Baden-Württemberg: Treibhausgas-Leck hat Konsequenzen

Baden-Württemberg:Treibhausgas-Leck hat Konsequenzen

von Frederik Obermaier und Sophia Stahl

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ZDF frontal und SPIEGEL berichteten über klimaschädliche Gase, die aus einem Chemiewerk in Bad Wimpfen entwichen sein sollen. Jetzt reagiert die Landesregierung in Stuttgart.

Solvay Werk in Bad Wimpfen

Über Jahre hinweg haben Forschende der Uni Frankfurt auffällig hohe Konzentrationen des klimaschädlichen Treibhausgases SF6 gemessen. Sie vermuten dahinter eine Firma aus Baden-Württemberg.

03.12.2025 | 3:18 min

Der Streit zwischen Baden-Württembergs Behörden, Umweltorganisationen und dem Chemiekonzern Solvay über den Austritt von Schwefelhexafluorid (SF6) aus einer Chemiefabrik in Bad Wimpfen spitzt sich zu. Das belgische Unternehmen klagt gegen die Vorgaben des zuständigen Regierungspräsidiums in Stuttgart, die Emissionen deutlich zu senken und zu kontrollieren. Die Behörde antwortet mit der Anordnung von Sofortvollzug und verschärft den Ton: Die Emissionen seien "weiter viel zu hoch".

Solvay hat für den Standort in Baden-Württemberg einen jährlichen Ausstoß von lediglich 56 Kilogramm Schwefelhexafluorid (SF6) angegeben. Das Treibhausgas gilt als klimaschädlichstes weltweit. Doch Messungen der Goethe-Universität Frankfurt legen nahe, dass es möglicherweise weit mehr ist. Sie messen rund 30 Tonnen SF6, die aus der Gegend des Chemiewerks von Solvay stammen.

Deutsche Umwelthilfe stellt Strafanzeige gegen Solvay

Erst nachdem ZDF frontal und SPIEGEL berichteten, teilte das Regierungspräsidium Stuttgart mit, eigene Untersuchungen hätten "nahezu zweifelsfrei" ergeben, dass am Solvay-Standort in Bad Wimpfen deutlich mehr SF6 entweicht als angegeben. Die Deutsche Umwelthilfe stellte unterdessen bei der Staatsanwaltschaft Heilbronn Strafanzeige gegen den Chemiekonzern Solvay wegen Verdachts einer strafbaren Luftverunreinigung.



Christa Orben veranschaulicht im virtuellen Studio den Anstieg der wichtigsten Treibhausgase.

Kohlendioxid, Methan und Lachgas zählen zu den Gasen, die die Erderwärmung beschleunigen. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich ihr Anteil in der Atmosphäre deutlich erhöht.

14.11.2025 | 0:45 min

Laut Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) deuteten aktuelle Messungen zwar auf einen Rückgang der Emissionen um vier Fünftel hin. Die Werte seien jedoch immer noch "viel zu hoch und müssen weiter reduziert werden".

Für Walker kommen die Enthüllungen ungelegen. Im März sind in Baden-Württemberg Landtagswahlen, die Grünen liegen laut aktuellen Umfragen bei etwa 20 Prozent, 13 Prozentpunkte weniger als bei der vergangenen Wahl. Besonders pikant: Bereits 2020 gab es erste Hinweise auf ein Treibhausgasleck in Süddeutschland, Walkers Ministerium wurde im Juni 2023 über den Verdacht informiert, dass Solvay dafür verantwortlich sein soll, die Ministerin selbst wusste seit spätestens April 2024 davon.

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Der Treibhauseffekt ermöglicht Leben auf der Erde. Gelangen zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre, entsteht ein gefährlicher Kreislauf und die Temperatur auf der Erde steigt.

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Vorgaben im November nachgeschärft

Die Umweltschutzorganisation BUND wirft den Behörden in Baden-Württemberg nun vor, sie hätten durch zögerliches Vorgehen einen "Umweltskandal gedeckt und weiterhin möglich gemacht". Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert:

Wenn ein Klimaschaden in der Größenordnung von Hunderten Tausend Tonnen CO2-Äquivalenten im Raum steht, ist jeder verlorene Monat einer zu viel.

Deutsche Umwelthilfe (DUH)

Solvay hat nach Behördenangaben mittlerweile Ventile getauscht, Dichtigkeitsprüfungen durchgeführt und Prozesse umgestellt. Das zuständige Regierungspräsidium hat seine Vorgaben im November nachgeschärft.

Auf dem Bild ist der vordere Teil eines Flugzeugs zu sehen.

Flugzeuge setzen viele Treibhausgase frei. Lösungen gibt es durch synthetische Kraftstoffe, aber ein kompletter Umstieg wird dauern und sehr teuer.

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Solvay klagt gegen die Behörden

Gegen diese Vorschriften hat das Unternehmen allerdings Klage eingereicht. Das Regierungspräsidium Stuttgart wiederum reagierte auf die Klage mit einem sogenannten Sofortvollzug. Damit gelten die Vorgaben, ohne eine Gerichtsentscheidung abwarten zu müssen.

Der Druck auf Solvay und die Behörden in Baden-Württemberg steigt indes weiter, Aktivisten vom Umweltinstitut München fordern in einem offenen Brief einen sofortigen Produktions- und Emissionsstopp für das Werk in Bad Wimpfen. Die Polizei Heilbronn hat nach der Anzeige einer Privatperson Ermittlungen eingeleitet.

Baden-Württemberg
:Forscher finden Hinweis auf Treibhausgas-Leck

In Baden-Württemberg entweichen offenbar Dutzende Tonnen eines klimaschädlichen Gases - Forschende warnen, Behörden und der mutmaßliche Verursacher wiegeln derweil ab.
von F. Obermaier, T. Schultz, S. Stahl, A. Weise
mit Video3:18
Solvay Werk in Bad Wimpfen
Exklusiv
Über dieses Thema berichtete ZDF frontal in dem Beitrag "Klimagas-Leck in Baden-Württemberg?" am 03.12.2025 um 12 Uhr.

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