Konflikt zwischen Iran und Israel: Welche Rolle spielen die USA?

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Israels Angriff auf Iran:Welche Rolle spielte Trump?

Katharina Schuster
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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US-Präsident Donald Trump will einen Atomdeal, Israel startet einen Angriff auf den Iran. Welche Rolle spielt Washington im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und dem Iran?

Trump
Israels Angriff auf den Iran stellt Trump vor ein Dilemma: Er droht per Tweet, fordert Verhandlungen, doch die US-Regierung bleibt unklar. Die Welt blickt gespannt nach Washington.13.06.2025 | 2:25 min
In Nahost spitzt sich der Konflikt zwischen Israel und dem Iran weiter zu. In der Nacht gab es eine weitere iranische Angriffswelle auf Israel, zuvor hatte die israelische Armee erneut den Iran angegriffen. Welche Rolle haben die USA? Wusste US-Präsident Donald Trump im Vorfeld von dem israelischen Militärschlag?
Ob die USA in irgendeiner Weise an dem israelischen Großangriff auf den Iran in der Nacht zum Freitag beteiligt waren, ist noch unklar. US-Außenminister Marco Rubio sagte, die USA seien informiert worden, der Angriff sei aber ein Alleingang Israels. "Wir sind nicht an den Militärschlägen beteiligt. Iran sollte also keine US-Anlagen angreifen."

X-Post von Marco Rubio

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Trump erklärte in einem Telefoninterview mit Reuters am Freitag (Ortszeit): "Wir wussten alles, und ich habe versucht, dem Iran Demütigung und Tod zu ersparen. Ich habe sehr hart versucht, sie zu retten, denn ich hätte gerne gesehen, dass ein Abkommen zustande kommt."
Karte auf der Jerusalem und Irans Hauptstadt Teheran markiert ist.
Quelle: ZDF

Es sei relativ auffällig, dass die US-Regierung "äußerst sparsam kommuniziert", berichtet ZDF-Korrespondent David Sauer. Es dringe sehr wenig nach außen. "Wir wissen inzwischen, dass die USA Hilfe geleistet haben bei der Abwehr der letzten Welle an iranischer Vergeltung gegen Israel."

Aber wir haben keine Informationen, ob Trump nur in Kenntnis gesetzt wurde [...] oder ob die USA, ob Donald Trump, grünes Licht gegeben haben für diese Aktion.

David Sauer, ZDF-Korrespondent in Washington

IAEA-Chef Rafael Grossi hatte Israel diese Woche noch vor einem Angriff auf iranische Atomanlagen gewarnt. Diese seien extrem gut geschützt und es würde eine "sehr, sehr zerstörerische Kraft erfordern, sie zu beschädigen", sagte Grossi dem israelischen Sender i24news. Er machte deutlich, dass so ein Angriff nach hinten losgehen könnte.

Das sagte er auch der "Jerusalem Post": "Ein Angriff könnte einen Amalgamierungseffekt haben, der, ich sage es ganz deutlich, die Entschlossenheit des Irans, nach einer Atomwaffe zu streben oder aus dem Atomwaffensperrvertrag auszusteigen, festigen würde." Der oberste UN-Atomwächter fügte hinzu, er sage das, weil die Iraner ihm das so gesagt hätten.

Quelle: dpa

Worum geht es bei dem geplanten Atomdeal?

In Trumps zweiter Amtszeit haben die USA neue Gespräche mit dem Iran über einen Atomdeal begonnen, die jedoch zuletzt auf der Stelle zu treten schienen. Allerdings hatte Trump noch zu Beginn der Woche Hoffnungen auf ein solches Abkommen betont. Für diesen Sonntag war ein Treffen in Oman geplant, bei dem Vertreter beider Staaten einen neuen Anlauf machen wollten.
Ob es nach den israelischen Angriffen und iranischen Gegenschlägen noch dazu kommt? Laut ZDF-Korrespondent Sauer ist es "unwahrscheinlich", dass die Vertreter Teherans unter den neuen Umständen noch an dem Treffen teilnehmen werden.
Trump hielt bis zuletzt daran fest, dass es vielleicht die letzte Chance für den Iran sei, eine diplomatische Lösung zu finden. "Es ist ja das gemeinsame Ziel der Israelis und der USA zu verhindern, dass Iran in den Besitz einer Atomwaffe kommt", erklärt Sauer.
SGS Sauer
"Es ist das gemeinsame Ziel der Israelis und der USA zu verhindern, dass Iran in den Besitz einer Atomwaffe kommt", sagt ZDF-Korrespondent David Sauer in Washington. 14.06.2025 | 2:24 min

Welche Rolle spielt Trumps Frist für die Eskalation?

