Israel greift Hamas in Doha an: Arabische Liga verurteilt Angriff

Angriff auf Hamas-Spitze in Doha:Scharfe Kritik an Israel - Katar setzt Vermittlung aus

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Israels Angriff auf die Hamas-Spitze in Doha löst weltweite Empörung aus. Katar setzt seine Vermittlerrolle aus - und die Arabische Liga verurteilt den Anschlag.

SGS Reichart Bates Hayali

Israels Angriff auf die Hamas in Katar unterbricht die Verhandlungen und bringt die USA in ein Dilemma. Thomas Reichart in Tel Aviv und Claudia Bates in Washington ordnen ein.

09.09.2025 | 3:25 min

Israels Angriff auf die Hamas-Führungsspitze in Doha ist der erste Angriff auf Katar seit dessen Unabhängigkeit vor mehr als 50 Jahren. Der Golfstaat verurteilte den Angriff scharf und sprach von einem "eklatanten Verstoß gegen alle internationalen Rechte und Normen" und eine "ernsthafte Gefahr für die Sicherheit" der Bevölkerung in Katar, so der Sprecher des Außenministeriums Madschid al-Ansari.

Der Golfstaat setzte daraufhin seine Rolle als Vermittler zwischen Israel und Hamas im Gaza-Krieg aus. Israels Armee hatte erklärt, gezielt Mitglieder der Hamas-Spitze getroffen zu haben, die für den 7. Oktober und den weiteren Krieg verantwortlich seien.

Wie reagiert die Region auf Israels Angriff in Doha?

Jordanien verurteilte den israelischen Angriff als "feige Aggression". Außenminister Aiman al-Safadi sagte auf X, der Angriff stelle einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht dar. Der Angriff sei eine Fortsetzung der "brutalen israelischen Aggression", die die Sicherheit und Stabilität der gesamten Region gefährde.

Der einflussreiche Golfstaat Saudi-Arabien sprach von einem eklatanten Verstoß gegen die katarische Souveränität. Das Außenministerium warnte vor den "schwerwiegenden Folgen" Israels anhaltendender Angriffe für die Region. Riad bekundete volle Solidarität mit Katar.

Militaerschlag Israel auf Doha

Teile der Hamas-Führung sollen Ziel eines israelischen Angriffs in der katarischen Hauptstadt Doha gewesen sein. Katar und weitere arabische Staaten verurteilen den Militärschlag.

09.09.2025 | 2:03 min

Iran verurteilt israelischen Angriff scharf

Der emiratische Präsidentenberater Anwar Gargasch nannte den Angriff eine "heimtückische israelische Attacke". Die Vereinigten Arabischen Staaten stünden fest an der Seite ihres Schwesterstaats Katar. "In voller Solidarität mit dem lieben Katar", postete auch der emiratische Außenminister Abdullah bin Sajid.

Auch Irans Regierung verurteilte den israelischen Angriff in Doha scharf. Dieser stelle einen "Verstoß gegen die Prinzipien, Ziele und Regeln der Charta der Vereinten Nationen" dar, erklärte Außenamtssprecher Ismail Baghai laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

Vermittlerstaat Ägypten: Angriff ist inakzeptabel

Ägypten bezeichnete den israelischen Angriff in Katar als unverantwortlich und inakzeptabel. Das ägyptische Präsidialamt teilte mit, Ziel des Angriffs sei ein Treffen palästinensischer Vertreter in der katarischen Hauptstadt gewesen. In den Gesprächen hätten Wege zu einer Waffenruhe im Gaza-Krieg erörtert werden sollen.

Der Angriff sei besorgniserregend und habe direkt die Souveränität des Bruderstaates Katar verletzt. "Katar spielt eine entscheidende Rolle in den Vermittlungsbemühungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen" hieß es in der Mitteilung. Ägypten tritt in den Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg wie die USA und Katar als Vermittler auf.

SGS Hayali Gerlach

Nach dem Angriff Israels in Doha dürfte Katar die „Arabische Liga mobilisieren“ und versuchen, den UN-Sicherheitsrat einzuschalten, sagt Nahostexperte Daniel Gerlach.

09.09.2025 | 6:34 min

Türkei spricht von "niederträchtigem" Angriff

Die Türkei verurteilte den israelischen Angriff als "niederträchtig". "Der gezielte Angriff auf die Verhandlungsdelegation der Hamas während der andauernden Waffenstillstandsverhandlungen zeigt, dass Israel keinen Frieden anstrebt, sondern eine Fortsetzung des Krieges beabsichtigt", teilte das Außenministerium in Ankara mit.

Es handele sich um einen "niederträchtigen" Angriff auf die Souveränität und Sicherheit Katars. Die Türkei stehe an der Seite des Golfstaats, hieß es weiter.

Guterres: "Eklatante Verletzung der Souveränität"

Kritik gibt es auch von UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Er bezeichnete den Angriff in Katar als "eklatante Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität" des Golfstaates.

Katar spiele eine sehr positive Rolle bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand in Gaza und die Freilassung aller von der Hamas gehaltenen Geiseln, sagte Guterres vor Journalisten. "Alle Parteien müssen auf einen dauerhaften Waffenstillstand hinarbeiten, nicht ihn zerstören."

Israel Palestinians Gaza

Als Vermittler im Nahostkonflikt steht Katar in einer besonderen Position. Das Emirat unterstützt Terrorgruppen und ist gleichzeitig ein wichtiger Partner der USA in der Region.

09.09.2025 | 2:01 min

Papst: Angriff Israels in Katar "sehr ernst"

Als "sehr ernst" bezeichnete Papst Leo XIV. die Lage nach dem Angriff. Weiter sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche vor Journalisten:

Wir wissen nicht, wie sich die Dinge entwickeln werden. Wir müssen beten und uns um den Frieden bemühen.

Papst Leo XIV.

Israelischer UN-Botschafter gratuliert zu Angriff

Der israelische UN-Botschafter Danny Danon lobte entgegen aller Kritik den militärischen Angriff als mutig. Danon verteidigte den Einsatz in Katar und erklärte, Terroristen könnten sich nicht verstecken.

"Der präzise Angriff in Doha zielte auf führende Hamas-Mitglieder ab, die das Massaker vom 7. Oktober geplant und die Entführung unserer Bürger gefeiert haben", schrieb Danon auf der Plattform X. "Ich gratuliere unseren Sicherheitskräften zu dieser mutigen und präzisen Operation."

Baerbock fordert "maximale Zurückhaltung"

Die neue Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock, mahnte nach dem israelischen Angriff "maximale Zurückhaltung" an. Das israelische Vorgehen in Doha stelle eine Eskalation des Konflikts im Gazastreifen dar und sei "offensichtlich beunruhigend", erklärte die ehemalige deutsche Außenministerin am Dienstag.

Alle 193 UN-Mitgliedsstaaten seien gemäß der UN-Charta verpflichtet, die Souveränität und die territoriale Integrität jedes Landes zu achten.

Wadephul kritisiert Angriff als "inakzeptabel"

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) kritisierte den israelischen Angriff Israels in Katar scharf. "Der Angriff Israels in Doha verletzt nicht nur die territoriale Souveränität Katars, sondern gefährdet auch unser aller Bemühungen zur Freilassung der Geiseln", erklärte Wadephul am Dienstagabend in Berlin. "Dieser Schlag ist inakzeptabel." Katar spiele eine entscheidende Rolle bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand und um die Freilassung der Geiseln.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.
Ein israelisches gepanzertes Fahrzeug bewegt sich in einem Gebiet im Gazastreifen, vom Süden Israels aus gesehen.
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Quelle: dpa, Reuters, AP

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