Angehörige von Geiseln :Proteste vor Netanjahus Wohnhaus
Die Proteste von israelischen Geisel-Angehörigen und Gegnern der neuen Gaza-Offensive Netanjahus werden lauter und schärfer. Auch vor seinem Wohnhaus wurde demonstriert.
Die Proteste gegen die Regierung in Israel halten an: Geisel-Angehörige hatten dazu aufgerufen. Auch vor Netanjahus Wohnhaus wurde demonstriert.
Quelle: AFPAngehörige der israelischen Geiseln im Gazastreifen haben vor dem Wohnhaus von Regierungschef Benjamin Netanjahu in Jerusalem ein Ende des Gaza-Krieges und ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln gefordert. Am Abend beteiligten sich israelischen Medienberichten zufolge Zehntausende an einer Großkundgebung, zu der die Mütter zweier im Gazastreifen gefangen gehaltener Soldaten aufgerufen hatten.
Netanjahu sieht Linie überschritten
Netanjahu warf angesichts der anhaltenden Proteste den Demonstranten vor, eine Linie überschritten zu haben, indem sie Straßen blockierten und ihn "täglich mit dem Tod bedrohten", wie er in einer Stellungnahme behauptete.
Ihr redet und handelt wie Faschisten.
Benjamin Netanjahu, Regierungschef Israel
Der Polizei warf er vor, nicht für Ordnung zu sorgen und so eine Eskalation zu ermöglichen.
Israel greift weiterhin Ziele im Gazastreifen an und weitet seine militärische Offensive aus. Bewohner der Kampfzonen wurden zur Evakuierung aufgefordert.
31.08.2025 | 0:18 minMütter von Geiseln fühlen sich im Stich gelassen
Anat Angrest, die Mutter des am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen entführten Soldaten Matan Angrest, sagte zu Netanjahus Stellungnahme, sie wolle ihn daran erinnern, "dass unsere Lieben nicht von einer Armee von Leibwächtern aus der Staatskasse beschützt werden. Stattdessen sind sie von einer Armee von Terroristen umgeben, und sie werden nicht gerettet."
Angrest warf der Regierung vor, ihre Soldaten zu verraten. "In dieser Woche haben wir den 900. Soldaten begraben. Jetzt geht es weiter mit Reservisten, die zu ihrem dritten und vierten Einsatz gerufen werden, um in Gaza zu kämpfen, über dem Kopf meines Sohnes."
Israels Armee will zusätzliche Reservisten für die geplante Einnahme der Stadt Gaza gewinnen. Aber offenbar wollen viele nicht noch einmal in den Krieg und Zweifel werden größer.
03.09.2025 | 0:18 minVicky Cohen, die Mutter des am 7. Oktober 2023 in den Küstenstreifen entführten Soldaten Nimrod Cohen, warf der Regierung vor, die Geiseln und deren Angehörige im Stich zu lassen.
Es ist ein Verbrechen, was sie uns antun.
Vicky Cohen, Mutter der Geisel Nimrod Cohen
Die Situation der Geiseln und ihrer Familien sei unerträglich. Auf der abendlichen Kundgebung forderte sie Netanjahu auf, er solle nicht sagen, er sei auf der Seite der Geiseln und ihrer Familien. "Wenn Sie es wirklich wären, wenn es Ihnen etwas bedeutete, wäre mein Sohn zu Hause."
Noch immer befinden sich auch sieben deutsche Staatsbürger in den Händen der Hamas. Mit grausamen Videos versuchen die Terrororganisationen, den Druck auf Israel zu erhöhen.
02.09.2025 | 9:24 minKritik an Gaza-Plänen und Reservisten-Einberufung
Gegner der geplanten Eroberung der Stadt Gaza hatten bereits am Vortag in Jerusalem protestiert und unter anderem Straßen blockiert. Aktivisten waren auch auf das Dach der Nationalbibliothek gestiegen. Sie ließen riesige Banner mit dem Bild von Netanjahu an der Fassade herunter, auf denen stand "Du hast sie (die Geiseln) aufgegeben und getötet".
Die Armee hat unterdessen mit der Mobilisierung Zehntausender Reservisten begonnen. Kritiker in Israel warnen, die Offensive in Gaza gefährde nicht nur das Leben der Soldaten, sondern auch das der Geiseln in der Gewalt der Hamas. Im Gazastreifen befinden sich nach israelischen Angaben noch 48 Geiseln, von denen 20 am Leben sein sollen. Auf ein Vermittlungsangebot, das die Freilassung zunächst der Hälfte der Geiseln vorsieht, war Netanjahu nicht eingegangen.