Klimawandel: Warnruf für die Antarktis - Meereis schmilzt

Beschleuniger für Klimawandel :Warnruf für die Antarktis: Eisschild schmilzt

von Katharina Weisgerber
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Rückgang des Meereises, Abschmelzen des Eisschilds - in der Antarktis befürchten Forscher dramatische Umweltveränderungen, die den Klimawandel beschleunigen.

Kaiserpinguin-Babys in der Antarktis

Kaiserpinguine brauchen stabiles Meereis, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Das wird zunehmend weniger.

Quelle: Colourbox.de/Vladimir Seliverstov

Der Rückgang der Meereisbedeckung schreitet in der Antarktis schneller voran als erwartet, möglicherweise finden derzeit grundlegende Veränderungen der Eismasse statt - so die Ergebnisse einer aktuellen Studie.

Ein internationales Forschungsteam um die Klimawissenschaftlerin Nerilie Abram von der Australian National University in Canberra spricht in der Fachzeitschrift "Nature" von "neuen Hinweisen auf abrupte Umweltveränderungen."

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Dritter Winter in Folge nur wenig Meereis

Zum dritten Mal in Folge hat sich während der Wintermonate in der Antarktis außergewöhnlich wenig neues Meereis gebildet. Und erneut liegt die Ausdehnung dabei weit unter dem Bereich des Zeitraums von 1981 bis 2010, der von der Wissenschaft als Vergleichszeitraum genommen wird.

Laut Online-Plattform Meereisportal, die unter anderem vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven betrieben wird, stieg die Ausdehnung in diesem antarktischen Winter nur auf 17,49 Millionen Quadratkilometer (Stand 31. August 2025).

Um den Ausdehnungsrückstand aus dem Sommer aufzuholen, sei ein deutlich größeres Plus nötig gewesen.

Bis vor zehn Jahren haben wir sogar noch von einer leichten Zunahme der antarktischen Meereisausdehnung gesprochen.

Stefanie Arndt, Meereisphysikerin Alfred-Wegener-Institut

"Jetzt sind wir auch dort auf einem stark absteigenden Ast", erklärt Stefanie Arndt, Meereisphysikerin am Alfred-Wegener-Institut. "Wir nehmen an, dass es die Verbindung von vielen einzelnen Faktoren ist: zum Beispiel dem Zusammenspiel aus veränderten Winden und dem Ozean."

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Tiefgreifende Veränderungen erwartet

Die internationale Studie beschreibt das antarktische System als eines in einem gefährlichen Wandel. Deutlich schneller und drastischer als bislang angenommen schritten die Prozesse voran: Neben dem dramatischen Rückgang der Meereisbedeckung schwinde auch die Stabilität der Schelfeise, also der großen Eisplatten, die auf dem Meer schwimmen, aber noch mit dem Eis an Land verbunden sind.

Außerdem verlangsame sich die Meeresströmung, und das Eisschild der Antarktis drohe zu schmelzen.

Die Studie bringt alle Veränderungen zusammen und sagt: In jedem einzelnen Bereich des Klimasystems beobachten wir in der Antarktis diese Veränderung.

Stefanie Arndt, Meereisphysikerin Alfred-Wegener-Institut

Die Forscher sprächen in so einem Fall von einem "Regimewechsel" und meinten damit einen grundlegenden Übergang in einen neuen Zustand.

Die Antarktis ist von riesigen Eisplatten umgeben. Dieses Schelfeis schützt die Gletscher des Kontinents. Doch es schmilzt durch die Klimaerwärmung. Die Gletscher auf dem Kontinent drohen ohne Schelfeis ins warme Meer abzuschmelzen, wodurch der Meeresspiegel noch schneller steigt.

Wechselwirkung beschleunigt Klimawandel

Laut der Studie sind diese Veränderungen miteinander verknüpft und könnten so den globalen Klimawandel beschleunigen. Als ein Beispiel nennen die Autoren den Rückgang des Packeises. Dieser führe dazu, dass sich die Erderwärmung verstärke.

"Weißes Eis reflektiert", erklärt AWI-Forscherin Arndt. "Wenn wir weniger weißes Eis haben bedeutet das, dass mehr Energie in den Ozean geht. Der Ozean wird wärmer und es schmilzt potentiell noch mehr Eis. Was dann wiederum bedeutet, dass noch weniger einfallende Solarstrahlung von der noch kleineren Eisfläche zurück reflektiert. Der Ozean wird noch wärmer."

Die Autoren weisen darauf hin, dass sich auch die Abschwächung der Meeresströmung und das Schmelzen des antarktischen Eisschilds gegenseitig verstärkten.

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Kaiserpinguine könnten in 75 Jahren ausgestorben sein

Unter den Veränderungen leidet auch die Tierwelt: Kaiserpinguine brauchen stabiles Meereis, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Doch viele Regionen wandeln sich dahin, dass bereits im antarktischen Sommer das Eis aufbricht.

Wenn das Festeis früher aufbricht und losdriftet, fallen die jungen Pinguine, die noch ein Federfell haben, ins Wasser und gehen unter. Da gab es in einigen Kolonien komplette Brutausfälle.

Stefanie Arndt, Meereisphysikerin Alfred-Wegener-Institut

Ohne Anpassung könnten die Tiere bis zum Jahr 2100 ausgestorben sein, so die Prognose der Studienautoren.

Katharina Weisgerber ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Bremen.

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