Erderwärmung schneller als erwartet:Klimaforscher warnt vor "unvorstellbarer Katastrophe"
Der Klimawandel schreitet immer schneller voran. Derweil hält US-Präsident Donald Trump wenig von der Energiewende. Warum Forscher trotzdem noch Hoffnung haben.
Ein Überschreiten der Drei-Grad-Marke bis 2050 sei ein "worst case", sagt Klimaforscher Rahmstorf. Wetterextreme würden dann "eine geregelte Anpassung praktisch unmöglich" machen.
24.09.2025 | 5:18 minDie Erde erwärmt sich angesichts des Klimawandels offenbar noch schneller als bislang gedacht. Die befürchtete Grenze von drei Grad Erderwärmung könnte laut einigen Forschern in 25 Jahren erreicht sein.
"Wir müssen jetzt mit einer Welt denken und planen, in der wir 2050 bereits die Drei-Grad-Grenze überschreiten", sagt etwa Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft zum Auftakt des 15. Extremwetterkongress in Hamburg.
Die Beschleunigung der globalen Erwärmung ist derart schnell, dass wir aus der Klimakurve fliegen.
Frank Böttcher, Deutsche Meteorologische Gesellschaft
Erderwärmung um drei Grad: Große Teile der Welt wären unbewohnbar
Ein drei Grad wärmerer Planet - das "wäre natürlich eine unvorstellbare Katastrophe", sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im ZDF heute journal.
Denn wir sehen ja jetzt, wo wir bei 1,3 Grad sind, schon die ganzen Folgen.
Stefan Rahmstorf, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Auf einem drei Grad wärmeren Planeten würden die Wetterextreme so verheerend, "dass eine geregelte Anpassung praktisch unmöglich ist", erklärt er.
Große Teile der Erde wären unbewohnbar, weil es dort schlicht zu heiß sei, was wiederum große Flüchtlingsbewegungen nach sich ziehen würde. Auch drohten dem Planeten Veränderungen, "die für tausend Jahre nicht mehr zurückzudrehen sind."
Die Temperatur steigt stärker als bisher angenommen. Auf dem Extremwetterkongress in Hamburg wird über mögliche Folgen diskutiert. Meteorologe Özden Terli spricht über Handlungsansätze.
25.09.2025 | 5:44 minForscher fordern rasche Energiewende
Nicht ohne Grund habe man sich beim Pariser Klimabkommen darauf geeinigt, die globale Erwärmung unter zwei Grad zu halten. "Und es gibt auch viele Länder, die tatsächlich da gut vorankommen. Deutschland liegt da unter den Industriestaaten leider nur im Mittelfeld", sagt Rahmstorf.
Um die globale Erwärmung um drei Grad noch aufzuhalten, müsse man so schnell wie möglich aus den fossilen Energien aussteigen. Nach Ansicht Rahmstorfs muss dies noch schneller passieren, man dürfe diesen Prozess "nicht etwa verlangsamen, wie es die Bundesregierung jetzt plant."
Wenig hilfreich ist bei diesem Vorhaben auch US-Präsident Donald Trump, der, so Rahmstorf "völlig der fossilen Brennstoffindustrie verfallen" sei und versuche, die Energiewende in den USA zu sabotieren. "Inwieweit das ihm gelingen wird, kann ich nicht beurteilen."
"Wir müssen sehr schnell in die erneuerbaren Energien investieren, weil wir nur so unseren Wohlstand werden sichern können", so die Klimafolgenforscherin Kira Vinke von der DGAP.
25.09.2025 | 4:20 minVinke: Nur Energiewende kann unseren Wohlstand sichern
Doch auch ohne die USA seien Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel möglich, wenn auch langsamer, sagt Klimafolgenforscherin Kira Vinke von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik im heute journal update. Sie fordert, dass Europa eine Führungsrolle einnimmt.
Nur mit einer Energiewende könne man zukünftig "unseren Wohlstand sichern". "Wenn wir über die politischen Folgen (des Klimawandels, Anm. der Redaktion) nachdenken, Migration, Flucht, möglicherweise auch Destabilisierung von ganzen Regionen (...), dann sehen wir, dass sich das auf unsere Sicherheit, auf unseren Wohlstand stark auswirken könnte."
Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht mehr zu halten: Davon gehen Klimaexperten auf dem Extremwetterkongress in Hamburg aus. Ein Temperaturanstieg von 3 bis 3,5 Grad bis 20250 scheint realistisch.
25.09.2025 | 2:32 minDoch Vinke ist nicht ohne Hoffnung: "Wir haben immer noch fantastische Biodiversität in vielen Teilen der Erde. Wir haben auch viele Mitstreiter, die versuchen, in ganz vielen Städten der Welt neue Maßnahmen für Klimaschutz, für Anpassung zu erproben." Mit diesen Menschen sollte man sich zusammenschließen, so Vinke.
Die Interviews führten die Moderatoren Dunja Hayali (ZDF heute journal) und Stefan Leifert (ZDF heute journal update), zusammengefasst hat sie ZDFheute-Redakteurin Marie Ahlers.
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