Steinmeier zu Israel: Gazastreifen-Blockade aufheben

Bei Staatsbesuch aus Israel:Steinmeier fordert Ende der Gaza-Blockade

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Israels Präsident Herzog ist zu Gast in Berlin. Bundespräsident Steinmeier appelliert an Israel, Hilfsgüter nach Gaza durchzulassen - "nicht irgendwann, sondern jetzt".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) und seine Frau Elke Büdenbender (2.v.r.) besuchen zusammen mit Izchak Herzog (l), Präsident von Israel, und seiner Frau Michal Herzog zu einem gemeinsamen Gedenken das Mahnmal „Gleis 17“ in Berlin und zünden dort Kerzen an
Zum 60-jährigen Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen reist Israels Präsident Herzog nach Berlin. Bei seinem Besuch zeigt sich: Es ist ein Jubiläum in schwierigen Zeiten.12.05.2025 | 1:43 min
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Israel aufgefordert, umgehend die Lieferung von Hilfsgütern an die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen zu ermöglichen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Israels Präsident Izchak Herzog in Berlin sagte Steinmeier:

Die Blockade für Hilfsgüter muss aufgehoben werden, humanitäre Hilfsgüter, medizinische Hilfsgüter - nicht irgendwann, sondern jetzt.  

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Steinmeier: "Fenster der Möglichkeit"

Er erkenne das Dilemma, das die Hamas für die israelische Armee verursache, "indem sie sich feige hinter Zivilisten versteckt und dabei weiter Raketen auf Israel abfeuert", betonte Steinmeier. Er sehe auch das Dilemma, das die Terrororganisation schaffe, indem sie sich an Hilfsgütern bereichere.

Aber ich befürchte auch, dass das Leid, das die Menschen in Gaza erleben, die Gräben immer tiefer macht.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Steinmeier appellierte an Israel und seine regionalen Nachbarn, jetzt die Möglichkeit für eine friedliche Lösung auszuloten. Er habe bei seinen Reisen in die Region eine bislang nicht gesehene Offenheit arabischer Staaten dafür erlebt. "Deshalb gibt es ein Fenster der Möglichkeit, bei dem man testen muss, ob seriös gespielt wird auf allen Seiten." Solche Fenster schlössen sich auch wieder, warnte er.
Bundespräsident Steinmeier empfängt Israels Präsident Isaac Herzog in Berlin. Rechts im Bild ist eine Militär-Kapelle zu sehen.
Zwei Jahrzehnte nach dem Holocaust, am 12. Mai 1965, nahmen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen auf – die nun durch den Gaza-Krieg auf eine harte Probe gestellt werden.12.05.2025 | 1:37 min

Herzog: Rückführung aller Geiseln ist "Schlüssel zu allem"

Herzog betonte, "Schlüssel zu allem" sei die Rückführung der Geiseln, die sich noch in der Hand der Hamas befinden.

Es ist unsere Pflicht, alle Geiseln zurückzuführen.

Izchak Herzog, Israels Präsident

Wenn dies erfolge, werde sich die Situation in Gaza dramatisch ändern. "Von hier appelliere ich an die Menschheitsfamilie: Bringt sie zurück bis zum Letzten."
Shimon Stein
Die Einstellung des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz zu Israel sei "ausgesprochen positiv", sagt Shimon Stein, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland. Es sei die Frage: "Wie geht Deutschland mit seiner Verantwortung um?"12.05.2025 | 5:50 min

Doppelbesuch der Präsidenten

Vor 60 Jahren, am 12. Mai 1965, hatten die Bundesrepublik und Israel diplomatische Beziehungen aufgenommen. Aus diesem Anlass war Herzog nach Berlin gekommen. Am Dienstag werden beide Präsidenten nach Israel reisen. Ein solcher Doppelbesuch der beiden Präsidenten mit Stationen in Deutschland und Israel ist laut Bundespräsidialamt ein Novum. Er soll die enge Freundschaft symbolisieren.
Steinmeier dankte Israel für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 60 Jahren und für die Bereitschaft zur Versöhnung.

Für uns Deutsche war das ein Geschenk, das wir nach den Verheerungen des Zweiten Weltkrieges und dem Zivilisationsbruch der Shoah nicht erwarten durften.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Schaltgespräch Christian Sievers und Izchak Herzog
Präsident Izchak Herzog verteidigt im Interview mit dem ZDF das Vorgehen Israels in Gaza und würdigt, wie gut sich die deutsch-israelischen Beziehungen entwickelt haben.11.05.2025 | 9:02 min

Herzog: Stolz auf Bündnis mit Deutschland

Herzog dankte Deutschland für seinen "Beitrag zu Israels Sicherheit und Wohlstand", auf den sein Land sich immer verlassen könne. Auch nach dem blutigen Überfall der Hamas aus dem Gazastreifen auf Israel habe sich Deutschland fest an die Seite seines Landes gestellt. "Nach dem 7. Oktober zeugt dies von höchster moralischer Klarheit."

Wir sind stolz auf das Bündnis mit Deutschland, und wir schätzen die tiefe Freundschaft und den deutschen Beitrag zu Israels Sicherheit und Wohlstand sehr.

Izchak Herzog, Israels Präsident

Gemeinsames Gedenken in schwierigen Zeiten

In Gedenken an die Deportation von Tausenden Juden legten Steinmeier und Herzog Kränze am Mahnmal Gleis 17 in Berlin ab und entzündeten Kerzen. Von dem Gleis am Bahnhof Grunewald im Westen Berlins wurden von Herbst 1941 bis Frühjahr 1942 ungefähr 10.000 deutsche Juden in Arbeits- und Konzentrationslager deportiert und größtenteils ermordet.
Holocaust: Es muss um individuelle Verantwortung gehen
Kristin Helberg, Nahost-Expertin, zum Besuch des israelischen Präsidenten Izchak Herzog bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier inkl. Rede von Johann Wadephul, Bundesaußenminister, CDU12.05.2025 | 12:46 min
Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) empfing Herzog am Nachmittag ebenfalls und bezeichnete die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland "einen großen Schatz", den es 80 Jahre nach dem von Deutschen verübten Holocaust zu bewahren gelte.

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Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.
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Quelle: dpa

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