Plagiatsvorwürfe: Gutachten entlastet Juristin Brosius-Gersdorf

Plagiatsvorwürfe gegen Juristin:Gutachten entlastet Brosius-Gersdorf

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Auch Plagiatsvorwürfe haben die Wahl von Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin verhindert. Ein Kurzgutachten entlastet die SPD-Kandidatin nun. Auch die Kirche reagiert.

 Frauke Brosius-Gersdorf, Juristin, stellt den Abschlussbericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin vor.
Ein erstes Kurzgutachten entlastet die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf von Plagiatsvorwürfen.
Quelle: 25-3743012

Dass CDU und CSU die Wahl der Potsdamer Verfassungsrechtlerin Frauke Brosius-Gersdorf platzen ließen, begründete die Union auch mit Plagiatsvorwürfen - obwohl es erhebliche Zweifel daran gab. Nun entlastet ein von Brosius-Gersdorf und ihrem Mann Hubertus Gersdorf selbst in Auftrag gegebenes Kurzgutachten die Juristin zusätzlich. Das Gutachten liegt dem ZDF vor.
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Gutachter entlasten Brosius-Gersdorf

Die Autoren des Kurzgutachtens, die Anwälte Michael Quaas und Peter Sieben, schreiben in einer Mitteilung:

Die Prüfung hat ergeben, dass die Vorwürfe unbegründet sind und keine Substanz haben.

Die Autoren des Kurzgutachtens

Dabei überprüften die beiden Anwälte eine Reihe ähnlicher oder nahezu gleichlautender Fußnoten, ähnlich oder gleichlautende Textstellen sowie Ähnlichkeiten in Überschriften. "Selbst wenn man annimmt, dass sämtliche aufgezeigten Übereinstimmungen sich nicht erklären lassen, begründen diese weder einen Plagiatsvorwurf noch stellen sie die Wissenschaftlichkeit der Arbeiten sowohl von Prof. Dr. Frauke Brosius-Gersdorf als auch von Herrn Prof. Dr. Hubertus Gersdorf in Frage." Die Schwelle dafür sei bei Weitem nicht erreicht.
Frauke Brosius-Gersdorf
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Gutachten: Auch zeitliche Zusammenhänge sprechen gegen Plagiat

Brosius-Gersdorf legte ihre Dissertation mit dem Titel im Sommersemester 1997 der Universität Hamburg vor. Titel: "Deutsche Bundesbank und Demokratieprinzip. Eine verfassungsrechtliche Studie zur Bundesbankautonomie vor und nach der dritten Stufe der Europäischen Währungsunion" - dabei wurden laut Kurzgutachten Rechtsprechung und Literatur bis Juni 1997 berücksichtigt.
Die Habilitationsschrift ihres Mannes zum Thema "Öffentliche Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Demokratie- und Wirtschaftlichkeitsprinzip" wurde im November 1997 abgeschlossen und im Sommersemester 1998 am selben Fachbereich vorgelegt.
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Das Kurzgutachten kommt deshalb zu dem Schluss: "Aufgrund des zeitlichen Ablaufs und der deutlich früher veröffentlichten Dissertation von Frau Prof. Dr. Frauke Brosius-Gersdorf spricht der erste Anschein dafür, dass diese - sofern es überhaupt der Fall sein sollte - keine Textstellen aus der Habilitation ihres Ehemannes übernommen hat."

Brosius-Gersdorf wehrt sich im ZDF gegen Vorwürfe

Bereits am Dienstagabend hatte sich die von der SPD nominierte Kandidatin bei "Markus Lanz" zu den Vorwürfen gegen sie geäußert. Dabei wehrte sich Brosius-Gersdorf vor allem gegen eine angeblich zu liberale Haltung bei Schwangerschaftsabbrüchen. Schon am Dienstagvormittag hatte Brosius-Gersdorf in einer schriftlichen Stellungnahme ausführlich zu verschiedenen Anschuldigungen Stellung bezogen.




Sie war dabei auch auf eine Predigt des Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl zu sprechen gekommen. Sie finde es besonders verstörend, dass der Erzbischof in Bezug auf ihre Person von einem "Abgrund von Intoleranz und Menschenverachtung" gesprochen habe, sagte sie in der Sendung "Markus Lanz". "Ich finde das infam."

"Missverständnisse ausräumen": Erzbischof bietet Juristin Gespräch an

Gössl hatte am Sonntag in seiner Predigt zunächst über ein Urteil zu Kruzifixen in Schulen gesprochen. Dann sagte er: Es habe in der vergangenen Woche "gleich noch einen zweiten innenpolitischen Skandal" gegeben "durch die geplante Nominierung einer Richterin für das Bundesverfassungsgericht, die angeblich das Lebensrecht ungeborener Menschen bestreitet. Ich möchte mir nicht vorstellen, in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet."
Der Erzbischof bot der Juristin nun ein persönliches Gespräch an, um Missverständnisse auszuräumen, schrieb er in einer Erklärung. Er habe "zu keinem Zeitpunkt die angesehene Juristin Frauke Brosius-Gersdorf persönlich angreifen oder diffamieren wollen". Mit dem "innenpolitischen Skandal" habe er "die Vorgänge im Bundestag um die geplante und dann vertagte Nominierung der Verfassungsrichterin gemeint".
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Quelle: ZDF

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