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Kommentar
Intel verschiebt Chipfabrik-Bau:In diesem Scheitern steckt auch eine Chance
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Die Megainvestition ist vorläufig gescheitert - doch dass Intel den Fabrikbau in Magdeburg verschiebt, hat nichts mit dem Standort zu tun. Die Politik sollte daraus lernen.
Schon wieder eine schlechte Nachricht für den Standort Deutschland: Gefühlt vergeht kein Tag ohne neue Negativgeschichte zur Wirtschaftslage in Deutschland. Da passte die Meldung am Montagabend aus den USA, dass Intel den Bau der Chipfabrik in Magdeburg verschiebt, zu gut ins Bild.
Nicht die üblichen Verdächtigen als Ursache
Nur dass die Geschichte in diesem Fall eben nicht zur Krisenstory dieser Tage passt. Anders als Krisenmeldungen aus der deutschen Stahl- oder Autoindustrie - und anders, als es schon am Montagabend die ersten Kommentatoren auf Social Media-Plattformen wie X weismachen wollten - hat die Meldung von Intel nichts mit schlechten Standortbedingungen, zu hohen Lohn- oder Energiekosten oder der Ampel-Regierung in Berlin zu tun.
Im Gegenteil: Intel ist der teuerste rote Teppich ausgerollt worden, den Deutschland zu bieten hatte - zehn Milliarden Euro an Subventionen.
Dass Intel den Bau der Fabrik jetzt auf Eis legt und um zwei Jahre verschiebt, liegt allein am Konzern selbst. Intel hat den Boom bei Chips zu Künstlicher Intelligenz schlicht verschlafen - und muss jetzt weltweit sparen. Auch die geplante Fabrik in Polen ist davon betroffen. Was man schwerlich der deutschen Regierung anlasten kann.
Dass die Fabrik vorerst nicht kommt (und wer kann mit Gewissheit sagen, dass es Intel in zwei Jahren wirklich besser geht), ist bitter für den Standort Magdeburg, der sich bereits darauf vorbereitet hatte - die Erschließung der Gewerbefläche läuft schließlich schon.
Überdimensionierte Mega-Subvention
Aber im vorläufigen Scheitern der Megainvestition steckt auch eine Chance. Dann nämlich, wenn die Bundesregierung den Sinn dieser Mega-Subvention noch einmal überdenkt. Zehn Milliarden Euro für 3.000 Arbeitsplätze - das war schon vom Grundgedanken her völlig überdimensioniert.
Und selbst wenn man - wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) - den Sinn der Subvention nicht an der Zahl der Arbeitsplätze festmachen will, sondern an der Resilienz - der Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft - haben viele Ökonomen zurecht große Zweifel.
Wer hätte denn garantiert, dass die in Magdeburg womöglich produzierten Chips am Ende nach Deutschland verkauft worden wären? Und wer hätte den Unternehmen in Magdeburg und Umgebung Fachkräfte besorgt - als Ersatz für jene, die Intel in den nächsten Jahren abgeworben hätte?
Deutschlands Geschichte mit Intel zeigt, wie riskant es ist, mit so hohen Summen auf ein Pferd zu setzen. Die Politik sollte daraus lernen - und das Geld für andere, sinnvolle Investitionen, etwa in die Infrastruktur oder den Umbau der Wirtschaft, verwenden.
Florian Neuhann leitet das ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen
Quelle: dpa
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