Israel gerügt: Ribera spricht von "Völkermord im Gazastreifen"

Ribera rügt Israel:EU-Kommission distanziert sich von Genozid-Aussage

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Mit dem Vorwurf eines "Völkermords im Gazastreifen" hat EU-Kommissarin Teresa Ribera für Unmut gesorgt. Israel ist verärgert, die EU-Kommission distanziert sich von der Aussage.

Die EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera spricht während einer Pressekonferenz anlässlich ihres zweitägigen offiziellen Besuchs in China, in Peking, am 14.07.2025.

EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera hat Israel wegen des Kriegs im Gazastreifen Völkermord vorgeworfen. (Archivbild)

Quelle: AP

Die EU-Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen wird im Zusammenhang mit Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen vorerst nicht von Völkermord sprechen.

Eine Sprecherin betonte in Brüssel, dass Vizepräsidentin Teresa Ribera am Donnerstag bei einer Rede in Paris nicht im Namen der Brüsseler Institution sprach, als sie das Wort Genozid gebrauchte. Es gebe zu der Völkermord-Frage keine Position der EU-Kommission, sagte sie.

Ribera: "Genozid in Gaza" entlarvt "Europas Versagen"

Die Spanierin Ribera hatte am Donnerstag in einer Rede in der Pariser Eliteuniversität Sciences Po gesagt, der "Genozid in Gaza" entlarve "Europas Versagen", gemeinsam zu handeln und mit einer Stimme zu sprechen.

Der Völkermord im Gazastreifen zeigt, dass Europa nicht mit einer Stimme spricht und handelt.

Teresa Ribera, EU-Wettbewerbskommissarin

Mit den Äußerungen zur Handlungsunfähigkeit der EU spielte Ribera darauf an, dass sich die EU-Staaten trotz der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen bislang nicht auf eine von der EU-Kommission vorgeschlagene Strafmaßnahme gegen Israel verständigen konnten. Diese sieht eine Einstellung von Zusammenarbeit im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms Horizon Europe vor.

Kommissionssprecher: Einstufung ist Sache der Gerichte

Es war das erste Mal, dass ein Mitglied der EU-Kommission öffentlich dieses Wort im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen verwendet hat. Ribera ist auch Vizepräsidentin der EU-Kommission.

Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in einem Gebiet im Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.

Die israelische Armee hat bestätigt, dass die Leichen zweier Geiseln nach Israel gebracht wurden. Zugleich wurde Gaza-Stadt zum Kampfgebiet erklärt und die Feuerpause beendet.

30.08.2025 | 0:23 min

Kommissionssprecher Anouar El Anouni sagte, die Feststellung, "ob internationale Verbrechen, einschließlich Völkermord, begangen wurden, liegt in der Zuständigkeit der nationalen Gerichte sowie der internationalen Gerichte und Strafverfolgungsbehörden". Eine solche Einstufung "erfordert die ordnungsgemäße Feststellung des Sachverhalts und eine rechtliche Beurteilung".



Israelische Regierung verurteilt Äußerungen

In Israel löste Ribera mit ihrer Äußerung Empörung aus. Ein Sprecher von Israels Außenministerium wies die Äußerung als haltlos und inakzeptabel zurück und warf Ribera vor, sich "zum Sprachrohr der Hamas-Propaganda" gemacht zu haben.

Die EU-Kommissarin hätte besser "die Freilassung aller Geiseln" und das Niederlegen der Waffen durch die Hamas fordern sollen, "damit dieser Krieg aufhören kann", schrieb Außenamtssprecher Oren Marmorstein im Onlinedienst X.

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Israel verteidigt sein Vorgehen hingegen als notwendige Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas und anderer Extremisten vom 7. Oktober 2023. Das Land verlangt eine Freilassung aller in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Ein weiteres Ziel ist, die Terrororganisation Hamas zu entmachten und zu entwaffnen.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden laut Hamas-Behörden bislang über 64.000 Menschen getötet.

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Quelle: dpa, AFP

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