"Lanz": Jürgen Hardt plädiert für Waffenlieferungen an Israel

CDU-Außenpolitiker bei "Lanz":Hardt plädiert für Waffenlieferungen an Israel

von Bernd Bachran
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Bei "Markus Lanz" fordert CDU-Politiker Jürgen Hardt militärische Unterstützung für Israel. Rettungssanitäter Thorsten Schroer berichtet von dramatischer Not im Gazastreifen.

Jürgen Hardt bei "Markus Lanz".
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 14. Mai 2025 in voller Länge.14.05.2025 | 78:21 min
Seit mehr als zwei Monaten blockiert das israelische Militär Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Der Vorwurf: Die Hamas verkaufe die Güter überteuert und finanziere damit ihren Kampf gegen Israel.
Die humanitäre Lage vor Ort ist katastrophal: Es mangelt an Nahrung, Wasser und Medikamenten. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Uno (FAO) warnt vor einer sich zuspitzenden Hungersnot für die 2,1 Millionen Menschen.
Die neue Bundesregierung steht vor der schwierigen Aufgabe, einen verantwortungsvollen Umgang sowohl mit der israelischen Regierung als auch mit der leidenden Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu finden.
Bundespräsident Steinmeier bei seinem Besuch in Kibbuz
Bundespräsident Steinmeier ist derzeit zu Besuch in Israel. Dort zeigt er Verständnis für Israels Recht auf Selbstverteidigung, mahnt aber den Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza an.14.05.2025 | 2:49 min

Hardt: Deutschland soll Waffen an Israel liefern

Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und auch Vizepräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Jürgen Hardt, vertrat bei "Markus Lanz" eine klare Position:

Die Hamas ist eine Bedrohung der Existenz Israels, genauso wie die Hisbollah. Und wenn man sich dagegen verteidigt, braucht man Waffen und die sollten wir liefern.

Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Union

Hardt sprach allerdings auch davon, dass eine dauerhafte Besetzung des Gazastreifens völkerrechtswidrig sei und wünschte sich, "dass Israel die Hilfslieferungen in die Gebiete wieder aufnimmt (…) und die israelische Regierung einen Plan uns präsentieren würde, wie sie sich die Zukunft Gazas vorstellt."
Markus Lanz wollte vom CDU-Politiker Hardt wissen, ob das, was gerade im Gazastreifen passiert ein Kriegsverbrechen sei. Aber auch nach mehrfachen Nachfragen wollte sich Hardt nicht konkret äußern.
Ein intern vertriebenes palästinensisches Mädchen trägt Töpfe zu ihrer Familienunterkunft, nachdem sie Essen aus einer Wohltätigkeitsküche in Jabalia im nördlichen Gazastreifen erhalten hat.
Im Gazastreifen spitzte sich die Lage zuletzt dramatisch zu. 02.05.2025 | 1:41 min

Hardt: Eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Gegenwart

Für Jürgen Hardt handelt es sich um eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Gegenwart, verwies jedoch darauf, dass die Hamas sich gezielt unter Zivilisten, in Krankenhäusern und Schulen verschanze - der Einsatz harter militärischer Mittel sei aus israelischer Sicht daher unvermeidlich.

Es wäre ein Kriegsverbrechen, wenn man durch Vorenthaltung von Hilfsgütern eine Zivilbevölkerung nachhaltig schädigt.

Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Union

Hardt weiter: "Und das ist die Frage, die wir an die israelische Regierung stellen. (…) Die israelische Regierung sagt, wenn wir die Hilfsgüter reingeben, kommen sie nur der Hamas zugute und nicht der Zivilbevölkerung. Diese These muss von uns erst mal widerlegt werden."
 Palästinenser inspizieren den Ort eines Luftangriffs der israelischen Armee, der ein Krankenhaus in Chan Junis getroffen hat. Zu sehen ist ein Krater in einer Straße.
Die internationale Kritik an Israels Ministerpräsident Netanjahu für dessen Vorgehen in Gaza wird lauter.14.05.2025 | 1:19 min

Hilfsgüter werden von der UN verteilt

Der Rettungssanitäter Thorsten Schroer fand da schon klarere Worte. Schroer war bereits viermal als Nothelfer in Gaza und kam erst Ende April dieses Jahres von seinem letzten Einsatz zurück. Bei "Lanz" berichtete er von seinen frischen Eindrücken.
"Ich kann von meiner Warte aus nicht bestätigen, dass alles zuerst zur Hamas geht. Die meisten Hilfslieferungen, die reinkommen, gehen über UN-Kanäle, werden von der UN verteilt."

Im Moment wird meines Erachtens nach der Hunger als Waffe eingesetzt.

Thorsten Schroer, Rettungssanitäter

Palästinenser begutachten die Schäden nach einem Luftangriff der israelischen Armee auf die Yaffa-Schule in Gaza-Stadt.
Israel blockiert seit mehr als fünfzig Tagen die Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten humanitären Krise seit Beginn des Krieges.23.04.2025 | 0:25 min
Schroer sprach im weiteren Verlauf der Diskussion von einer "Kollektivbestrafung von 2,1 Millionen Einwohnern von Gaza". Seit dem 2. März gelangt keine Hilfe mehr nach Gaza - weder Nahrung, Treibstoff noch Medikamente.

Das lässt sich in meinen Augen nicht mit Selbstverteidigung erklären.

Thorsten Schroer, Rettungssanitäter

Schroer weiter: "Dieses: 'Wir blockieren die Hilfe, weil die Hamas alles abzweigt, um daraus Waffen zu machen, ist nicht mal eine sonderlich kreative Ausrede oder Begründung, um die Grenzen zu schließen."
Vertriebene Palästinenser sammeln gespendete Lebensmittel in Jabalia im Norden des Gazastreifens
Das Palästinenser-Werk "UNRWA" warnt vor einer weiteren Hungerkrise in Gaza. Israel blockiert Hilfslieferungen, um den Druck auf die Hamas zu erhöhen.25.04.2025 | 0:24 min

Hardt nimmt Wadephul nach Kritik in Schutz

Außenminister Johann Wadephul (CDU) reiste vor wenigen Tagen zu seinem Antrittsbesuch nach Israel, um Gespräche mit der israelischen Regierung über die Lage in Gaza, die humanitäre Versorgung und Deutschlands Rolle in der Region zu führen.
Anschließend erntete er Kritik für einseitige Solidarität mit Israel, mangelnden Einsatz für humanitäre Hilfe in Gaza und symbolische Diplomatie. Jürgen Hardt nahm seinen Parteikollegen bei "Lanz" in Schutz.
Außenminister Wadephul besucht Israel
Bundesaußenminister Wadephul trifft Israels Premier Netanjahu - anlässlich 60-jähriger deutsch-israelischer Diplomatie. Kritische Töne gab es zum Vorgehen Israels in Gaza.11.05.2025 | 3:02 min
Der Besuch des deutschen Außenministers habe dem Jubiläum der diplomatischen Beziehungen gegolten. Es sei daher nachvollziehbar, dass dabei nicht vor laufenden Kameras die schärfste Kritik geäußert wurde. Der außenpolitische Sprecher der Union sagte daraufhin:
"Ich finde, dass man als Deutschland mit Sicherheit das Ohr ganz vieler israelischer Politiker hat und dass man ebenso, wie man hoffentlich in Tel Aviv und Jerusalem auf das hört, was der US-Präsident zu dem Thema sagt, dass man auch auf Deutschland hört."

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Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.
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