Neuer Bericht zum Zustand der Meere:Diese drei großen Krisen belasten die Ozeane weltweit
Drei große Krisen machen den Ozeanen laut Copernicus Marine Service der EU mehr denn je zu schaffen. Extreme Hitzewellen etwa brechen alle Rekorde. Was Experten fordern.
Das Great Barrier Reef: Das riesige Korallenriff ist von Klimawandel und Hitzewellen bedroht.
Quelle: dpaWenn man so will, könnte die Atlantische Blaukrabbe eine tragische Symbolfigur für den schlechten Zustand der Meere sein: Im heimischen Atlantik sind ihre Bestände bedroht - unter anderem wegen schwindender Lebensräume.
Siegeszug invasiver Krabben im Mittelmeer
Im Mittelmeer dagegen fühlt sie sich bei steigenden Temperaturen pudelwohl und breitet sich fast ungehemmt aus. Zum Leidwesen heimischer Arten an den italienischen Küsten. Die verdrängt sie und macht der Fischerei zunehmend zu schaffen.
Der Siegeszug der invasiven Blaukrabbe ist dabei nur ein Symptom der Probleme, die der EU-Dienst Copernicus Marine Service im neuen Ocean State Report benennt.
In den Ozeanen fühlt sich André Wiersig als Gast - Begegnungen mit Haien, Walen und Quallen gehören für ihn dazu. Als Meeresbotschafter der UN kämpft er gegen Plastikmüll und Überfischung.
13.04.2025 | 28:54 minDrei Krisen haben Ozeane erfasst
Gleich drei Krisen haben danach bereits alle Bereiche der Ozeane weltweit erfasst:
- der Rückgang biologischer Vielfalt,
- die Verschmutzung durch Plastik und
- der Klimawandel.
Die Ozeane verändern sich schnell, mit Rekord-Extremen und zunehmenden Folgen.
Dr. Karina von Schuckmann, Meeresforscherin
Ozeane heizen sich schnell auf
Ein Problem: Die Meere nehmen rund 90 Prozent der zusätzlichen Wärme auf, die der Ausstoß von Treibhausgasen verursacht. Dadurch heizen sie sich auf - mit wachsendem Tempo. Im Frühjahr 2024 stieg die globale Durchschnittstemperatur der Meeresoberfläche auf den Rekordwert von 21 Grad.
Die Temperatur steigt stärker als bisher angenommen. Auf dem Extremwetterkongress in Hamburg wird über mögliche Folgen diskutiert. Meteorologe Özden Terli spricht über Handlungsansätze.
25.09.2025 | 5:44 minBetroffen waren etwa der nordöstliche Atlantik und angrenzende Meere rund um Europa. Dort seien die Erwärmung und die Versauerung der Meere stärker gestiegen als im globalen Durchschnitt. Das bedroht laut Bericht nicht nur Ökosysteme und die Biodiversität, sondern längst auch "wirtschaftliche Schlüsselsektoren wie Aquakulturen und den Tourismus an den Küsten."
2023: Marine Hitzewelle vor Italien
So erlebte das Mittelmeer beispielsweise 2023 die längste Marine Hitzewelle seit 40 Jahren, erklärt Dr. Riccardo Martelucci vom Nationalen Institut für Ozeanografie in Italien. Die Oberflächentemperatur lag 4,3 Grad über dem normalen Wert. Das waren perfekte Bedingungen für die Atlantische Blaukrabbe. Mit der Folge, dass die Muschel-Produktion im Po-Delta praktisch zum Erliegen kam.
Gefahr für Küstenregionen durch höheren Meeresspiegel
Von 1901 bis 2024, so der Bericht, stieg außerdem der Meeresspiegel um fast 23 Zentimeter an. Küstenregionen sind dadurch zunehmen von Erosion und Fluten bedroht. Allein in Europa leben dort rund 200 Millionen Menschen.
Und auch der Rückgang des Eises schreite fort. Die Arktis etwa hatte im März 2025 etwa zwei Millionen Quadratkilometer weniger Eis als im Langzeitdurchschnitt. Das ist sechs Mal die Fläche von Polen.
Die Arktis erwärmt sich deutlich schneller als andere Regionen. Christa Orben erklärt, welche Folgen das für das Wetter in Europa hat.
28.09.2023 | 0:39 minFür Pierre Bahurel vom Institut Mercator Ocean International, das am Report federführend beteiligt war, bestätigen die Ergebnisse, "dass wir uns auf gefährliche Weise den planetaren Grenzen nähern". Die Wissenschaft wisse aber warum und was es bedeute, sagt Meeresforscherin Dr. Karina von Schuckmann.
Dieses Wissen ist nicht nur eine Warnung.
Dr. Karina von Schuckmann, Mercator Ocean International
Sondern damit hätte man auch eine Vorlage zur Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Meer, erläutert Von Schuckmann.
Mahnung: Treibhausgase drastisch reduzieren
Klimaforscher wie Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sehen in dem Bericht eine weitere Mahnung an die Adresse der Politik. Regierungen müssten nun alles tun, "um diese Trends zu verlangsamen, indem die Verbrennung fossiler Brennstoffe drastisch reduziert wird".
Denn was mit Meeren passiere, habe auch Konsequenzen für das Leben an Land. Die Erwärmung der Ozeane trage zum Beispiel zu einer stärkeren Verdunstung und damit zu extremeren Niederschlägen und Überschwemmungen bei. "Wir leben auf einem Ozeanplaneten", sagt Rahmstorf.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.
Extremwetterkongress in Hamburg:Ist das Klima noch zu retten?
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Mehr zum Thema Umwelt
Klimamüdigkeit der Gesellschaft:Ist uns der Klimawandel egal?
von Andreas EwelsUnsichtbar, toxisch, überall:Wie gefährlich TFA im Wasser ist
von Max Neidlinger und Kim Plettemeiermit VideoUN-Konferenz in Genf:Globales Abkommen gegen Plastikmüll gescheitert
mit VideoSchweizer Wissenschaftlerin:Klimaforscherin Seneviratne erhält Umweltpreis
von Andreas Ewelsmit Video