Außenminister Wadephul in Israel:Netanjahu lobt "exzellente Beziehungen"
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Außenminister Wadephul hat in Israel Premier Netanjahu getroffen. Beide betonten das gute Verhältnis, aber auch kritische Töne waren zu hören.
Bundesaußenminister Wadephul trifft Israels Premier Netanjahu - anlässlich 60-jähriger deutsch-israelischer Diplomatie. Kritische Töne gab es zum Vorgehen Israels in Gaza.12.05.2025 | 2:46 min
Außenminister Johann Wadephul (CDU) ist am Sonntag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zusammengetroffen. Bei einer Runde mit weiteren Repräsentanten beider Länder sagte Netanjahu in Jerusalem, Israel und Deutschland hätten "exzellente Beziehungen" und man wolle diese fortsetzen.
Wir haben viele gemeinsame Interessen, viele gemeinsame Werte und viele gemeinsame Herausforderungen.
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Benjamin Netanjahu, israelischer Ministerpräsident
Wadephul dankte Netanjahu für den Empfang, beide schüttelten sich vor Journalisten freundlich lächelnd die Hände. Das Verhältnis von Wadephuls Vorgängerin Annalena Baerbock (Grüne) zu Netanjahu galt zuletzt als zerrüttet.
Die Einstellung des neuen Bundeskanzlers gegenüber Israel sei grundsätzlich ausgesprochen positiv, sagt Shimon Stein, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland. Die Frage sei, wie Deutschland mit seiner Verantwortung umgehe.12.05.2025 | 5:50 min
Wadephul lehnt militärische Lösung in Gaza ab
Wadephul rief zuvor die israelische Regierung eindringlich auf, wieder in ernsthafte Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen einzusteigen. Mit Blick auf das wieder verschärfte militärische Vorgehen Israels seit März sagte der CDU-Politiker bei einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Gideon Saar in Jerusalem:
Ich bin nicht sicher, ob so alle strategischen Ziele Israels erreicht werden können, ob dies langfristig der Sicherheit Israels dient.
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Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister
Ein Waffenstillstand müsse den Weg für die dauerhafte Versorgung der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen ebnen, mahnte Wadephul bei seinem Antrittsbesuch in Israel. Dort komme seit 70 Tagen keine humanitäre Hilfe mehr an, die große menschliche Not verschärfe sich jeden Tag.
Die israelische Luftwaffe hat massiv Stellungen der Huthi-Miliz in Jemen angegriffen. Dabei sollen zwei Menschen getötet und 42 verletzt worden sein. 06.05.2025 | 0:21 min
Wadephul fordert Geiselfreilassung
Außerdem forderte der Außenminister eine Freilassung aller Geiseln:
Wir fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln, die die Terrororganisation Hamas immer noch in dunklen Kellern gefangen hält und dabei ihr brutales Gesicht zeigt.
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Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister
Unter den Geiseln seien auch deutsche Staatsangehörige, sagte Wadephul, der sich nach seiner Ankunft in Israel am Samstagabend mit Angehörigen von Hamas-Geiseln getroffen hatte. Die Rückkehr der Geiseln sei für die Bundesregierung daher eine "Priorität", hob Wadephul bei seinem Treffen hervor.
Mehrere tausend Reservisten wurden vom israelischen Militär einberufen, um die Offensive im Gazastreifen auszuweiten. Eine Rakete der jemenitischen Huthi-Miliz schlug in Israel ein. 04.05.2025 | 1:36 min
Bedingungen für Friedenslösung
Der Minister zeigte Verständnis für den israelischen Ansatz, dass Hilfslieferungen den Menschen und nicht der Terrororganisation Hamas zugutekommen sollten, "die diese Hilfslieferung in der Vergangenheit auch missbraucht hat".
Zugleich machte Wadephul ungewöhnlich deutlich die Vorstellungen der neuen schwarz-roten Regierung für eine Friedenslösung zwischen Israel und den Palästinensern klar. Gebraucht werde eine politische Lösung für den Wiederaufbau von Gaza ohne die Hamas, von der keine Bedrohung für Israel mehr ausgehen dürfe.
Der arabische Wiederaufbauplan mit einer starken Rolle der Palästinensischen Behörde (PA) sei dafür ein guter Ausgangspunkt.
Israel will seine Offensive in Gaza gegen die Hamas wohl noch weiter verschärfen. 05.05.2025 | 1:21 min
Wadephul: Gazastreifen Teil der Palästinensergebiete
Klar sei aber auch, dass der Gazastreifen Teil der palästinensischen Gebiete bleiben müsse, betonte Wadephul. Er sei sich mit Saar einig gewesen, dass die Palästinenser dort "eine Zukunft haben können und von niemandem gezwungen werden, dieses Gebiet zu verlassen".
Die Präsenz der israelischen Armee dort werde nur von vorübergehender Natur sein - auch darüber habe Einigkeit bestanden. Kritiker befürchten, Israel strebe eine dauerhafte Besetzung des Gazastreifens oder eine Vertreibung der Palästinenser an.
Israel will seine Offensive im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas weiter verschärfen. „Israels Armee soll offenbar weite Teiles Gazas dauerhaft besetzen“, so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.05.05.2025 | 2:48 min
Besuch in Yad Vashem
Wadephul war am Samstag in Israel gelandet. Die Reise des Ministers wenige Tage nach seinem Amtsantritt findet 80 Jahre nach dem Holocaust und 60 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel statt.
Am Sonntag besuchte Wadephul zusammen mit Saar die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Wadephul zeigte sich erschüttert, nachdem er in der Halle der Erinnerung die Ewige Flamme entzündet und im Gedenken an die von Nazi-Deutschland ermordeten sechs Millionen Jüdinnen und Juden einen Kranz niedergelegt hatte. "Mit Entsetzen und mit Scham stehe ich hier als Außenminister Deutschlands", sagte der Minister.
Dieser Ort führt uns Deutschen immer wieder vor Augen: Die Monstrosität der Shoah wurde in deutscher Sprache befohlen, von Deutschen geplant, von Deutschen ausgeführt.
Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.