Israels Verteidigungsminister:Katz billigt Plan zur Einnahme von Gaza-Stadt
60.000 Reservisten sollen für den Gaza-Einsatz mobilisiert werden, den der Verteidigungsminister nun genehmigt hat. Beobachter vermuten: Der Schritt könnte Verhandlungstaktik sein.
Israels Verteidigungsminister Katz hat die Einnahme von Gaza-Stadt genehmigt (Archivfoto).
Quelle: AP | Mark SchiefelbeinDer israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat nach Medienberichten einen Einsatzplan der Armee zur Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Die "Times of Israel" berichtete, dafür sollten rund 60.000 Reservisten einberufen werden.
Die islamistische Hamas hatte nach eigener Darstellung internationalen Vermittlern erst am Vortag eine "positive Antwort" auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen vorgelegt. Mit einer offiziellen Reaktion Israels wird bis Ende der Woche gerechnet. Nach Medienberichten soll das Sicherheitskabinett am Donnerstag zusammenkommen.
Nachdem die Hamas einem Waffenruhe-Vorschlag für Gaza zugestimmt hat, kommt von Israel bisher keine Antwort. In Gaza-Stadt wächst derweil die Angst vor der geplanten Großoffensive.
19.08.2025 | 2:18 minGenehmigung der Gaza-Operation Verhandlungstaktik?
Es wurde spekuliert, der Beschluss des Sicherheitskabinetts zur Ausweitung des Krieges könne Verhandlungstaktik sein, um die Hamas unter Druck zu setzen, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich flexibler zu zeigen.
Israelische Medien berichteten unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter, Israels Politik sei "beständig" und habe sich nicht geändert. Israel fordert demnach die Freilassung aller 50 Geiseln "entsprechend den vom Kabinett festgelegten Grundsätzen für die Beendigung des Krieges". Zudem hieß es: "Wir befinden uns in der Endphase der Entscheidung über die Hamas und werden keine einzige Geisel zurücklassen."
Nach Medienberichten sieht der Plan die Räumung der Stadt vor, in der sich nach Schätzungen rund eine Million Menschen aufhalten. Das Nachrichtenportal "ynet" berichtete, Katz habe auch Vorbereitungen für eine Aufnahme von Zivilisten aus der Stadt Gaza an einem Ort weiter südlich in dem Küstenstreifen genehmigt. Dort solle ihre Versorgung mit humanitären Hilfsgütern gewährleistet werden.
"Hier in Israel deutet mehr darauf hin, dass Israel seinen Plan einer Einnahme Gazas bis zum Jahrestag des 7. Oktobers vollführen will", so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart zur Situation in Gaza.
19.08.2025 | 2:43 minWeitere Verschlechterung der Lage in Gaza befürchtet
Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen noch verschlimmern wird. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren sind fast alle zwei Millionen Einwohner des Küstenstreifens zu Binnenflüchtlingen geworden. Mehr als 70 Prozent der Häuser sind nach Angaben von Hilfsorganisationen zerstört oder schwer beschädigt.
Israels Kriegsführung wird international immer schärfer kritisiert. Seit Beginn des Gaza-Krieges wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 62.000 Palästinenser in dem Küstenstreifen getötet, darunter auch viele Frauen und Kinder.
In Israel gingen am Wochenende landesweit Menschen auf die Straßen, um für ein Ende des Gaza-Krieges zu protestieren. Sie fordern die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln.
17.08.2025 | 1:27 minNetanjahu: "Die Hamas steht unter enormem Druck"
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sagte bisher nur, er habe Berichte über eine "positive Antwort" der Hamas auf den von Ägypten und Katar unterbreiteten Vorschlag für eine Waffenruhe vernommen. "Die Hamas steht unter enormem Druck", sagte er.
Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem jüngsten Vorschlag für eine Waffenruhe um eine aktualisierte Fassung des zuvor verhandelten Vorschlags des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Dieser sieht eine 60 Tage lange Feuerpause vor, während der zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Insgesamt befinden sich in Gaza noch 50 Geiseln, von denen noch mindestens 20 am Leben sein sollen.
Israel prüfe den Vorschlag zwar, doch da er nicht die Freilassung aller Geiseln vorsehe, hielten Beamte es wohl für eher unwahrscheinlich, dass die Führung positiv darauf reagieren werde, berichtete die "Jerusalem Post".