Israels Siedlungspläne im Westjordanland stoßen auf Kritik

Siedlungspläne im Westjordanland:"Verstoß gegen Völkerrecht": Kritik an Israel

|

Israel will seinen Siedlungsbau vorantreiben und kündigt den Bau von Tausenden neuen Wohneinheiten im Westjordanland an. Die Pläne sorgen international für Kritik - auch in Berlin.

Israeli security waits for Israeli far-right Finance Minister Bezalel Smotrich to arrive for a press conference near Ma ale Adumim settlement, to announce his plan to approve more than 3,000 Jewish housing units, schools, health facilities and a country club in the controversarial E1 settlement project in the West Bank, on Thursday, August 14, 2025.
Der Siedlungsbau verstoße gegen UN-Resolutionen, so das Auswärtige Amt.15.08.2025 | 0:27 min
Der vom rechtsextremen israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich vorgestellte Plan zur Ausweitung der Siedlungen im Westjordanland hat international scharfe Kritik ausgelöst.
Auch aus Berlin kam deutliche Kritik, das Auswärtige Amt erklärte am Donnerstagabend:

Die Bundesregierung lehnt die Ankündigungen der israelischen Regierung zur Genehmigung tausender neuer Wohneinheiten in israelischen Siedlungen im Westjordanland entschieden ab.

Erklärung des Auswärtigen Amtes

Johann Wadephul besucht und den Palästinenserpräsidenten Abbas
Außenminister Wadephul hatte bereits Anfang August betont, es dürfe keine weitere Annexion der palästinensischen Gebiete durch Israel geben. 01.08.2025 | 2:31 min

Siedlungsbau - Auswärtiges Amt: Verstoß gegen Völkerrecht

"Der Siedlungsbau verstößt gegen das Völkerrecht und einschlägige Resolutionen des UN-Sicherheitsrats", erklärte das Auswärtige Amt weiter. "Er erschwert eine verhandelte Zweistaatenlösung sowie ein Ende der israelischen Besatzung des Westjordanlands."
"Planungen für die Siedlung E1 und die Ausweitung von Ma'ale Adumim würden die Mobilität der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland noch weiter einschränken, das Westjordanland faktisch in zwei Hälften teilen und Ost-Jerusalem vom Rest des Westjordanlands abschneiden", erklärte das Auswärtige Amt dazu.

Die Bundesregierung ruft die israelische Regierung dazu auf, den Siedlungsbau einzustellen.

Erklärung des Auswärtigen Amtes

Smotrich fordert Annexion des Westjordanlands

Smotrich hatte am Donnerstag einen Plan zur Ausweitung der Siedlungen im Westjordanland vorgestellt. Im Zuge des Projekts E1 ist der Bau von 3.400 neuen Wohneinheiten geplant. Der Minister präsentierte den Siedlungsplan bei einem Besuch der israelischen Siedlung Ma'ale Adumim östlich von Jerusalem.
Palästinensische Gebiete, Rujeib: Palästinenser begutachten die Trümmer eines von einem israelischen Bagger zerstörten Hauses in der Stadt Rujeib, östlich der Stadt Nablus
Seit 1967 ist das Westjordanland von Israel besetzt. Dort nehmen die Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser und Christen zu. Es werden Vorwürfe gegen die Behörden laut.15.07.2025 | 2:49 min
Im Rahmen des Projekts solle das Palästinensergebiet durch den Bau der Wohnungen in zwei Teile gespalten werden. "Diejenigen, die heute einen palästinensischen Staat anerkennen wollen, werden von uns vor Ort eine Antwort erhalten, in Form von konkreten Tatsachen: Häuser, Stadtviertel, Straßen und jüdische Familien, die ihr Leben aufbauen", sagte der Minister.
Smotrich forderte außerdem eine Annexion des Westjordanlands: "Ich rufe Premierminister Benjamin Netanjahu auf, die israelische Souveränität in Judäa und Samaria durchzusetzen", sagte er und verwendete dabei den biblischen Namen für das von Israel besetzte Westjordanland. Den "heuchlerischen europäischen Staats- und Regierungschefs" solle "nichts mehr zum Anerkennen" bleiben.

