Westjordanland: Kritik an Siedler-Attacke auf Deutsche-Welle-Team
Westjordanland:Kritik an Siedler-Attacke auf Deutsche-Welle-Team
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Radikale israelische Siedler greifen im Westjordanland zwei Mitarbeiter der Deutschen Welle an. In Deutschland wird deutliche Kritik laut.
"Verurteilen Angriffe auf unsere Kollegen" - Deutsche Welle in Bonn
Quelle: Marius Becker/dpa/Archivbild
Nach den Angriffen radikaler israelischer Siedler auf Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) im Westjordanland nimmt die Kritik zu. Der Sender selbst, der Deutsche Journalistenverband (DJV) und der deutsche Botschafter Steffen Seibert riefen Israel auf, die Sicherheit von Medienleuten zu gewährleisten.
Am Freitag waren eine Korrespondentin des DW-Büros Jerusalem und ihr Kameramann bei dem Dorf Sinjil nördlich von Ramallah von israelischen Siedlern mit Steinen beworfen und verfolgt worden. Wie die Deutsche Welle in Bonn mitteilte, konnten die beiden sich unverletzt in Sicherheit bringen; ihr Auto sei stark beschädigt worden. Die DW-Mitarbeiter waren durch ihre Pressewesten klar als Medienschaffende zu erkennen gewesen, so der Sender.
Im Westjordanland besetzen israelische Siedler weitere Gebiete. Mit Unterstützung der rechten israelischen Regierung schaffen sie im Schatten des Gaza-Krieges Tatsachen.26.03.2025 | 6:34 min
DW: Angriff "durch nichts zu rechtfertigen"
"Die Deutsche Welle verurteilt diesen Angriff auf unsere Kollegen, die für die Berichterstattung über einen geplanten Protest gegen Siedlergewalt nach Sinjil gefahren sind", erklärte DW-Intendant Peter Limbourg. Dieser Angriff sei durch nichts zu rechtfertigen. "Wir fordern ganz klar: Die israelische Regierung muss die Sicherheit aller Journalistinnen und Journalisten im Westjordanland gewährleisten. Die Pressefreiheit sei "die unverzichtbare Säule jeder Demokratie".
Der DJV Bundesvorsitzende Mika Beuster betonte, die israelische Regierung sei jetzt in der Pflicht, den Vorfall aufzuklären und juristisch zu verfolgen:
Es kann nicht sein, dass radikale Siedler ungestraft Jagd auf Medienschaffende machen.
„
Mika Beuster, DJV
"Das darf nicht ohne Folgen bleiben", forderte Beuster. Der Überfall zeige, dass viel zu wenig für den Schutz der Kolleginnen und Kollegen in der Region getan werde.
Im von Israel besetzten Westjordanland nehmen die Spannungen zu. Es ist nur zu 40 Prozent in der Hand von Palästinensern. Immer mehr jüdische Siedlungen werden gebaut.03.06.2025 | 1:38 min
Botschafter: Angriffe äußerst beunruhigend
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf X, die Berichte über gewalttätige Siedlerangriffe auf internationale Journalisten seien äußerst beunruhigend: "Die Pressefreiheit und die Sicherheit von Journalisten müssen gewährleistet sein. Angesichts der zunehmenden extremistischen Siedlergewalt ist ihre Arbeit unerlässlich."
Botschafter Steffen Seibert auf X
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Sinjil liegt im palästinensisch verwalteten Teil des von Israel besetzten Westjordanlandes. Mehrere internationale Journalistinnen und Journalisten hatten am Freitag über einen Protestmarsch palästinensischer Dorfbewohner berichtet, die sich gegen Gewalttaten und Landnahme durch israelische Siedler wandten.
Dorf durch Zaun abgeschnitten
Israelische Behörden hatten vor Kurzem einen Zaun errichtet, durch den Teile von Sinjil von der zentralen Nord-Süd-Achse im Westjordanland abgeschnitten wurden - Militärangaben zufolge, um Siedler zu schützen. Die palästinensischen Anwohner dagegen berichten von wiederholten Angriffen durch die Siedler, auch sei die Ernte örtlicher Bauern zerstört worden. Durch die Sperren könnten sie nun teilweise nicht mehr in ihren Ort gelangen. Auch das ZDF berichtete über die Vorgänge in Sinjil:
Im Westjordanland wird das Dorf Sinjil eingezäunt, Zugänge sind blockiert. Die Bewohner kämpfen mit Angriffen und immer stärkeren Einschränkungen durch Armee und Siedler.06.06.2025 | 2:48 min
Israel hält das Westjordanland seit 1967 besetzt. In den vergangenen Jahren hat sich der Bau jüdischer Siedlungen dort beschleunigt. Menschenrechtsorganisationen beklagen eine Zunahme der Gewalt durch israelische Siedler, insbesondere seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen. Der Großteil der internationalen Gemeinschaft - darunter die EU - sieht den Siedlungsbau im Westjordanland als völkerrechtlich illegal an.
Nach dem US-Angriff auf Atomanlagen in Iran hat Teheran einen Vergeltungsangriff gestartet. Arabische Länder verurteilen den Angriff. Alle Entwicklungen im Liveblog.