Was beim Klimaschutz wirklich zählt | Terra-X-Kolumne

Kolumne

Terra X - die Wissens-Kolumne:Was beim Klimaschutz wirklich zählt

von Harald Lesch und Axel Kleidon
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Die Gründe für den Klimawandel sind physikalisch klar: mehr Energie, mehr Extreme. Die Lösungen: Strom statt Verbrennung für Effizienz und Klimaschutz. Doch das Wichtigste fehlt.

Terra X | Nano - Die Wissens-Kolumne: Axel Kleidon - Harald Lesch


Physikalisch ist der Klimawandel einfach erklärbar: Mehr Treibhausgase in der Atmosphäre reduzieren die Auskühlung der Erdoberfläche. Dadurch wird es im Mittel wärmer. Es ist mehr Energie im System, mehr Wasserdampf wird umgesetzt. Das feuert die Dynamik an, mit stärkerer Verdunstung und Regenereignissen. Damit gibt es mehr extrem warme Tage, weniger Kälteperioden. Dürrezeiten und Starkregen häufen sich und werden intensiver.

In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.


Um dies in Zahlen zu fassen: In Jena sind zum Beispiel die Tageshöchsttemperaturen im Sommer über 30 Jahre im Mittel etwa 1,5 Grad wärmer geworden. Das klingt nicht viel, aber dadurch haben sich die extrem warmen Tage verdoppelt - statt 4,5 Tage über 31 Grad sind es nun neun Tage. Und weil mehr Energie da ist, hat sich die Fähigkeit, Wasser zu verdunsten im gleichen Zeitraum um acht Prozent verstärkt, während der mittlere Niederschlag gleich bleibt - Deutschland wird also trockener.

Wir wissen genauso sicher, dass diese Trends sich weiter fortsetzen und verstärken werden. Der Klimawandel wird unsere Zukunft prägen.

Professor Harald Lesch mit Wasserglas vor Bodensee mit Niedrigwasser

Sauberes Trinkwasser ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Noch. Denn unsere Wasserreserven schrumpfen. Mit jedem Grad Celsius, die sich unsere Erde erwärmt, spitzt sich das Wasserproblem zu.

23.06.2025 | 28:30 min

Wir müssen mit dem Klimawandel leben

An dem Klimawandel können wir jetzt sofort gar nichts mehr ändern. Auch wenn wir morgen überall aufhören würden, fossile Brennstoffe zu verbrennen, kommen die Wirkungen des Klimawandels unaufhaltsam auf uns zu und werden sich verstärken.

Man kann natürlich einfach den Kopf in den Sand stecken, und diese Änderungen ignorieren. Besser geht's, wenn wir aktiv werden. Denn wir wissen ja, was auf uns zukommen wird, was wir tun können, und wir wissen auch, wie wir Emissionen von Treibhausgasen vermeiden können. Und dafür brauchen wir zentrale Unterstützung durch kluge, vorausschauende Politik.

Klimaanpassung ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit

Zum einen fordern uns häufigere Hitzewellen, intensivere Trockenheit und stärkere Niederschlagereignisse zunehmend heraus, in vielfältigster Art und Weise. Menschen sterben weitaus häufiger an Hitze als an Kälte. Landwirtschaftliche Produktion wird sich wegen neuer Temperaturregime und Wasserverfügbarkeit ändern müssen. Und wie wir mit Wasser haushalten, mit den zunehmenden Schwankungen zwischen zu viel und zu wenig Wasser. Das gilt inzwischen längst für Deutschland und Europa. Der Klimawandel findet hier statt, vor unserer Haustür.

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28.07.2025 | 29:18 min

Die Empfehlungen liegen vor wie die zehn Gebote: Überall, wo es irgendwie möglich ist, Schatten schaffen, Flächen entsiegeln, weniger versiegeln, Wasser speichern. Dafür braucht es nicht Ignoranz oder Verleugnung in der Politik, sondern aktives Herangehen, Erarbeiten von Lösungen, wie wir uns an diese Herausforderungen anpassen. Und Politik kann dort die richtigen Weichen stellen und gemeinsam mit der Wissenschaft bei den Herausforderungen unterstützen.

