Westjordanland: Empörung nach Israels Schüssen gegen Diplomaten
Delegation im Westjordanland:Empörung nach Israels Schüssen gegen Diplomaten
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Die israelische Armee hat eine Delegation von ausländischen Diplomaten im Westjordanland beschossen - angeblich nur Warnschüsse. Staaten reagieren entrüstet.
Auch ein deutscher Vertreter war Teil der Delegation. (Symbolbild)
Quelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Schüsse israelischer Streitkräfte in Richtung einer angemeldeten Delegation ausländischer Diplomaten im besetzten Westjordanland sorgen in der Europäischen Union für Empörung. Die Bundesregierung verlangte von Israel Aufklärung, wie es dazu kommen konnte. Eine Sprecherin sagte laut einer Mitteilung:
Diesen unprovozierten Beschuss verurteilt das Auswärtige Amt scharf. Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
„
Sprecherin der Bundesregierung
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hatte zuvor mitgeteilt, dass bei dem Diplomatenbesuch die israelische Armee Schüsse in der Nähe der Delegation abgefeuert hatte. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte. Israels Militär sprach nach dem Vorfall von Warnschüssen und kündigte eine Untersuchung an.
Lange wurde Humanität angemahnt. Jetzt stellen viele EU-Länder das Partnerschaftsabkommen mit Israel in Frage, weil die Regierung Netanjahu Hilfslieferungen für Gaza blockiert.21.05.2025 | 3:28 min
Frankreich will Botschafter einbestellen
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte Israel nachdrücklich auf, den Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. "Jegliche Bedrohung des Lebens von Diplomaten ist inakzeptabel", sagte sie.
Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete das Geschehen als "nicht hinnehmbar" und kündigte die Einbestellung des israelischen Botschafters in Frankreich an. Ähnliche Reaktionen kamen aus Ländern wie Italien, Spanien und Belgien.
Westjordanland: Extrem angespannte Lage
Der Vorfall in Dschenin verdeutlicht, wie gefährlich die Lage im Westjordanland ist. Angespannt ist sie seit langem - seit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 hat sie sich noch verschärft.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
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Seitdem wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten mehr als 900 Palästinenser getötet. Zugleich gibt es verstärkt Gewalt radikaler israelischer Siedler gegen palästinensische Zivilisten.
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Belgien: Fahrzeuge der Delegation waren klar zu erkennen
In der Stadt gibt es auch ein Flüchtlingslager - nach Medienberichten waren die ausländischen Diplomaten in Dschenin, um es zu besichtigen und sich über die humanitäre Lage vor Ort zu informieren.
Auch ein deutscher Diplomat und ein Fahrer aus dem Vertretungsbüro Ramallah seien Teil der Delegation gewesen, teilte das Auswärtige Amt mit. Die Gruppe sei in Koordinierung mit der Palästinensischen Autonomiebehörde und der israelischen Armee unterwegs gewesen.
Nach Angaben des belgischen Außenministers Maxime Prévot war die Delegation aus rund 20 Diplomaten in einem Konvoi von etwa 20 deutlich erkennbaren Fahrzeugen unterwegs.
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Israel: Diplomaten-Konvoi wich von Route ab
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