Meteorologien zu Supertaifun: "Klimaschutz ist Notwendigkeit"

Interview

Supertaifun trifft Philippinen:Meteorologin: Wie der Klimawandel Stürme anheizt

|

Die Philippinen werden vom nächsten Taifun getroffen. Meteorologin Thiele-Eich erklärt, warum solche Stürme immer heftiger werden und welche Rolle der Klimawandel spielt.

Überflutete Landschaft auf den Philippinen durch den Supertaifun.

Fast eine Million Menschen wurden auf den Philippinen vor dem Taifun Fung-Wong in Sicherheit gebracht. Extremwetterlagen werden immer gefährlicher, sagt Meteorologin Thiele-Eich.

09.11.2025 | 17:11 min

Nach dem Taifun Kalmaegi mit mindestens 200 Toten trifft die Philippinen mit dem Supertaifun Fung-Wong der nächste Sturm. Experten gehen davon aus, dass er sogar noch zerstörerischer sein dürfte.

Meteorologin Dr. Insa Thiele-Eich vom Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn erklärt Ursachen und Folgen der aktuellen Extremwetterlagen - und ordnet im Interview mit ZDFheute live ein, was beim Klimaschutz bereits gut läuft und was nicht.

Sehen Sie oben das komplette Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Meteorologin Thiele-Eich über ...

... die zunehmende Heftigkeit tropischer Stürme

Tropische Zyklone, auch Taifune genannt, treffen die Philippinen bis zu 20 Mal im Jahr, sagt Insa Thiele-Eich. Bedingt auch durch die gestiegene Wassertemperatur in den Ozeanen. Taifune könnten immer da entstehen, "wo eine meeresoberflächliche Temperatur von über 27 Grad gegeben ist", so die Expertin.

Diese Häufung in der Region um die Philippinen sei zwar schon länger bekannt, aber "nicht in so kurzer Abfolge von zwei so heftigen Zyklonen hintereinander". Entscheidend sei die durch den Klimawandel erhöhte Energie in der Atmosphäre.

Solche Stürme kommen nicht unbedingt häufiger vor, aber wenn sie vorkommen, sind sie heftiger.

Meteorologin Insa Thiele-Eich

Von dem Taifun zerstörte Häuser auf den Philippinen sind zu sehen.

Kurz nach dem Taifun Kalmaegi wird auf den Philippinen ein neuer Tropensturm erwartet.

09.11.2025 | 0:20 min

Das beobachte man weltweit - so etwa auch zuletzt in der Karibik bei Hurrikan Melissa, der auch ein weiteres neues, verheerendes Merkmal aufwies. Denn der Sturm hatte zwar sehr hohe Windgeschwindigkeiten, bewegte sich aber nur mit einer Geschwindigkeit von 5 km/h vorwärts. Sprich: Extreme Stürme werden auch heftiger, weil sie länger auf einer Stelle verbleiben und dadurch zum Beispiel höhere Regenmengen verursachen.

Der Weltklimarat IPCC warne zudem, dass steigende Meerestemperaturen, Meeresspiegelanstieg und dichte Besiedlung Länder wie die Philippinen besonders verwundbar machten.

Einwohner gehen an den Trümmern entlang, nachdem der Taifun Kalmaegi in Talisay, Philippinen, Verwüstungen angerichtet hat.

Gerade erst hatte der Taifun "Kalmaegi" etliche Todesopfer gefordert. Nun müssen sich die Philippinen für einen weiteren Taifun wappnen.

08.11.2025 | 1:02 min

... physikalische Ursachen und globale Dynamiken

"Durch die gestiegenen Temperaturen kann die Atmosphäre mehr Wasser aufnehmen", erklärt Thiele-Eich - ähnlich wie warme Luft im Badezimmer mehr Feuchtigkeit binden könne. Dadurch steige auch die potenzielle Energie für Starkregen und Sturmintensität. Hinzu komme eine veränderte Dynamik durch die Abschwächung des Jetstreams, was wiederum Auswirkungen auf die gesamte globale Zirkulation habe.

Wir sehen diese Änderungen tatsächlich schon heute und nicht erst im Jahr 2100.