Die Lösung liegt auf der Hand: Aufhören zu verbrennen

Zum anderen liegt die Lösung auf der Hand. Das Problem des Klimawandels entsteht hauptsächlich durch die Verbrennung von Kohle, Öl, und Gas - also fossilen Energieträgern, die ursprünglich aus Sonnenlicht während der Erdgeschichte entstanden.

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Photovoltaik auf jedem Dach? Na klar! Ein "Must have" für den eigenen Stromverbrauch sagt Harald Lesch.

19.10.2022 | 0:41 min

Und wir wissen, wie das viel besser, also effizienter, geht: mit der Energiewende. Photovoltaik (PV) nutzt Sonnenenergie direkt, erzeugt Strom ohne Verbrennung, Abgase, CO2 und schlechte Luft. Windenergie hilft in sonnenarmen Zeiten, Batterien speichern Strom. Strom erlaubt E-Mobilität, also Elektroautos und ICEs ganz ohne Verbrennung. Wärmepumpen heizen Räume ohne Verbrennung. Wir wissen also, wie es besser geht.

Diese Technologien sind Zukunftstechnologien. Sie vermeiden Verbrennung, sind effizienter und setzen sich weltweit gerade durch in einer atembraubenden Rallye. Die Preise für die Kilowattstunde Strom durch PV oder Wind stürzen ab, die Batteriespeicher werden immer größer und immer billiger. Wenn wir uns nicht auf sie einlassen, werden wir technologisch abgehängt. Wenn wir hingegen aktiv mitmachen, haben wir neue wirtschaftliche Möglichkeiten.

Deutschland hängt zurück - China auf der Überholspur

Wie man das technisch umsetzt, kann man von China lernen. Offenbar hat man im Reich der Mitte schon längst verstanden, was man tun muss. Seit April sinkt der CO2-Ausstoß der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. China baut doppelt so viel erneuerbare Energieträger aus wie der Rest der Welt.

Um es einmal ganz plakativ zu schreiben: Die deutsche Politik steht mit Holzfackeln auf der internationalen Bühne, während viele Länder schon mit LED leuchten. Als ob wir nicht auch schon längst mit Induktionsherden kochen und nicht mehr mit offenem Feuer in der Küche. Nur in Deutschland ist Technik so ideologisch beladen.

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23.07.2025 | 18:29 min

Wir brauchen den klaren Blick auf Wirkungsgrade und Effizienz und nicht auf märchenhafte Wunschvorstellungen, es könnte doch bitte so weiter gehen wie in den letzten 70 Jahren. Es braucht politische Unterstützung - rationale, ideologiefreie Weichenstellungen für Zukunftstechnologien, von Photovoltaik zu Batterien. Statt in der alten, wohlbekannten Verbrennungsideologie stecken zu bleiben und den technologischen Anschluss verpassen.

Physikalisch ist klar, worauf gute Politik zielen sollte

So ist physikalisch klar, wohin der Hase läuft: Wir müssen uns anpassen und weg von Verbrennungstechnologien, hin zum Strom. Beides ist einfach physikalisch zu erklären, beides braucht politische Unterstützung.

Und bietet so die Grundlage für bessere Politik - besser für uns alle. Dem stehen eigentlich nur unsere herkömmlichen Gewohnheiten, veraltete Ideologien und die Profitgier des fossilen Klientels mit ihrer gewaltigen Macht im Weg.

Harald Lesch auf Wiese mit Globus in der Hand.

Wie können Technik, Psychologie und Mut zu Veränderung ein freundlicheres Klima schaffen?

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... ist Astrophysiker und Moderator für Terra X und Leschs Kosmos, erklärt für das ZDF die Welt. Besonders interessiert ist er an komplexen Systemen und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Und an Boule, Schach und Klavier. Seit 2016 ist er mit "Terra X Lesch & Co." auch als Youtuber aktiv.


... ist Physiker, leitet eine Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Biogeochemie und lehrt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Meistens forscht er daran, wie die Erde Energie in verschiedenste Formen umwandelt und wo dabei die Grenzen liegen, mit einem Blick auf das ganze Erdsystem.  Dies wendet er an, um Klima, Klimawandel und die Rolle des Lebens besser - und einfacher - zu verstehen und abzuschätzen. Das hat auch ganz praktische Bedeutung, für die Folgen des Klimawandels und für die Grenzen von erneuerbaren Energien. Seine Arbeitsgruppe schreibt über die eigene Forschung auch auf dem Blog earthsystem.org.


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