Gaza-Einigung: Wie groß ist der Anteil von Donald Trump?

Experten-Einschätzung:Gaza-Einigung: Wie groß ist der Anteil von Donald Trump?

|

Ein Ende des Gaza-Kriegs scheint nach der Unterzeichnung des ersten Abkommen näher: Worauf es jetzt ankommt und welchen Anteil Donald Trump am bisherigen Erfolg hat.

Nahost-Experte Daniel Gerlach vor dem Brandenburger Tor in Berlin.

Es komme nun auf die Umsetzung an, aber über die erste Phase hinaus habe keiner einen Plan, wie es politisch weitergehen soll, sagt Nahost-Experte Daniel Gerlach.

09.10.2025 | 10:46 min

Eine Waffenruhe im Gazastreifen, Freilassung der israelischen Geiseln und Entlassung von rund 2.000 palästinensischen Gefangenen aus israelischer Haft - das sind die Eckpunkte von Trumps Friedensplan für den Gazastreifen.

Im Interview mit ZDFheute live erläutert Nahost-Experte Daniel Gerlach, die Rolle von US-Präsident Donald Trump und warum es jetzt weniger auf weitere Verhandlungen, sondern auf die Ausführung der beschlossenen Punkte ankommt.

Lesen Sie das Interview hier in Auszügen oder sehen Sie es oben in voller Länge.

Entscheidend: Sichere Freilassung der Geiseln

Ob es dauerhafter Frieden sei, könne er noch nicht sagen, so Gerlach. Aber er spreche mit Personen, die direkt in die Verhandlungen involviert seien. Wie es über die erste Phase des Plans hinaus weitergehe, wüssten selbst die Unterhändler noch nicht:

Über die erste Phase hinaus hat keiner einen Plan, wie es weitergehen soll.

Daniel Gerlach, Nahost-Experte

Vieles sei "Erwartungsmanagement". Gerlach ist zuversichtlich: "Ein ganz entscheidender Knoten ist durchschlagen, wenn es gelingt, die Freilassung der noch im Gazastreifen verbliebenen Geiseln abzuwickeln, und so zu organisieren, dass sie wohlbehalten in Israel ankommen." Und dann im Gegenzug auch die Freilassung der Palästinenser in Israel komme.

Links: Jubelnde Menschen im Gaza-Streifen. Rechts: Donald Trump bei seiner Ankündigung zum Friedensplan.

Nach langen Verhandlungen haben Israel und die Hamas der ersten Phase von Trumps Friedensplan für Gaza zugestimmt. ZDFheute live dazu, was über die Vereinbarung bekannt ist.

09.10.2025 | 31:12 min

Das sei "nicht nur eine vertrauensbildende Maßnahme". Sondern das Thema Geiseln treibe die ganze Gesellschaft in Israel um. So lange Geiseln in Gaza seien, sei es für die Verbündeten Israels auch sehr schwer gewesen, Druck auf die Regierung auszuüben. Aber jetzt müsse man zusehen, dass die besprochenen Punkte eingehalten würden.

Palästinenser feiern in Chan Junis im südlichen Gazastreifen nach der Bekanntgabe, dass Israel und die Hamas der ersten Phase eines Friedensplans zur Unterbrechung der Kämpfe zugestimmt haben.

Israel und die Hamas haben am Morgen eine Einigung zur ersten Phase des US-Friedensplans unterzeichnet. Ein Überblick über die wichtigsten Punkte.

09.10.2025 | 0:58 min

Knackpunkte: Organisation der Kontrolle, Einhalten von Garantien

Wichtige Eckpunkte sieht Gerlach im Folgenden:

Dass sich die Hamas, und die Staaten, die für die Hamas die Verantwortung übernehmen sollen, und die Israelis auch wirklich an die Vereinbarung halten.

Daniel Gerlach, Nahost-Experte

Wichtig sei, dass sie auch bei Schwierigkeiten guten Willens seien, und es nicht aus machtpolitischen Gründen zum Scheitern brächten, resümiert Gerlach.

Israel muss temporär Kontrolle an Hamas übergeben

Als Hauptknackpunkt sieht der Nahost-Experte nicht die Verhandlungen. "Das Problem ist tatsächlich die Umsetzung." Ein Teil davon sei die Entwaffnung der Hamas. Die müsse aber mit einer "temporären Rückkehr zur Kontrolle" einhergehen. Denn die israelische Armee werde sich zunächst ein Stück zur Freilassung der Geiseln zurückziehen, und dann weiter Richtung israelischer Grenze. Sie werde zwar noch im Land bleiben, müsse aber die Kontrolle über Gebiete abgeben.