EU und UN warnen vor "weitreichenden Folgen"

Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Großbritannien und Kanada, hatten in den vergangenen Wochen angekündigt, im September einen Palästinenserstaat offiziell anzuerkennen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas erklärte in Richtung Israel mit Blick auf die Siedlungspläne, die EU rufe die Regierung auf, "von der Fortführung dieser Entscheidung abzusehen". Ansonsten hätte dies "weitreichende Folgen".
PALESTINIAN-ISRAEL-CONFLICT
Im Westjordanland wird das Dorf Sinjil eingezäunt, Zugänge sind blockiert. Die Bewohner kämpfen mit Angriffen und immer stärkeren Einschränkungen durch Armee und Siedler.06.06.2025 | 2:48 min
Auch der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, warnte eindringlich, falls dieser Plan umgesetzt würde, "würde dies den Norden und Süden des Westjordanlands voneinander abtrennen". Er rief die israelische Regierung auf, dies nicht zu tun. Der Plan würde "der Zweistaatenlösung ein Ende bereiten".
Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde verurteilte die Äußerungen Smotrichs und forderte "eine internationale Intervention und Sanktionen", um das Siedlungsprojekt zu verhindern.
Karte zeigt das Osmanische Reich und die jüdischen Gebiete. Damals lebeten Muslime und Juden weitgehend friedlich zusammen.
Die Karte zeigt die Region Palästina ab 1923, dass damals unter britischem Mandatsgebite stand.
Die Karte zeigt die Gebiete des arabischen Staates und Jüdischen Staates wie es der UN-Teilungsplan 1947 vorgesehen hatte.
Karte zeigt Israel und den Angriff der arabischen Länder nach der Gründung des Staates Israel 1948
Die Karte zeigt die Gebiete, die Israel nach dem Krieg 1948 gewinnt.
Karte von 1967 zeigt die Eroberungsgebiete von Israel.
Die Karte zeigt wie sich die Siedlungen über die Jahre gewachsen sind von 1.500 im Jahr 1972 auf 465.400 im Jahr 2021.
Die Karte zeigt die Grenzen nach dem Friedensvertrag von Oslo.
Die Karte zeigt die Grenzgebiete von Israel, Gazastreifen, Westjordanland heute.

Die Entstehung des Nahost-Konflikts

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts leben Muslime und Juden im Osmanischen Reich weitgehend friedlich zusammen. Doch in Europa werden die Juden ausgegrenzt und verfolgt ...

Quelle: ZDF


NGO: Bauarbeiten könnten in einem Jahr beginnen

Die israelische Anti-Siedlungs-Organisation Peace Now warnte, eine Umsetzung des Siedlungsplans wäre "fatal für die Zukunft Israels und für jede Chance auf eine Zweistaatenlösung". Der Plan soll laut der Nichtregierungsorganisation nächsten Mittwoch in einem Ausschuss im Verteidigungsministerium, dem "Higher Planning Council", diskutiert werden und könnte dann binnen weniger Monate in Kraft gesetzt werden. Die Bauarbeiten könnten bereits in etwa einem Jahr beginnen.
Israelische Soldaten stehen vor dem Thabet Thabet Krankenhaus in der Stadt Tulkarem im Westjordanland.
Im Westjordanland besetzen israelische Siedler weitere Gebiete. Mit Unterstützung der rechten israelischen Regierung schaffen sie im Schatten des Gaza-Krieges Tatsachen.26.03.2025 | 6:34 min
Israel hatte im Sechstagekrieg von 1967 die Kontrolle über das Westjordanland, Ostjerusalem und den Gazastreifen übernommen. Nach internationalem Recht ist die Errichtung israelischer Siedlungen in diesen palästinensischen Gebieten illegal.
Trotz Protest aus dem Ausland hat Israel in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende Siedlungen im Westjordanland gebaut, wo rund 500.000 Israelis neben rund drei Millionen Palästinensern leben.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.
Hilftgüter werden über Gaza von der jordanischen Luftwaffe am Sonntag den 27.07.2025. abgeworfen.
Liveblog
Quelle: AFP, dpa

Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt