Kein "Untergang der Menschheit":Bill Gates wirbt für Umdenken beim Klimaschutz
Bill Gates stellt den Fokus der globalen Klimapolitik infrage. Statt auf kurzfristige CO2-Ziele zu setzen, will er mehr Einsatz gegen Armut und Krankheiten.
Bill Gates rechnet damit, mit seiner Denkschrift eine Kontroverse auszulösen.
Quelle: action pressMicrosoft-Mitgründer Bill Gates sieht die Zeit für einen Kurswechsel im Kampf für den Klimaschutz gekommen. Zwar sei der Klimawandel ein ernstes Problem, doch bedeute dieser nicht das Ende der Zivilisation, schrieb Gates in einer Denkschrift, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Obwohl der Klimawandel schwerwiegende Folgen haben wird - insbesondere für die Menschen in den ärmsten Ländern -, wird er nicht zum Untergang der Menschheit führen.
Bill Gates, Microsoft-Mitgründer
Man müsse jetzt den Fokus weg von einer Eindämmung des Anstiegs der Erderwärmung hin zu einem Kampf gegen Armut und Krankheit verlegen, forderte Gates.
Am Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut machten Hilfsorganisationen weltweit auf das Thema aufmerksam. Projekte, etwa in Indien, zeigen, dass Veränderung möglich ist.
17.10.2025 | 1:28 minGates: Zu starker Fokus auf kurzfristiger CO2-Reduzierung
Der Milliardär kritisierte, dass sich Klimaschützerinnen und Klimaschützer wegen negativer Prognosen zu sehr mit kurzfristigen Zielen zur Reduzierung von CO2-Emissionen und anderen Treibhausgasen beschäftigt hätten. Dadurch seien Ressourcen von effektiveren Dingen abgezogen worden, die zur Verbesserung der Lebensqualität auf einer sich erwärmenden Erde beitrügen.
Oberstes Ziel sollte es sein, Leiden zu verhindern, insbesondere Leiden von Menschen, die unter den härtesten Bedingungen in den ärmsten Ländern der Welt lebten, schrieb Gates.
Unser Klima wird heißer und teilweise feuchter. Das könnte auch den Lebensraum der Anopheles-Mücke vergrößern, die unter anderem Malaria übertragen kann.
25.04.2022 | 0:45 minGates: Lieber Malaria bekämpfen als Temperaturanstieg stoppen
Wenn er vor die Wahl gestellt würde, entweder die Krankheit Malaria auszurotten oder einen Anstieg der Erderwärmung um ein Zehntel eines Grades hinzunehmen, würde er sich für den Temperaturanstieg entscheiden, teilte Gates Reportern mit.
Die Leute verstehen nicht das Leid, das heutzutage existiert.
Bill Gates, Microsoft-Mitgründer
Die Gates Foundation des Microsoft-Unternehmers hat mehrere Milliarden Dollar in Gesundheitsversorgung, Bildung und die Entwicklungshilfe weltweit gesteckt, unter anderem zum Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria.
Mit seiner 17 Seiten umfassenden Denkschrift will Gates ein Zeichen vor der im November beginnenden UN-Klimakonferenz in Brasilien setzen. Er will zum Nachdenken darüber anregen, ob die geringe Geldsumme, die für den Klimaschutz ausgegeben wird, in die richtigen Dinge investiert werde.
Laut einer Studie von Klimaforschern wird es tropische Korallenriffe in der Zukunft wahrscheinlich nicht mehr geben. Grund sind irreparable Schäden durch den Klimawandel.
13.10.2025 | 1:19 minGates rechnete damit, dass seine Denkschrift eine Kontroverse auslösen würde. "Wenn Sie glauben, dass das Klima nicht wichtig sei, werden Sie der Denkschrift nicht zustimmen", sagte Gates in einem Gespräch mit Reportern vor Veröffentlichung seines Dokuments. "Wenn Sie glauben, dass das Klima die einzige Ursache und apokalyptisch sei, werden Sie der Denkschrift nicht zustimmen." Seine Absicht hinter der Denkschrift sei es, für mehr Investitionen und Innovation zu Gunsten armer Länder zu sorgen.
Wissenschaftler kritisieren Gates' Denkschrift
Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissenschaftler sind der Ansicht, dass auch nur ein winziger Anstieg der Erderwärmung zu extremem Wetter beitrage und die Gefahr des Aussterbens von Spezies berge.
Die Wissenschaftlerin Kristie Ebi von der University of Washington sagte, sie stimme Gates zwar zu, dass der Fokus bei der UN-Klimakonferenz darauf liegen sollte, die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen zu verbessern. Doch gehe Gates davon aus, dass die Welt gleich bleibe und sich nur eine Variable ändere - die schnellere Entwicklung grüner Technologien.
"Wir müssen sehr schnell in die erneuerbaren Energien investieren, weil wir nur so unseren Wohlstand werden sichern können", so die Klimafolgenforscherin Kira Vinke von der DGAP.
25.09.2025 | 4:20 minDer Direktor des Zentrums für nachhaltige Entwicklung an der Columbia University, Jeffrey Sachs, teilte per E-Mail mit, das Dokument von Gates sei "sinnlos, vage, nicht hilfreich und verwirrend". Man könne sowohl die Armut reduzieren als auch das Klima schützen, wenn die Öl-Lobby eingedämmt werde.
Michael Oppenheimer, Professor für Geowissenschaften und internationale Angelegenheiten an der Princeton University, schrieb der "New York Times", Gates schaffe eine falsche Gegensätzlichkeit, die "normalerweise von Klimaskeptikern propagiert" werde, indem er die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels gegen die Entwicklungshilfe für die Armen ausspiele.
Trotz seiner Bemühungen, deutlich zu machen, dass er den Klimawandel ernst nimmt, werden seine Worte zwangsläufig von denen missbraucht werden, die nichts lieber täten, als die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu zerstören.
Michael Oppenheimer, Princeton University
Gates: Innovation wird Klimawandel eindämmen
Gates teilte mit, das Tempo der Innovation im Sektor saubere Energie sei höher gewesen als erwartet. Dadurch habe billige Solar- und Windenergie Kohle-, Öl- und Erdgasanlagen zur Stromerzeugung ersetzen können. Künstliche Intelligenz trage zudem zu Fortschritten bei Technologien mit sauberer Energie bei.
Der Klimawandel kommt schneller und heftiger als erwartet. Für Deutschland wurde ein Plus von 2,5 Grad gemessen. Die Folgen sind das Hauptthema auf dem Extremwetter-Kongress in Hamburg.
24.09.2025 | 1:30 minDoch das zur Verfügung gestellte Geld zur Unterstützung von Entwicklungsländern bei der Anpassung an den Klimawandel wird weniger. Reiche Länder wie die USA haben den Umfang ihrer Auslandshilfen reduziert. US-Präsident Donald Trump hält den Klimawandel für erfunden.
Die Hilfekürzungen riefen bei Gates Kritik hervor. Die Impfstoff-Kooperation Gavi, die mit Hilfe seiner Stiftung ins Leben gerufen wurde, werde für die nächsten fünf Jahre 25 Prozent weniger finanzielle Mittel im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren haben, teilte Gates mit. Gavi brauche nur etwas mehr als 1.000 Dollar, um ein Menschenleben zu retten.
Impfungen seien in einer sich erwärmenden Welt immer wichtiger, weil Kinder, die nicht Opfer von Masern oder Keuchhusten würden, einer Hitzewelle oder Dürre besser standhalten könnten, erklärte Gates.
Mehr zum Klimawandel
Kein "Untergang der Menschheit":Bill Gates wirbt für Umdenken beim Klimaschutz
mit VideoMittendrin im Stock:KI enthüllt das geheime Leben der Bienen
- Grafiken
Deutschland-Karte:So hoch ist die Waldbrandgefahr aktuell
von Christine Elsner und Birgit Hermesmit Video