Viele Ultraorthodoxe Juden empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils.
Quelle: dpa-Bildfunk
Die israelische Armee hat angekündigt, bis Ende des Monats 54.000 Einberufungsbefehle an ultraorthodoxe junge Männer zu verschicken.
Diese würden an Religionsstudenten ergehen, deren Befreiung vom Wehrdienst nicht mehr gelte, weil das zugrundeliegende Gesetz seine Wirkung verloren hat, hieß es in einer Mitteilung der israelischen Streitkräfte.
Nach einer Entscheidung des Obersten Gerichts in Israel werden nun auch ultra-orthodoxe Juden zum Militär eingezogen. Die Armee warnt vor einem Mangel an Soldaten.22.07.2024 | 1:28 min
Das israelische Militär kämpft nach 21 Monaten
Gaza-Krieg und
anderen bewaffneten Konflikten in seiner unmittelbaren Nachbarschaft mit Personalproblemen. Wehrpflichtige und Reservisten müssen immer längere Dienstverpflichtungen für Einsätze an der Front hinnehmen.
Ausnahmeregelung für orthodoxe Juden ausgelaufen
Ultraorthodoxe junge Männer, die zumeist in Religionsschulen (Jeschiwas) die Thora studieren, waren in
Israel jahrzehntelang von der Wehrpflicht befreit. Diese Ausnahmeregelung lief jedoch im vergangenen Jahr aus.
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) sieht auch nach US-Bombardement im Israel-Iran-Konflikt nur Verhandlungen als Ausweg.26.06.2025 | 2:29 min
Streng religiöse Juden sehen Wehrdienst als Bedrohung
Viele ultraorthodoxe Juden empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils, unter anderem weil Frauen und Männer gemeinsam dienen. In den letzten Monaten ausgestellte Einberufungsbefehle ignorierten sie zumeist.
In der israelischen Mehrheitsgesellschaft sorgt das angesichts der Kriege, in die das Land verwickelt ist, für Irritationen. Die rechts-religiöse Regierung von Ministerpräsident
Benjamin Netanjahu ringt um ein Gesetz, das die Wehrpflicht der Ultraorthodoxen regelt.
Soldatenmütter in Israel sind verzweifelt. Manche protestieren. Die Künstlerinnen Meirav Heiman und Moran Asraf verarbeiten ihren Schmerz in Kunst.27.06.2025 | 7:00 min
Entwürfe, die ernsthafte Sanktionen vorsehen, weisen die ultrareligiösen Partner in der Regierungskoalition zurück. Sollten solche etwa mit den Stimmen der Oppositionsparteien im Parlament gebilligt werden, drohen die Ultrareligiösen mit dem Bruch der Koalition.
Die Armee will nun auf der Grundlage des Entscheids des Obersten Gerichtshofs eine große Zahl von Religionsschülern ins Militär einberufen. In der Mitteilung vom Sonntag betont das Militär, dass es die Durchsetzung von Maßnahmen gegen Wehrdienstverweigerer und Deserteure verschärfen werde.
Zwischen Waffenruhe und Krieg hoffen die Menschen in Israel auf Frieden und dauerhafte Sicherheit. Die Folgen für jüdische und arabische Israelis sind dabei sehr unterschiedlich.25.06.2025 | 6:18 min
Festnahmen unwahrscheinlich
Es ist aber fraglich, ob das Militär diese Drohung gegenüber den Strenggläubigen wahrzumachen vermag. Schon in den vergangenen zwei Jahren hatte die Armee 23.000 Einberufungsbefehle für sie ausgestellt, nur wenige hundert folgten ihnen. Keiner der Verweigerer wurde festgenommen.
Israelische Medien gehen davon aus, dass es auch im Zuge der neuen Welle von Einberufungsbefehlen nicht zur Festnahme von Verweigerern aus dem Milieu der Religionsschüler kommen wird. Dies würde eine rote Linie für die ultrareligiösen Parteien der Regierungskoalition darstellen.
Nach dem US-Angriff auf Atomanlagen in Iran hat Teheran einen Vergeltungsangriff gestartet. Arabische Länder verurteilen den Angriff. Alle Entwicklungen im Liveblog.
Quelle: dpa, AFP, Reuters