Bei Lanz: Wie realistisch ist Umsetzung des Gaza-Friedensplans?

Hitzige Debatte bei Lanz:Wie realistisch ist die Umsetzung des Gaza-Friedensplans?

von Bernd Bachran
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Der Gaza-Friedensplan wird weitestgehend positiv aufgenommen. Doch wie realistisch ist die Umsetzung? Bei Lanz wird vor allem ein Zweifel laut: Ist die Hamas bereit, zuzustimmen?

"Markus Lanz": Sendungslogo.

Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 30. September 2025 in voller Länge.

30.09.2025 | 77:45 min

US-Präsident Donald Trump hat im Beisein des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu einen 20 Punkte umfassenden Friedensplan für Gaza vorgestellt. Weltweit gab es viele positive Reaktionen auf diesen Vorstoß Trumps, auch wenn noch viele Details zu klären sind. Vor allem: Was passiert, wenn die Hamas diesem Plan nicht zustimmt?

Internationale Unterstützung für Gaza-Plan

Außenminister Wadephul wie auch die Vereinten Nationen begrüßen Trumps Friedensplan für den Gazastreifen. Israel hat zugestimmt – unklar noch, ob das auch die Hamas tun wird.

01.10.2025 | 2:08 min

Melody Sucharewicz: Die Hamas muss nur 'Ja' sagen

Die in Tel Aviv lebende deutsch-israelische Politikberaterin Melody Sucharewicz äußerte bei 'Markus Lanz' die Hoffnung, dass nach so langer Zeit endlich Frieden im Nahen Osten einkehren könne. Nun sei es an der Hamas, ihren Willen zum Frieden unter Beweis zu stellen. Sie sagte:

Jetzt ist die Situation eigentlich so simpel, wie sie nie zuvor war. Wir brauchen ein einziges 'Ja'.

Melody Sucharewicz, Politikberaterin

Sucharewicz weiter: "In dem Moment, in dem die Hamas dieses Abkommen anerkennt, sind innerhalb von 72 Stunden alle 48 Geiseln frei. Die Lebenden und die Nichtlebenden."

US Präsident Donald Trump lächelt

Mit einem 20-Punkte-Plan will US-Präsident Trump den fast zwei Jahre währenden Konflikt im Gazastreifen beenden. Das sind die zentralen Punkte.

30.09.2025 | 1:22 min

Daniel Gerlach: kein Friedensplan, sondern Waffenstillstandsplan

So simpel sah es der Chefredakteur Nahost-Magazin "zenith" Daniel Gerlach nicht. Er sprach davon, dass sich alle einig seien: "Das ist das Beste, was auf dem Tisch liegt. Aber es ist nicht so, dass die Hamas einfach Ja sagen muss."

Was wir hier diskutieren, ist auch kein Friedensplan, sondern es ist allenfalls ein Waffenstillstandsplan.

Daniel Gerlach, Chefredakteur Nahost-Magazin "zenith"

Der aus San Francisco zugeschaltete ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen betonte, dass der 20-Punkte-Plan von Trump größtenteils positiv aufgenommen wurde. "Der Plan gilt hier eindeutig als der vielversprechendste, den es seit zwei Jahren (…) gegeben hat. Deswegen nehmen den Plan erst mal alle sehr ernst."

SGS Slomka - Wadephul

„Dieser Vorschlag passt für beide Seiten“, sagt Bundesaußenminister Wadephul (CDU) zu Trumps Friedensplan für Gaza. Das sei eine gute Ausgangssituation.

30.09.2025 | 7:03 min

Elmar Theveßen: Israel steht unter großem internationalen Druck

Theveßen sagte, Netanjahu stimme auch deshalb zu, weil er unter großem internationalen Druck stehe. Die Anerkennung Palästinas durch mehrere europäische Staaten habe die weltpolitische Lage verändert und damit eine Gelegenheit für den US-Friedensplan geschaffen. Entscheidend sei nun, ob die Beteiligten es ernst meinten - und ob die Hamas am Ende bereit sei, ebenfalls zuzustimmen.

Denn dass das, was da drin steht, ist nichts anderes als die totale Kapitulation der Hamas.

Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent

Für Melody Sucharewicz war eine ganz klare Voraussetzung zur Beendigung des Kriegs im Gazastreifen die Kapitulation der Hamas oder deren totale Zerschlagung, denn "Israel kann es sich als souveräner und demokratischer Staat nicht leisten, diesen Krieg mittendrin zu beenden und die Hamas weiter agieren zu lassen."

Dem weltweit diskutierten Friedensplan fehle, so Theveßen, die "komplette Unterfütterung".

Es fehlt bis auf die ersten 72 Stunden jede Zeit-Referenz. Es ist völlig unklar, wann was wie passieren soll.

Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent

Israelische Panzer an der Grenze zum Gazastreifen

Die EU und Bundeskanzler Merz unterstützen den neuen Gaza-Plan. Er sei die beste Friedenschance seit Kriegsbeginn. Israel hat zugestimmt - eine Antwort der Hamas steht noch aus.

30.09.2025 | 2:23 min

Wie realistisch ist die Perspektive auf einen Palästinenserstaat?

Für den ZDF-Korrespondenten ist der größte Knackpunkt des Plans die Frage, wie realistisch die Perspektive eines Palästinenserstaates ist. Für die arabischen Länder sei diese Perspektive eine Voraussetzung, während Netanjahu immer wieder betont, dass es keinen Palästinenserstaat geben wird.

Nahost-Experte Gerlach sprach davon, dass die israelische Regierung unter enormen Zeitdruck steht, da "die internationale Unterstützung oder das internationale Wegsehen bei dem Thema der Besatzung endlich" sei. Vor diesem Hintergrund setze, so Gerlach, die israelische Regierung nun kurzfristig Fakten im Westjordanland, unter anderem durch die Ausschreibung neuer Siedlungsprojekte.

"Ich glaube, dass jetzt Fakten geschaffen werden und dass diese israelische Regierung wirklich versucht, die Zweistaatenlösung ein für alle Mal zu verunmöglichen", so Gerlach.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu weitete den Einsatz dennoch aus. Mehr im Blog.
Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in einem Gebiet im Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.
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