Forschungsmission in der Antarktis:Danger Islands: Noch ein weißer Fleck auf der Landkarte
von Carsten Behrendt
Unberührt, kalt, voller Leben: Auf den Danger Islands in der Antarktis besuchen Forscher aus Deutschland Pinguin-Kolonien. Zugleich erkunden sie Frühwarnzeichen des Klimawandels.
Ein Forschungsteam segelt in die Antarktis, um die Tierwelt der Danger Islands zu erkunden. Deutschland übernimmt erstmals ein Schutzgebiet dort - unter anderem für Adélie-Pinguine.
17.11.2025 | 6:04 minDie Antarktis-Mission mit der "Malizia Explorer" nimmt Kurs auf die Danger Islands. Die abgelegene kleine Inselgruppe ist ein weißer Fleck auf der Landkarte. Sie liegt vor der Nordostküste der Antarktischen Halbinsel, ist schwer zugänglich und kaum erforscht.
Für Wissenschaftler wie Dr. Simeon Lisovski vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam liegt genau darin ihr Reiz:
Wir kommen an Orte, die eventuell noch nie von einem Menschen betreten wurden oder zumindest sehr, sehr selten.
Dr. Simeon Lisovski, auf Antarktis-Mission mit der "Malizia Explorer"
Keiner der Forscher an Bord des Segelschiffs war bislang auf den Inseln.
Gravierend für den Klimawandel: Das "ewige" Eis der Antarktis ist anders entstanden als bisher gedacht. Das fanden Forscher des Alfred-Wegener-Instituts nach Bohrungen heraus.
11.07.2024 | 3:40 minGrößte bekannte Adélie-Pinguinkolonie auf den Danger Islands
Was die Danger Islands besonders macht, ist die größte bekannte Adélie-Pinguinkolonie der Welt. Bis zu einer Million Paare brütet hier - auf nahezu jeder geeigneten Fläche, dicht an dicht, mit kaum einem Meter Abstand zwischen den Nestern.
Adélie-Pinguine werden etwa 70 Zentimeter groß, wiegen zwischen vier und acht Kilogramm und lassen sich leicht an ihrem weißen Augenring erkennen. Sie ernähren sich vor allem von Krill und bauen ihre Nester aus Steinen. Beide Elternteile brüten und versorgen die Küken, die sich nach wenigen Wochen zu Gruppen zusammenschließen.
So viele Pinguine auf einem Ort zu haben, ist etwas sehr Besonderes.
Dr. Simeon Lisovski, Alfred-Wegener-Institut
Die Eisflächen an Nord- und Südpol sind 8 Prozent kleiner als sonst und somit auf ein Rekordtief geschmolzen. Grund dafür ist das immer wärmer werdende Klima.
06.03.2025 | 0:24 minPinguine mit Drohnen zählen
Wie viele Tiere es tatsächlich sind, ist bislang nicht bekannt. Die Expedition soll eine systematische Zählung ermöglichen. Dafür setzen Fernerkundungsspezialisten von der Firma Think aus Jena Drohnen ein, die aus etwa 100 Metern Höhe hochauflösende Fotos aufnehmen. Diese werden später zu großflächigen Detailaufnahmen zusammengesetzt, anhand derer die Koloniegröße bestimmt werden soll.
Neben den Pinguinen vermuten die Forscher mindestens zehn weitere Brutvogelarten auf den Inseln. Welche Arten genau dort leben, ist bislang unklar.
ZDF-Reporter Carsten Behrendt ist mit einem Forscherteam rund um Boris Herrmann auf dem Weg in die Antarktis. Das Forschungsabenteuer beginnt - Einblicke aus dem ersten Tag auf See.
20.11.2025 | 2:31 minMit Blutproben nach Antikörpern bei Pinguinen fahnden
Geplant ist auch die Entnahme von Blut- und Eiproben. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, ob sich Schadstoffe wie PFAS, PCBs oder Blei in den Eiern nachweisen lassen.
Die Blutproben sollen Aufschluss über Antikörper gegen Krankheiten wie Cholera oder Vogelgrippe geben. "Wir haben herausgefunden, dass es in den letzten Jahren dort Cholera-Ausbrüche gab", so Lisovski. Auch die Vogelgrippe ist längst in der Antarktis angekommen. Die Sorge vor einer Ausbreitung ist groß - gerade wegen der hohen Populationsdichte der Pinguine.
Die geografischen Bedingungen sind anspruchsvoll. Die Inseln sind schroff, steil, teils nur schwer zugänglich. Nur bei zwei der sieben Inseln sind potenzielle Anlandestellen für das Schlauchboot der "Malizia Explorer" bekannt. Der Rest muss erkundet werden. Auch Eis kann den Zugang blockieren.
Expedition zu den Danger Islands: Forschende segeln in die Antarktis und beobachten Pinguine, um die Folgen des Klimawandels besser zu verstehen.
14.11.2025 | 2:32 minBlick auf Pinguine als Indikatoren für den Klimawandel
Relevant ist die kleine Inselgruppe nicht nur biologisch, sondern auch politisch. Deutschland hat das Schutzgebiet ASPA 180 gemeinsam mit den USA initiiert. Das alleinige Management überlassen die Amerikaner den Deutschen: "Mein Wunsch ist, dass Deutschland dieser Verantwortung in Zukunft nachkommt und wir die Möglichkeit haben, dort regelmäßig hinzufahren, um diese wichtigen Monitoringaufgaben zu erfüllen", sagt Fritz Hertel vom Umweltbundesamt. "Denn nur so wissen wir, wie es unserem eigentlichen Schutzgut, den Adélie-Pinguinen, geht - gut oder schlecht."
Die Pinguine auf den Inseln gelten als empfindliche Indikatoren für den Klimawandel. Verschiebungen in der Artenzusammensetzung und Veränderungen im See-Eis könnten den Fortpflanzungserfolg der Adélie-Pinguine gefährden. "Die Adélie-Pinguine werden oft als sogenannte Sentinels for Change, Frühindikatoren von Wandel, herangezogen", erklärt Lisovski. Ihre Reaktion auf Umweltveränderungen liefert Hinweise auf die Gesundheit des antarktischen Ökosystems.
Carsten Behrendt ist Reporter im ZDF-Landesstudio Berlin. Er begleitet momentan die Forschungsmission auf dem Segelschiff "Malizia Explorer".
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