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Brasilien kämpft um Regenwälder:Weniger Abholzung - aber mehr Waldbrände
von Dominik Kotzur, Rio de Janeiro
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Tropische Regenwälder schwinden weiter dramatisch - Brände und Dürre bedrohen den Amazonas in Brasilien, trotz politischer Fortschritte beim Waldschutz.
Trotz Waldschutzmaßnahmen wird der tropische Amazonas-Regenwald in Brasilien von Bränden und Dürre bedroht und verliert weiter an Fläche.
Quelle: dpa
Es klang nach guten Nachrichten aus dem Amazonas-Regenwald, als brasilianische Forscher Mitte Mai die neusten Abholzungsdaten vorstellten. Die Abholzung sinkt kontinuierlich, ist auf dem niedrigsten Stand seit 2019, hieß es im Bericht der Nichtregierungs-Organisation MapBiomas. Doch das bedeutet nicht, dass es dem Wald besser geht. Trotz abnehmender Abholzung geht immer mehr Regenwald verloren.
Wie eine aktuelle Studie des World Resources Institute (WRI) und der University of Maryland zeigt, wurden allein im brasilianischem Amazonasgebiet vergangenes Jahr 2,8 Millionen Hektar tropischer Regenwald zerstört - eine Fläche fast so groß wie Brandenburg. Der Amazonas in Brasilien verzeichnete damit den größten Verlust an Waldfläche seit 2016.
Der Amazonas-Regenwald liegt zum Großteil in Brasilien. Das World Resources Institute WRI verzeichnet hier immer mehr Waldverlust.
Quelle: ZDF
Anhaltende Dürre verschärft die Brände
Regenwälder sind normalerweise sehr feuchte Ökosysteme, in denen Waldbrände selten natürlich entstehen. In den meisten Fällen werden die Brände von Menschen verursacht. Zudem hat Brasilien 2024 im zweiten Jahr in Folge die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten erlebt. Diese langanhaltende Trockenheit in Kombination mit hohen Temperaturen führte dazu, dass sich die Feuer im Amazonasbecken unkontrolliert ausbreiten konnten.
Unterschiedliche Methoden beim Monitoring
Auch wenn die Abholzung zurückgeht, kann die Zerstörung des Regenwaldes voranschreiten. "Abholzung bezeichnet eine vom Menschen verursachte, langfristige Umwandlung von Wald in eine andere Form der Landnutzung (...) alles andere, wie Feuer oder selektiver Holzeinschlag, bei dem nur einzelne Bäume entnommen werden, die Waldfläche aber erhalten bleibt, zählt nicht als Abholzung", so Tasso Azevedo, Koordinator von MapBiomas.
Abholzung und Waldverlust im brasilianischem Amazonasgebiet
ZDFheute Infografik
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Das bedeutet: Wenn das Ökosystem teilweise zerstört wird, zum Beispiel durch Waldbrände, taucht das nicht als Abholzung in der Statistik auf. Die Forschung zum Waldverlust hingegen folgt einer anderen Methodik. Sie beobachten die jährliche Veränderung der Waldbedeckung. Dabei berücksichtigen sie alle Ursachen, die zu einem Verlust der Waldfläche führen - Waldbrände, Abholzung, Bergbau, auch natürliche Veränderungen.
Fortschritte nach Regierungswechsel
In den letzten Jahren ist die Regierung mit Maßnahmen gegen die Abholzung der Wälder vorgegangen: "Die Überwachung und Kontrolle haben deutlich zugenommen", bekräftigt Tasso Azevedo. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass illegale Holzfäller bestraft werden. Die Vorgängerregierung von Jair Bolsonaro hatte die Gelder für Umweltbehörden gekürzt, illegale Abholzung wurde kaum bestraft.
KI-Nutzung zur Überwachung von Brandherden
Zwischenzeitlich war auch der Verlust von Waldfläche zurückgegangen - maßgeblich durch umweltfreundliche Maßnahmen der Politik und des kürzlich wiedergewählten Präsidenten Lula: "Die brasilianische Umweltbehörde Ibama hat stark in Technologien investiert, darunter auch künstliche Intelligenz, um die Überwachung von potenziellen Brandherden zu verbessern", sagt Antonio Couto, Data & Monitoring Manager beim WRI Brasil (World Resources Institute).
Fortschritte sind in Gefahr - durch Waldbrände
Zwar zeigen erste Maßnahmen Wirkung, doch die verheerenden Brände vergangenes Jahr konnten nicht verhindert werden. Mariana Oliveira, Direktorin des Programms für Wälder und Landnutzung beim WRI Brasil, sagt, Brasilien habe unter Präsident Lula Fortschritte gemacht - doch die Bedrohung für die Wälder bleibe bestehen: "Ohne kontinuierliche Investitionen in die Prävention von Waldbränden durch Gemeinden, stärkere Kontrollen auf Landesebene und einen Fokus auf nachhaltige Landnutzung könnten die hart erkämpften Erfolge wieder verloren gehen," erklärt Expertin Oliveira. "Während sich Brasilien auf die Ausrichtung der Weltklimakonferenz COP30 (im November 2025) vorbereitet, bietet sich die große Chance, den Schutz der Wälder weltweit ganz nach vorne zu stellen".
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