Meteorologin Insa Thiele-Eich

Das zeige sich auch in Deutschland: Extremwetterereignisse, Überschwemmungen und Hitzewellen seien heute messbar häufiger. Laut der Wissenschaftlerin offenbare auch die Ahrtal-Katastrophe 2021, dass Präventionsarbeit und Katastrophenschutz noch unzureichend abgestimmt sind. Schon heute sei der Klimawandel auch in Deutschland eine tägliche Herausforderung.

Überschwemmungen nach der Flut im Ahrtal

Im Juli 2021 wird Deutschland von einer der größten Naturkatastrophen seiner Geschichte getroffen: Die Flut im Ahrtal forderte mindestens 135 Menschenleben.

20.05.2024 | 6:17 min

... den aktuellen Stand globaler Klimaschutz-Maßnahmen

Deutschland und Europa müssten, so Thiele-Eich, "aus fossilen Brennstoffen schnellstmöglich aussteigen". Man dürfe dabei nicht nur auf andere zeigen, etwa mit dem Verweis, dass große Länder wie die USA den Klimaschutz gerade nicht ernstnehmen würden. Entscheidend sei das eigene Handeln sowohl für die Einzelperson als auch für ein Land wie Deutschland.

Deutschland kann, auch wenn die USA nichts macht, trotzdem noch sehr, sehr viel tun.

Meteorologin Insa Thiele-Eich

Die Forscherin ist überzeugt, dass "gute Klimapolitik wirkt", und verweist auch auf die möglichen Konsequenzen, sollten Klimaschutz-Ziele nicht ernsthaft verfolgt werden. Dazu gehörten laut Thiele-Eich gestörte Lieferketten, steigende Rohstoffpreise, zerstörte Infrastruktur und "eine enorme Zunahme an Hitzetoten". Diese sei auch in Deutschland zu erwarten.

Ihr Fazit ist klar: Ob durch steigende Temperaturen oder immer verheerendere Extremwetterlagen, der Klimawandel betreffe nahezu jeden Lebensbereich.

Erklärvideo über Wirbelstürme - Meteorologin Katja Horneffer erklärt

Katja Horneffer erklärt in 90 Sekunden, welche meteorologischen Bedingungen erfüllt sein müssen, damit sich Hurrikane, Taifune und Zyklone über warmen Ozeanen bilden.

29.09.2025 | 1:36 min

"Hurrikan", "Zyklon" und "Taifun" beschreiben alle das gleiche Wetterphänomen. Mit welchem Namen Wissenschaftler diese Stürme bezeichnen, hängt davon ab, in welcher Region sie auftreten.

  • Im Atlantik und Nordpazifik werden die Stürme als "Hurrikan" bezeichnet, nach dem karibischen Gott des Bösen. 
  • Im Nordwestpazifik heißen sie "Taifune".
  • Im südwestlichen Indischen Ozean und im südwestlichen Pazifik werden sie als "schwere tropische Zyklone" bezeichnet. Im nördlichen Indischen Ozean heißen sie "schwere Wirbelstürme".

Um als Hurrikan, Taifun oder Zyklon klassifiziert zu werden, muss ein Sturm Windgeschwindigkeiten von mindestens 119 Kilometern pro Stunde erreichen.

Quelle: National Geographic


Quelle: ZDF

Mehr zu Taifunen

  1. Mitglieder des Amts für Brandschutz (Bureau of Fire Protection) und Anwohner reparieren eine beschädigte Zimmerdecke in der Stadt Baganga, Provinz Davao Oriental auf der südlichen Insel Mindanao, nachdem am 10. Oktober 2025 ein starkes Erdbeben der Stärke 7,4 den Süden der Philippinen erschüttert hat.

    Zentrum auf Insel Mindanao:Schweres Erdbeben auf Philippinen - mehrere Tote

    mit Video

  2. Überlebende des Erdbebens übernachten in Zelten, nachdem ein starkes Erdbeben die Stadt Bogo in der Provinz Cebu in den Zentralphilippinen erschüttert hatte.

    Erdbeben der Stärke 6,9:Philippinen: Tausende Nachbeben und mehr Opfer

    mit Video

  3. Zerstörungen durch den Taifun Ragasa

  4. Taiwan, Tainan: Anwohner inspizieren eine zerstörte Tempelanlage

    400.000 Haushalte ohne Strom:Taiwan: Zwei Tote durch Taifun "Danas"