Bayern gegen Leverkusen: Leise zurück im Mia-san-mia-Modus

Schon in den Schlussminuten hatten die Fans die "Super-Bayern" besungen, und als die Mannschaft später vor der Südkurve hüpfend ihr 3:0 gegen Bayer Leverkusen feierte, war die Welt für die Münchner endgültig wieder in Ordnung. Ein unerwartet souveräner Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League lag hinter dem FC Bayern und damit auch ein "großer Schritt in die richtige Richtung", wie es Doppeltorschütze Harry Kane formulierte.

Tatsächlich sind die Bayern nach ihrem ersten Sieg gegen Leverkusen nach zuvor sechs vergeblichen Versuchen dem Viertelfinale schon sehr nahe. Doch auch wenn sie zurück sind im Mia-san-mia-Modus, hielten sie sich mit Übermut oder zur Schau getragenen Selbstgewissheit zurück. Das galt allen voran für Trainer Vincent Kompany.

"Dieses Spiel war bis jetzt unser wichtigstes dieser Saison, aber das Spiel ist noch nicht vorbei", sagte der 38-Jährige, "was wir jetzt gemacht haben, müssen wir Dienstag wieder machen. Es gibt keine Zeit für Selbstlob." Seine Spieler vermittelten ebenfalls den Eindruck, sich durch ihre Machtdemonstration gegen den Doublesieger zwar bestärkt zu fühlen, aber lieber leise Töne anzuschlagen.

"Jeder von uns ist glücklich, aber es ist noch nicht fertig", sagte Jamal Musiala. Der Offensivspieler hatte das 2:0 erzielt und damit nebenbei auch das Duell mit Florian Wirtz für sich entschieden. Das Rückspiel werde dennoch "nicht einfach", befand Musiala.

Womöglich wird bis dahin sogar der Poker um Joshua Kimmichs Zukunft beendet. Der Sechser kündigte eine zeitnahe Entscheidung an, "spätestens vor der Länderspielpause", also bis Mitte März. Der Ball liege aber beim Verein.

Was den sportlichen Teil des Mittwochabends anging, war es ein ganz anderer FC Bayern gewesen als noch vor zweieinhalb Wochen beim 0:0 in der Bundesliga in Leverkusen, als der amtierende Meister den chancenlosen Tabellenführer dominiert hatte. Nun rückten die Münchner die Verhältnisse zurecht, zeigten eine sehr konzentrierte und nahezu makellose Leistung.

Ausdruck ihrer Überlegenheit waren 17:3 Torschüsse und 65 Prozent Ballbesitz. Zu tun hatte das auch mit Kimmichs Rolle als Sonderbewacher von Wirtz, wodurch Leverkusens Spielmacher kaum Akzente setzen konnte. Es fiel nicht einmal ins Gewicht, dass sich Torwart Manuel Neuer beim Jubel über das 2:0 am Wadenmuskel verletzte und von Debütant Jonas Urbig ersetzt werden musste.

Zu Bayerns Demonstration der Stärke hinzu kamen erstaunliche Fehler der Leverkusener. Bei allen drei Toren des FC Bayern halfen die Gäste mit, vor allem bei den letzten beiden.

Vor Harry Kanes Kopfball zum 1:0 verlor Nordi Mukiele das Kopfballduell, nachdem Michael Olise bei der Flanke nicht gestört worden war. Vor Musialas 2:0 ließ Leverkusens Torwart Matej Kovar Kimmichs Hereingabe fallen. Und Kanes 3:0 durch seinen 30. verwandelten Elfmeter hintereinander ging ein plumpes Halten von Edmond Tapsoba gegen Kane im Strafraum voraus.

Ebenso vermeidbar war Mukieles Ampelkarte nach einer guten Stunde nach einem Foul von hinten gegen Kingsley Coman an der Außenlinie in Bayerns Hälfte.

"Das darf uns nicht passieren, so weit weg vom Tor", schimpfte Granit Xhaka und beklagte "zwei sehr bittere und unnötige Tore".

Sein Trainer war ähnlich verärgert. "Das zweite Tor, die gelb-rote Karte und der Elfmeter - wir haben alles gegeben für die Bayern", klagte Xabi Alonso.

Seine Hoffnungen, doch noch ins Viertelfinale einzuziehen, fielen überschaubar aus. "Wir haben im Fußball viele Male große Wunder gesehen", sagte Alonso, "wir brauchen fast eines."