Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien:Blockieren Öl-Staaten den Ausstieg aus fossilen Energien?
Die Weltklimakonferenz ringt um das Abschlussdokument. Ein Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern fehlt darin. Nun gibt es Vorwürfe: Öl-Staaten würden blockieren.
Am letzten Tag der Konferenz hat die COP-30 Präsidentschaft eine Beschluss-Vorschlage vorgelegt. Viele Länder protestieren, denn er beinhaltet keine konkreten Schritte zur Abkehr von fossiler Energie.
21.11.2025 | 1:26 minBei den den teils chaotischen Verhandlungen auf der Zielgeraden der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien ist zunächst keine Einigung beim Streit um fossile Energieträger in Sicht.
Die COP30-Präsidentschaft legte am Freitag am Konferenzort Belém einen neuen Beschlussentwurf vor, der weder das Wort "fossile" noch den von vielen Staaten geforderten Fahrplan für eine Abkehr von fossilen Brennstoffen enthält. Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) erwartete "harte Verhandlungen".
So kann der Text nicht bleiben.
Carsten Schneider (SPD), Bundesumweltminister
Am Vortag waren die Verhandlungen durch ein Feuer auf dem Konferenzgelände stundenlang unterbrochen worden.
Eigentlich sollte die UN-Klimakonferenz im brasilianischen Bélem heute zu Ende gehen. Nach erfolgreicher Bekämpfung eines Brandes könnten die Beratungen allerdings in Verlängerung gehen.
21.11.2025 | 1:52 minWarum ist eine Einigung in Belém so schwierig?
Vertreter Frankreichs warfen Ölförderstaaten derweil vor, eine Einigung bei der Weltklimakonferenz zu blockieren. Die für ökologischen Wandel zuständige französische Ministerin, Monique Barbut, sagte der Nachrichtenagentur AFP:
Wer blockiert am meisten? Das wissen wir alle. Es sind natürlich die Ölförderländer Russland, Indien, Saudi-Arabien.
Monique Barbut, Frankreichs Ministerin für ökologischen Wandel
Barbut erklärte, fossile Energien seien zu mehr als 80 Prozent für den Klimawandel verantwortlich. Diese in dem Beschlusstext nicht zu erwähnen sei daher eine "unbegreifliche Unterlassung" mitten in der Klimakrise.
Kurz vor dem offiziellen Ende der Klimakonferenz sorgt die Abschlusserklärung für Kritik: Sie beinhaltet keinen Zeitplan zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern.
21.11.2025 | 1:44 minAber auch viele Schwellenländer schlössen sich den Ölförderern an, fügte Barbut hinzu. Nach Angaben eines Verhandlers, der nicht namentlich genannt werden wollte, stellen sich mehrere Staaten einem Beschluss über den Fahrplan entgegen. Dabei handele es sich um China, Indien, Saudi-Arabien, Nigeria und Russland, so der Insider gegenüber AFP.
Bei der Weltklimakonferenz müssen Beschlüsse der rund 190 Staaten im Konsens getroffen werden.
Die Weltklimakonferenz COP 30 findet dieses Jahr in Belém statt, einer brasilianischen Millionenstadt im Amazonasgebiet. Nun geht diese ihrem Ende entgegen. Außer Symbolik – was hat sie gebracht?
20.11.2025 | 30:21 min30 Staaten schreiben Brandbrief an COP-Leitung
Die Europäische Union reagierte ebenfalls "enttäuscht" auf den Beschlussentwurf. "Dies reicht nicht annähernd an die Ambition heran, die wir bei der Emissionsminderung brauchen", erklärte EU-Kommissar Wopke Hoekstra gegenüber AFP.
Zuvor hatten rund 30 Staaten, darunter Deutschland, in einem Brief an die COP-Präsidentschaft gedroht, einem Beschluss ohne einen solchen Ausstiegsfahrplan nicht zuzustimmen.
"Lassen Sie uns ehrlich sein: In seiner jetzigen Form erfüllt der Vorschlag nicht einmal die Minimalbedingungen für ein glaubwürdiges Ergebnis der COP", erklärten in dem Schreiben vom Donnerstag Staaten wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Kolumbien. "Wir können kein Ergebnis unterstützen, das keinen Fahrplan für die Umsetzung eines gerechten, geordneten und fairen Übergangs weg von fossilen Energieträgern enthält."
Bei der Klimakonferenz entlädt sich die Wut einiger indigener Aktivisten. Sie dürfen über ihren Lebensraum nicht mitverhandeln. Ob das Klima bei der COP gewinnt, bleibt abzuwarten.
12.11.2025 | 2:23 minUmweltschutzorganisationen drängen auf Verhandlungslösung
Kritik am neuen Beschlussentwurf kam auch von Greenpeace Deutschland. Dieser ignoriere "in einer zynischen Art und Weise die Hauptdebatte der letzten zwei Wochen", erklärte Vorstand Martin Kaiser. "Diesen Verhandlungstext kann und darf Umweltminister Carsten Schneider und die Europäische Union nicht hinnehmen", forderte er.
Uneinigkeit herrscht bei Beschlüssen zur Klimafinanzierung für Entwicklungsländer. "Der Mangel an Finanzmitteln aus reicheren Ländern bleibt in diesen letzten Tagen ein Hindernis für das Erreichen mutiger und gerechter Ergebnisse", sagte Rachel Cleetus von der Organisation "Vereinigung besorgter Wissenschaftler".
In Belém hat Umweltminister Schneider Hilfe für Entwicklungsländer bei Extremwetterereignissen zugesagt. Auch präsentiert heute Germanwatch auf der Weltklimakonferenz den Klimaschutz-Index.
18.11.2025 | 1:46 minFossilen-Ausstieg "ohne festgelegte Frist"?
Der Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien war ursprünglich von Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva vorgeschlagen worden und eines der zentralen Themen der zweiwöchigen Verhandlungen bei der UN-Klimakonferenz in Belém.
Am Mittwoch hatte Lula allerdings bei einem Besuch am Konferenzort gesagt, die Länder sollten den Ausstieg aus den klimaschädlichen Energien entsprechend ihrer "Möglichkeiten" vollziehen. Dies solle erfolgen, "ohne irgendjemandem etwas vorzuschreiben, ohne eine Frist festzulegen".
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