Energiepreise im Wahlkampf: Das planen SPD, Union und Co.

Blick in die Wahlprogramme:Wie die Parteien Energiepreise senken wollen

von Karen Grass
|

Die deutsche Wirtschaft beklagt sich regelmäßig über hohe Kosten für Energie, auch private Haushalte sind stark belastet. Was sagen die Parteien vor der Bundestagswahl zum Thema?

Prof. Dr. Theres Matthieß
Was steckt in den Wahlprogrammen der jeweiligen Parteien zum Schwerpunkt Energiewende? Politikwissenschaftlerin Prof. Theres Matthieß von der Uni Göttingen gibt Antworten.03.02.2025 | 3:36 min
Hohe Energiepreise spielen im Wahlkampf eine große Rolle. Wie wollen die Parteien das Problem lösen? Ein Blick in die Programme zur Bundestagswahl für SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP, AfD, die Linke und das BSW.

Parteien wollen geringere Steuern

Alle sieben Parteien wollen die Stromsteuer aufs Minimum absenken, das die EU wettbewerbsrechtlich vorgibt. Statt heute 2,05 wären das dann 0,05 Cent je Kilowattstunde. Bislang gilt das nur befristet für energieintensive Betriebe. Die FDP schreibt zur Stromsteuer sogar, man werde sich "auf europäischer Ebene für ihre Abschaffung einsetzen."
Ansicht auf eine Hochspannungsleitungen
Wir müssen weg vom überdimensionierten Netzausbau hin zu einer dezentralen Energieversorgung vor Ort. Wie soll das gehen? Wir sprechen mit Energieökonomin Claudia Kemfert.22.01.2025 | 2:38 min
Einen viel größeren Anteil als die Steuer haben an den Stromkosten aber die Netzentgelte: Sie machen je nach Region oft mehr als ein Viertel des Strompreises aus. Alle Parteien wollen die Entgelte deshalb senken, um Betriebe und Haushalte zu entlasten.

So wollen die Parteien die Netzentgelte senken








Smarte Netze sollen beim Stromsparen helfen

Für günstige Energiepreise empfehlen Fachleute smarte Netze und dynamische Tarife. So würde Strom verbraucht, wo er gerade günstig zur Verfügung steht. Die Grünen schreiben dazu, so würden "die Bürger*innen in die Lage versetzt, in Zeiten von viel Wind und Sonne den Strom per Batterie oder Wärmepumpe (...) zu speichern, die Waschmaschine laufen oder das E-Auto laden zu lassen. Damit kann jede und jeder Geld sparen." Auch Union, FDP und BSW wollen das laut Programm vorantreiben.
Hunderte Euro sind drin
Die große Krise rund um Energie ist vorbei: Es lohnt sich wieder, den Anbieter für Strom oder Gas zu wechseln. Treue Kunden dagegen zahlen drauf. WISO gibt Tipps zum sicheren Wechsel.26.08.2024 | 3:07 min

So sollen Industrie und Haushalte entlastet werden

Da nicht alle Industriebetriebe die Produktion flexibel ans Stromangebot anpassen können, versprechen einige Parteien staatliche Entlastung. Die SPD will den Kreis der Firmen erweitern, die reduzierte Netzentgelte gewährt bekommen. Die Union will zumindest erreichen, dass Großverbraucher in der Wirtschaft keine zusätzlichen Netzentgelte zahlen müssen, eine weitreichende Reform der Bundesnetzagentur hatte das nämlich ins Auge gefasst. Daneben setzen sich SPD und Grüne dafür ein, dass mehr energieintensive Betriebe von einer Regelung im Rahmen des EU-Emissionshandels profitieren: Dabei werden Firmen Kosten erstattet, die sie sonst für die CO2-Emissionen ihres Energieverbrauchs zahlen müssten. 
Die Linke hingegen plädiert dafür, Betriebe bei hohen Energiekosten wenn nötig zeitweise beim Industriestrompreis zu unterstützen - das solle aus dem bestehenden Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung finanziert werden.

So wollen die Parteien ihre Versprechen finanzieren








Stimmung in Deutschland
:Bundestagswahl: So steht es in der letzten Umfrage

Welche Partei führt in den Umfragen zur Bundestagswahl? Wen hätten die Deutschen am liebsten als Kanzler? Welche Koalitionen wären möglich? Die wichtigsten Zahlen im Überblick.
von Robert Meyer
Ein Diagramm von den Verteilungen der Parteien in den Umfragen. Im Hintergrund weht vor dem Bundestag eine Deutschland-Fahne

Mehrere Parteien fordern Preisaufsicht

Und private Haushalte? Um Härten abzufangen, wollen Grüne, BSW und die Linke sie künftig vor Energiesperren schützen - auch wenn sie ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können. Dafür könnte etwa ein Fonds eingerichtet werden, der die Kosten trägt.
Baustellenband als W für WISO: Baustelle Deutschland
Welche Pläne haben die Parteien in ihren Programmen zur Bundestagswahl bezüglich der Energiepreise und Energiewende? 03.02.2025 | 43:19 min
SPD, Grüne, die Linke und das BSW wollen zudem die Energiepreise regulieren. SPD und Grüne schlagen dazu eine Preisaufsicht gegen hohe Kosten bei der Fernwärme vor. Das BSW schreibt auf ZDF-Anfrage: "Wir brauchen staatliche Preiskontrollen und -Festlegungen (...) durch die Bundesnetzagentur." Die Linke fordert: Energiepreiserhöhungen sollten nur noch mit behördlicher Erlaubnis möglich sein und Energieversorger sollten belegen, dass sie durch steigende Beschaffungspreise gerechtfertigt sind.
Urteil zu Erdverkabelung
Für die Energiewende braucht es neue Stromleitungen, die oftmals unterirdisch verlegt werden. Zum Leidwesen von Landwirten in Ostwestfalen, die dagegen geklagt haben.08.01.2025 | 2:30 min

Die Linke will einen Energiesoli, die FDP mehr Markt

Die Partei will außerdem an die Tarifgestaltung heran. Wer durchschnittlich viel Energie verbraucht, soll einen günstigen Sockeltarif bekommen. Wer mehr verbraucht, soll höhere Preise zahlen und so den Sockeltarif querfinanzieren. Zusätzlich soll ein Energiesoli für Reiche Geld für die Pläne bringen. FDP und AfD dagegen setzen eher auf den Markt und wollen Kosten im System senken.
moma wirtschaft: Innovative Solarzellen
Die Sunmax GmbH aus Sachsen plant die Fertigung von innovativen Solarmodulen, die neben Energie auch Wärme produzieren können - für die Aufnahme der Großproduktion wird aber Staatshilfe benötigt.15.04.2024 | 2:29 min
Auseinander gehen die Vorschläge auch dazu, welche Energieträger günstige Preise bringen: Union, SPD, Grüne und die Linke wollen dafür vor allem die erneuerbaren Energien schnell ausbauen. FDP, AfD und BSW setzen dagegen explizit auch auf fossile Energieträger, insbesondere Gas, um die Preise zu senken.
Karen Grass ist Redakteurin beim ZDF-Magazin WISO.

Icon von whatsapp
Quelle: dpa

Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

Nachrichten zur Bundestagswahl