Sonia Seneviratne: Klimaforscherin erhält Deutschen Umweltpreis

Schweizer Wissenschaftlerin:Klimaforscherin Seneviratne erhält Umweltpreis

von Andreas Ewels
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Wenn es um die Analyse von Hitzewellen, Dürren und andere Klimaextremen geht, führt kaum ein Weg an ihr vorbei: Sonia Seneviratne. Jetzt bekommt sie den Deutschen Umweltpreis.

Die Schweizer Klimaforscherin Sonia Isabelle Seneviratne steht mit einem Bodenfeuchtemessgerät auf einer Wiese im Schweizer Voralpenland

Der Deutsche Umweltpreis 2025 geht an die Klimaforscherin Sonia Isabelle Seneviratne und an ein Gelsenkirchener Rostschutz-Unternehmen für ressourcenschonende Recycling-Verfahren.

12.09.2025 | 1:18 min

Sie zählt zu den einflussreichsten Stimmen der Klimawissenschaft - und das nicht nur im Elfenbeinturm der Forschung, sondern auch auf der politischen Bühne: Die Schweizer Klimaforscherin Sonia Isabelle Seneviratne wird mit dem Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgezeichnet. Die DBU würdigt damit eine Wissenschaftlerin, die mit exzellenter Forschung und persönlichem Engagement die komplexen Wechselwirkungen zwischen Bodenfeuchte, Vegetation und Atmosphäre ins Rampenlicht gerückt hat.

Seneviratne, Professorin an der ETH Zürich, teilt sich den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Preis mit dem Geschäftsführungsduo Birgitt Bendiek und Lars Baumgürtel vom Stahlverzinkungsunternehmen ZINQ aus Gelsenkirchen.

Umweltpreis für Moorforscherin

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Koryphäe in der Klimawissenschaft

Die gebürtige Lausannerin mit schweizerischen und sri-lankischen Wurzeln studierte Biologie in ihrer Heimatstadt und Umweltphysik an der ETH Zürich. Ihre wissenschaftliche Reise führte sie bis zum Nasa Goddard Space Flight Center - heute gilt sie als internationale Koryphäe für Klimaextreme. 2023 wurde sie in den Vorstand des Weltklimarats (IPCC) gewählt. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde nennt sie eine:

Brillante Klimawissenschaftlerin.

Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär

Ihre Studien, etwa mithilfe von Satellitenbildauswertungen, gelten als bahnbrechend. Sie zeigen, wie Bodenfeuchte, Verdunstung und Vegetation das Klima beeinflussen - und wie diese Zusammenhänge bislang in vielen Klimamodellen unterschätzt werden.

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23.07.2025 | 11:54 min

Seneviratne sieht Schwächen bei Klimamodellen

Seneviratne fühlt sich geehrt und sagt gegenüber ZDFheute: "Ich sehe diesen Preis auch als Anerkennung für die großartigen Beiträge meiner gesamten Forschungsgruppe in den letzten fast zwei Jahrzehnten. Ich hatte das Glück, mit vielen sehr talentierten und motivierten jungen Forschern und Forscherinnen zusammenzuarbeiten, von denen mehrere inzwischen ebenfalls leitende Funktionen an anderen Institutionen innehaben."

Seneviratnes Team erkannte aus Satellitendaten und CO₂-Messungen eine klare Rückkopplung: Trockenheit auf Landflächen beeinflusst die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre - und umgekehrt. Daher warnt sie:

Besonders im Zusammenhang mit der steigenden Erderwärmung ist es wichtig, alle Risiken im Blick zu behalten - zum Beispiel das Absterben größerer Waldgebiete.

Prof. Dr. Sonia Isabelle Seneviratne, Preisträgerin des Deutschen Umweltpreises

Doch damit nicht genug: Die Klimamodelle, so Seneviratne, bilden die Mortalität von Pflanzen bislang kaum ab. "Ereignisse wie etwa die schwerwiegenden Waldbrände in Australien werden zudem noch unzureichend oder gar nicht dargestellt."

"ZDFzeit: Trocknet Deutschland aus? Gefahren, Fakten, Lösungen": Vor einem Traktor stehen Landwirt Michel Allmrodt und Kai Kupferschmidt auf einem Acker. Michel Allmrodt trägt ein kariertes Hemd, einen Hut und stützt sich auf einen Spaten, Kai Kupferschmidt hat beide Hände in den Hosentaschen.

Rissige Böden, Niedrigpegel in Flüssen und Seen, schwindendes Grundwasser - und das nicht nur im Sommer. Geht uns das Wasser aus?

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Die ETH-Professorin steht für eine Generation von Wissenschaftlerinnen, die nicht nur forschen, sondern Verantwortung übernehmen. Ihre Arbeit ist mehr als Datenanalyse - sie ist ein Beitrag zur globalen Zukunftsgestaltung. Ihr oft zitierter Satz bringt es auf den Punkt:

Wir leben heute in den Zukunftsszenarien von früher.

Prof. Dr. Sonia Isabelle Seneviratne, Schweizer Klimaforscherin

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Keine neue Erkenntnis - aber ein Blick in die USA zeigt, wie wenig Gehör wissenschaftliche Fakten unter Präsident Donald Trump finden. Klimaforschung? Oft ignoriert, teils sogar aktiv diskreditiert. In diesem Spannungsfeld werden Wissenschaftlerinnen wie Sonia Seneviratne - ob gewollt oder nicht - zu wichtigen Gegenspielerinnen einer Politik, die vielerorts von wirtschaftlichen Interessen dominiert wird.

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Mit Fakten gegen Falschmeldungen und Verschwörungstheorien

Der Deutsche Umweltpreis wird 2025 zum 33. Mal verliehen. Er ehrt Menschen, die sich vorbildlich für den Schutz und Erhalt der Umwelt einsetzen. "Der Preis würdigt ganz bewusst die internationale Wissenschaft, insbesondere die Klimawissenschaft", betont Bonde. Denn diese gerate zunehmend unter Druck - durch Falschmeldungen und Verschwörungstheorien. "Faktenbasierte Forschung und Kommunikation sind entscheidend bei der Bewältigung der globalen Klimakrise."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht den Preis am 26. Oktober in Chemnitz.

Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, DBU-Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr. Kai Niebert, DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, Dr. Franziska Tanneberge, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Dipl.-Ing. Thomas Speidel bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung.

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