Es sei ein eine "widersprüchliche Situation, wenn man sagt, 'Hamas soll aufgeben, Hamas soll die Kontrolle abgeben, aber temporär in dieser Phase der Freilassung der Geiseln - also bis (...) Montag - wird die Hamas die Kontrolle über einen Teil des Gazastreifens nominell wieder übernehmen." Dann werde Israel nicht einschreiten dürfen. Das sei eine heikle Phase.

Einav Zangauker, Mutter der israelischen Geisel Matan Zangauke, die von der Hamas festgehalten wird, feiert auf dem Geiselplatz in Tel Aviv, wo sich Menschen versammeln, um die Ankündigung einer Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas über die Umsetzung der ersten Phase des US-Friedensplans für den Gazastreifen zu feiern.

In Israel und Gaza herrschen Jubel und Erleichterung – aber auch Vorsicht. Es wächst die Hoffnung, dass die verbliebenen Geiseln bald freikommen.

09.10.2025 | 2:50 min

Sicherheit und Aufbau einer Verwaltung

Weiterer wichtiger Punkt sei das sichere "Geleit", erläutert Gerlach. Dazu zähle auch, ob die Hamas-Führung tatsächlich ins Ausland abziehen könne. "Und dann muss eine Übergangsverwaltung aufgebaut werden mit Beteiligung arabischer Sicherheitskräfte". Jordanien und Ägypten würden genannt.

Der Aufbau einer Verwaltung müsse einhergehen mit einem Rückzug der israelischen Streitkräfte. Zudem müsse es auch die Bereitschaft und die Garantie Israels und anderer Staaten zur Sicherheit geben: "dass man nicht, wenn etwas aufgebaut wird, zwei Wochen später wieder ein Bombardement hat, und die israelische Seite sagt: 'Da waren Hamas-Terroristen, die die hatten sich da irgendwo versteckt. Deshalb mussten wir da bombardieren'". Das habe man alles schon erlebt.

"Große diplomatische Anstrengung" von Trump

Daher sei die Rolle der Amerikaner so wichtig. Das sei nicht nur US-Präsident Trump, sondern vielmehr erwartet Gerlach, dass Trumps Schwiegersohn, Jared Kushner "noch eine wichtige Rolle beim Aufbau" spielen werde.

USA-Korrespondent David Sauer bestätigt die wichtige Rolle Trumps:

Er hat den Hauptanteil daran. Er ist der, der das maßgeblich vorangetrieben hat.

David Sauer, ZDF-Korrespondent zu Trumps Rolle im Friedensabkommen

Zwar sei Trump zwischenzeitlich etwas unzufrieden gewesen mit dem stockenden Prozess. Jetzt aber sei es ihm jetzt gelungen, indem er "eine große diplomatische Anstrengung" unternommen habe - mit dem Sondergesandten, mit dem Außenminister. "Aber auch eben mit seiner eigenen Person: Er hat sich da sehr stark eingebracht in die Vermittlung", sagt Sauer.

Thomas Reichart, Golineh Atai und Elmar Theveßen im Schaltgespräch mit der heute

Israel und die Hamas haben sich in Ägypten auf den Friedensplan von Donald Trump geeinigt. Einschätzungen von Thomas Reichart, Golineh Atai und Elmar Theveßen.

09.10.2025 | 3:27 min

Zudem habe er es geschafft, mehrere wichtige Player aus der Region mit ins Boot zu nehmen. Auch muslimische und arabische Länder. Das sei offenbar der Schlüssel für den substanziellen Fortschritt gewesen. "Sein Anteil daran ist nicht zu unterschätzen. Das ist ein großer Erfolg. Natürlich unter der Voraussetzung, dass das alles so hält und so eintrifft."

Die Gespräche führte Christian Hoch. Zusammengefasst hat sie ZDFheute-Redakteurin Michaela Schmehl.

Einigung in Nahost
:Israel stimmt Gaza-Abkommen zu

Israel und die Hamas haben nach Angaben von US-Präsident Donald Trump der ersten Phase eines von den USA vorgeschlagenen Abkommens für den Gazastreifen zugestimmt. Mehr im Blog.
Palästinenser feiern am 9. Oktober 2025 in Khan Yunis, nachdem die Nachricht von einem neuen Waffenstillstandsabkommen für Gaza bekannt wurde.
Liveblog
Quelle: ZDF

Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt