Ramelow über Linke: Bin ich dabei, die Partei zu verlassen?

Nach Linken-Parteitag:Ramelow: "Bin ich dabei, die Partei zu verlassen?"

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Linken-Politiker Bodo Ramelow hadert mit der Entwicklung seiner Partei. In einem Beitrag auf seiner Website zeigte sich der Bundestagsvizepräsident irritiert.

Bundestagsabgeordneter Bodo Ramelow auf dem Parteitag der Linken am 09.05.2025.
Bodo Ramelow: "Wir wollen doch keine Spaßpartei werden"
Quelle: ddp

Der langjährige Linken-Politiker Bodo Ramelow zeigt sich irritiert über den Wandel seiner Partei und spricht sogar von einem möglichen Bruch. "Heute ist mir beim Aufwachen ein Satz durch den Kopf gegangen, der mich nicht loslässt: Bin ich dabei, die Partei zu verlassen - oder verlässt meine Partei gerade mich?", schrieb der frühere Thüringer Ministerpräsident und heutige Bundestagsvizepräsident in einem Beitrag auf seiner Webseite.
Bundesparteitag Die Linke
Parteitag in Chemnitz: Die Linke feiert doppelt so viele Mitglieder, neue Stärke, alte Ziele – gegen Kapitalismus, für Umverteilung, und sie will mit der Union auf Augenhöhe reden.09.05.2025 | 2:14 min
Hintergrund für Ramelows Aussagen ist ein turbulenter Landesparteitag der Linken im thüringischen Ilmenau am vergangenen Wochenende. Nach einer Kontroverse über Ämtertrennung wurde das Spitzenpersonal ausgetauscht. Ramelow kritisiert diverse Redebeiträge, so etwa die Forderung nach einem Kurswechsel der Landespartei, nach einer Fehleranalyse der zehnjährigen Regierungszeit der Linken und einem Einkommensdeckel für Abgeordnete.

Die Linke in Bewegung darf nicht zu einer Bewegungslinken werden, die sich selbst isoliert.

Bodo Ramelow, Bundestagsvizepräsident Die Linke

Parteiarbeit müsse Spaß machen, so Ramelow weiter. "Aber wir wollen doch keine Spaßpartei werden. Wir wollen auch keine Elitenpartei sein. Wir wollen auch keine Partei der 'besseren Menschen' werden, sondern eine Partei, die an der Verbesserung der Lebensumstände für alle Menschen arbeitet! Nicht nur eine Partei, die sich bewegt, sondern eine Partei, die etwas bewegt - nämlich etwas zum Guten für jeden Menschen."
Der 69-jährige Ramelow hatte als eine der "Silberlocken" zusammen mit Gregor Gysi und Dietmar Bartsch zum Erfolg der Linken bei der Bundestagswahl beigetragen und ein Direktmandat in Erfurt gewonnen. Die Partei hatte nach einem jahrelangen bundesweiten Tief binnen kurzer Zeit Boden gut gemacht und bei der Wahl im Februar 8,8 Prozent der Stimmen erreicht. Zugleich traten seit Jahresbeginn bundesweit Zehntausende neue Mitglieder ein.
Wahlplakate Die Linke - Bundestagswahl 2025
Die Linke kämpft um fünf Prozent. Gysi, Bartsch und Ramelow sollen mit Direktmandaten den Wiedereinzug in den Bundestag retten. Doch die Partei zerreißt zwischen Jung und Alt.02.02.2025 | 2:50 min

Junge dominierten

Bei dem Thüringer Parteitag hatten junge Mitglieder dominiert, die sich kritisch zu einigen Positionen des Vorstandes äußerten. In Thüringen hatte die Linke bei der Landtagswahl im Herbst mit 13,1 Prozent der Stimmen viel schwächer abgeschnitten als zuvor und war nach zehn Jahren in der Regierung auf die Oppositionsbank gewechselt.
Quelle: AFP, dpa

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