Brosius-Gersdorf: Haßelmann sieht in Vorwürfen "billiges Manöver"
Interview
Plagiatsvorwürfe vor Richterwahl:Haßelmann: "Billiges, populistisches Manöver"
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Auch wegen Plagiatsvorwürfen gegen eine Kandidatin lässt die Union die Richterwahl im Bundestag platzen. Grünen-Fraktionschefin Haßelmann sieht darin ein "billiges Manöver".
Das Gespräch mit Britta Haßelmann hier in voller Länge.12.07.2025 | 6:36 min
Am letzten Sitzungstag vor der Sommerpause sollte der Bundestag über drei neue Richterstellen am Bundesverfassungsgericht entscheiden. Doch wegen Widerstands in der Unionsfraktion gegen die von der SPD benannte Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf wurde die Abstimmung kurzfristig von der Tagesordnung genommen.
Im Gespräch mit dem heute journal update findet die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, dafür deutliche Worte.
Sehen Sie das Interview oben im Video in voller Länge und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Haßelmann …
... zu der Bedeutung der abgesagten Richterwahl
Sowohl das Verfassungsgericht als auch die Kandidaten für die Richterstellen hätten durch die abgeblasene Wahl im Bundestag "massiven Schaden genommen", glaubt Haßelmann. Gleiches gelte für das Parlament.
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"Dass eine solche Wahl von der Tagesordnung abgesetzt werden muss, bedeutet einfach unglaublichen Schaden für das höchste Gericht und auch für das Parlament, weil ganz offensichtlich der Eindruck ist, dass es nicht die Fähigkeit hat, eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag herzustellen ohne die AfD", sagt Haßelmann. Und ergänzt:
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... zu der Rolle der mutmaßlichen Plagiatsvorwürfe gegen eine Richterkandidatin
Am Morgen hatte die Union überraschend neue Bedenken gegen Brosius-Gersdorf vorgebracht, es gebe Plagiatsvorwürfe gegen sie. Dazu sagt Haßelmann:
Ich glaube, das war ein wirklich billiges, populistisches, infames Manöver.
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Britta Haßelmann, Fraktionschefin der Grünen
Laut Haßelmann sei es "der billige Versuch" gewesen, "zu vertuschen, dass Jens Spahn in seiner eigenen Fraktion keine Mehrheit hatte für einen Vorschlag, den er selbst gemacht hat". "Wenn Sie so einen Tagesordnungspunkt auf die Tagesordnung setzen, dann müssen Sie davon überzeugt sein, dass Sie eine Mehrheit in Ihrer Fraktion haben", ergänzt die Grünen-Fraktionschefin.
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... zum weiteren Vorgehen bei der Richterwahl
Im Gespräch erneuert Haßelmann ihre Forderung, kommende Woche in einer Sondersitzung über die Kandidaten für das Verfassungsgericht abzustimmen. "Wir wollen doch keine Hängepartie über den ganzen Sommer und eine Diskussion, die alle drei Kandidierenden weiter beschädigt", argumentiert Haßelmann.
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Das Land brauche Klarheit darüber, ob Kanzler Friedrich Merz und Unionsfraktionschef Jens Spahn "eine Mehrheit in dieser Regierung und im Parlament" haben.
Im Moment sieht es ja so aus, als sei das nicht der Fall.
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Britta Haßelmann, Fraktionschefin der Grünen
Heute sei es "ganz offensichtlich" nicht der Fall gewesen, so Haßelmann. Deshalb habe man "unter fadenscheinigen Argumenten der Plagiatsvorwürfe die Notbremse gezogen und das ist ein wirklich großes Desaster für das Parlament und auch für das Bundesverfassungsgericht".
Das Gespräch führte heute journal update-Moderatorin Nazan Gökdemir. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteurin Clara Eberle.