Neuer UN-Bericht :Welt besser beim Klimaschutz, aber nicht gut genug
von Mark Hugo
Kurz vor der Weltklimakonferenz zeigt ein UN-Bericht: Die Welt wird besser beim Klimaschutz. Noch steuert die Erderwärmung aber auf ein katastrophales Niveau zu.
Alle paar Jahre blüht die Atacama-Wüste in Chile. Die extrem robusten Blumen trotzen den Folgen des Klimawandels.
Quelle: AFPDie Pata de Guanaco ist ein kleines Wunder. Alle paar Jahre blüht sie in der Atacama-Wüste von Chile. Einen trockeneren Ort kann man sich kaum vorstellen. Der Blume scheint es egal zu sein und genau das macht sie interessant für die Wissenschaft.
Die EU hat vor dem Beginn der UN-Klimakonferenz COP30 einen außerordentlichen Klimarat einberufen, um gemeinsame Klimaziele 2035 und 2040 festzulegen.
04.11.2025 | 3:06 min"Wenn wir das Genom und die genetische Information der Pflanze verstehen und dabei herausfinden, welche Gene bei Dürre eine Rolle spielen, könnten wir dieses Wissen nutzen, um Pflanzen mit höherer Widerstandskraft zu entwickeln", sagt Ariel Orenalla, Biologe an der Universität Andres Bello.
UN-Bericht: Welt tut nicht genug
Denn Anpassungsstrategien an die Folgen des Klimawandels scheinen notwendig. Die Erderwärmung schreitet voran und die Welt tut noch nicht genug, um das zu ändern. So jedenfalls sieht das der aktuelle "Emissions Gap Report" des UN-Umweltprogramms UNEP.
Die Kernaussage: Sollten die bisher unter dem Pariser Vertrag eingereichten Klimaziele der Länder tatsächlich voll und ganz umgesetzt werden, dann würde die Welt auf eine Erderwärmung von 2,3 bis 2,5 Grad in diesem Jahrhundert zusteuern.
Die diesjährige Weltklimakonferenz COP30 findet vom 10. bis zum 21. November in Belém im brasilianischen Amazonasgebiet statt. Top-Themen sind die Klimafinanzierung ärmerer Länder und die Überprüfung der überarbeiteten nationalen Klimapläne. Bereits am 6. und 7. November kommen in Belém Staats- und Regierungschefs zu Beratungen zusammen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird erwartet.
Prognose für Temperatur besser
Das sei immerhin besser als in den vergangenen Jahren und zeige, dass das Pariser Klimaschutzabkommen zu Fortschritten geführt habe, sagt Prof. Niklas Höhne vom NewClimate Institute, der an dem Report mitgearbeitet hat.
Unsere Prognose für die Temperatur in der Zukunft ist besser.
Prof. Niklas Höhne, NewClimate Institute
Allerdings reiche das "bei weitem" noch nicht aus, um das Klimaziel von Paris, die Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, zu erreichen.
Laut einer Studie von Klimaforschern wird es tropische Korallenriffe in der Zukunft wahrscheinlich nicht mehr geben. Grund sind irreparable Schäden durch den Klimawandel.
13.10.2025 | 1:19 min1,5-Grad-Marke wird wohl gerissen
Dass die 1,5-Grad-Marke innerhalb der nächsten zehn Jahre gerissen wird, sei, so der Bericht, übrigens sehr wahrscheinlich. Die Herausforderung bestehe darin, dafür zu sorgen, dass dieser "Overshoot" nur ein vorübergehender Zustand sei. Bis 2100 zu 1,5 Grad Erderwärmung zurückzukehren, sei immer noch möglich.
Die Korallenbleiche gilt als erster Kipppunkt im Klimasystem, andere könnten folgen. Damit würde eine Kettenreaktion ausgelöst, die sich nicht mehr stoppen lässt und das Klima verändert.
21.10.2025 | 0:59 min"Funktionierende Lösungen gibt es schon. Vom schnellen Hochlauf günstiger erneuerbarer Energie bis zur Reduktion des Methan-Ausstoßes wissen wir, was getan werden muss", sagt dazu UNEP-Direktorin Inger Andersen. "Jetzt ist die Zeit für die Länder, alles zu geben und mit ambitioniertem Klimaschutz in ihre Zukunft zu investieren." Das führe nebenbei zu wirtschaftlichem Wachstum, eine bessere Gesundheit, mehr Jobs, Energiesicherheit und Widerstandsfähigkeit.
Viele Klimaschutzziele fehlen noch
Ein Appell, der vermutlich nicht ohne Grund kommt. Eigentlich hätten bis Ende September alle Vertragsstaaten unter dem Pariser Abkommen neue, nachgebesserte Klimaschutzziele - im Fachjargon NDCs - einreichen oder zumindest ankündigen müssen. Getan haben das nur 60. Auch das der EU fehlt bisher. Die UNEP stellt außerdem eine "große Lücke bei der Umsetzung" fest.
Die Länder müssten deutlich "nachlegen", sagt Niklas Höhne. 2030 müsste der Ausstoß von Treibhausgasen dafür 40 Prozent niedriger liegen als noch 2019.
Der Klimawandel hat bereits jetzt ein gefährliches Niveau erreicht.
Prof. Niklas Höhne, NewClimate Institute
Dürren, Extremwetter und Überschwemmung nehmen zu. Das jüngste Beispiel ist der verheerende Hurrikan "Melissa" in der Karibik. Durch den Klimawandel werden solche Stürme langsamer und intensiver.
Der Wirtschaftswissenschaftler Michael Hüther sagt, es fehle der deutschen Wirtschaft an Planungssicherheit für eine grüne Transformation. Man müsse "Investitionsbremsen" lösen.
02.11.2025 | 7:27 minBei drei Grad würden sich Schäden mehr als verdoppeln
Und das bei einer Erderwärmung um bis jetzt 1,4 Grad im langjährigen Mittel. Bleibt die Klimapolitik genau so, wie sie gerade ist - also ohne weitere Ambitionen - steigt die Erderwärmung laut UN auf 2,8 Grad. Die Schäden würden sich mehr als verdoppeln, sagt Höhne. "Da kann man sich schnell ausrechnen: Das ist überhaupt nicht beherrschbar."
Eine solche Welt würde unsere Gesellschaft einfach nicht aushalten.
Prof. Niklas Höhne, NewClimate Institute
Und nicht nur die. Sogar die Pata de Guanaco in der Atacama-Wüste wäre bei diesen Temperaturen wohl hoffnungslos überfordert.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion
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