem Strand auf Bali, Indonesien, am 30.03.2025.

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    Elisa Miebach, Genf
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  2. Ein Schaufelradbagger trägt Braunkohle ab

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