Trump hatte in den vergangenen Wochen eine 60-Tage-Frist für eine Einigung ins Spiel gebracht. War der Ablauf dieser Frist der Auslöser für den israelischen Angriff? Die israelische Führung sei offenbar zu dem Schluss gekommen, das Problem Iran militärisch lösen zu wollen, sagt Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders im ZDF. Die Frist sei wahrscheinlich ein Motiv gewesen:

Ich denke, das unmittelbare Motiv für den jetzigen Angriff war, dass die 60-tägige Frist, die Präsident Trump dem Iran gesetzt hatte, um zu einer Lösung zu kommen, im Begriff stand, abzulaufen.

Michael Lüders, Politologe und Mitglied des Bündnis Sahra Wagenknecht

Für Lüders steht fest: "Wir sind mittendrin in einem Krieg und es ist der Anfang eines Krieges, der wahrscheinlich sehr lange dauern wird."
SGS Lüders
"Es ist ein Irrtum zu glauben, man könnte den Iran mit einigen Militärschlägen in die Knie zwingen", sagt der Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders (BSW).14.06.2025 | 5:11 min

Welche Rolle haben die USA?

Trump hatte mehrfach mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu telefoniert. Ob dabei konkrete militärische Schritte besprochen wurden, ist unklar.
ZDF-Korrespondent David Sauer sieht zwei mögliche Lesarten: "Es könnte eine bewusste Rollenverteilung zwischen Israel und den USA gegeben haben, ein Good-Cop-Bad-Cop-Szenario." Israels Angriff könne aber auch als Affront gegen Trump gesehen werden - ein Alleingang Netanjahus, der ohne Rücksprache erfolgte.
Am Freitag rief Trump seinen Nationalen Sicherheitsrat in den "Situation Room", dem besonders geschützten Lagezentrum im Weißen Haus. Aber auch über Inhalte oder Ergebnisse dieser Sitzung wurde bislang nichts bekannt .

Worum geht es Israel?

Offiziell geht es Israel um die Verhinderung eines iranischen Atomwaffenprogramms. Politologe Lüders hält das für vorgeschoben: "Es geht darum, einen Regimewechsel im Iran herbeizuführen." Israel wolle "ein für alle Mal mit allen Widersachern in der Region aufräumen". Nach Gaza, Libanon und Syrien komme nun der Iran als letzter geostrategisch relevanter Gegner. Israel fühlt sich seit Jahren durch Irans Atomprogramm bedroht.
Karte: Syrien Iran
Quelle: ZDF

Dass der Iran kurz vor dem Bau einer Atombombe stand, sei Lüders zufolge nicht belegt: "Die amerikanischen Geheimdienste haben noch zu Beginn des Jahres betont, dass der Iran nicht dabei sei, eine Atombombe zu bauen."
Der Gouverneursrat der Internationalen Atombehörde (IAEA) in Wien hatte diese Woche allerdings in einer Resolution festgestellt, dass der Iran seiner Verpflichtung zur Offenlegung seines gesamten Atomprogramms  nicht nachkomme.
Atomanlage in Isfahan
Israel fühlt sich seit Jahren durch Irans Atomprogramm bedroht. Nach Drohungen und Sabotage folgt heute nun ein großangelegter Militärschlag gegen iranische Ziele.13.06.2025 | 1:17 min

Welche Rolle spielt Trump?

Der selbsternannte "Friedenspräsident" Donald Trump steckt nach der Eskalation in einem Dilemma. Als Dealmaker wollte er auch im Fall des iranischen Atomprogramms eine Lösung herbeiführen. "Schauen Sie, es ist sehr einfach, nicht kompliziert. Iran darf keine Atomwaffen besitzen", erklärte Trump am Donnerstag.
Doch die US-Bedingung, dass Teheran die Urananreicherung vollständig einstellt, lehnt das Regime ab. Damit wächst auch der Druck auf Trump. Sein früherer nationaler Sicherheitsberater John Bolton, bringt es auf den Punkt: "Das iranische Atomwaffenprogramm ist kein israelisches Problem. Es ist ein amerikanisches, ein globales Nuklearproblem. Wir haben einfach zu lange zugesehen."
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.

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