UN: Hilfsgüter-Verteilung im Gazastreifen weiter kaum möglich
Scharfe Kritik an Israel:UN: Gaza "hungrigstes Gebiet der Welt"
|
Die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen stockt nach UN-Angaben weiterhin. Eine Verteilung sei wegen Einschränkungen kaum möglich. Der gesamten Bevölkerung drohe Hunger.
Die UN befürchtet im Gazastreifen eine weitere Zuspitzung der Hungersnot, wenn Israel die Verteilung der Lebensmittel nur noch durch die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation zulässt.30.05.2025 | 2:30 min
Angesichts des anhaltenden Krieges im Gazastreifen sind nach UN-Einschätzung mittlerweile alle Bewohner des Palästinensergebiets von einer Hungersnot bedroht.
Der Gazastreifen sei das einzige "fest umrissene Land oder Territorium auf der Welt, in dem die gesamte Bevölkerung von Hunger bedroht ist", sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha), Jens Laerke, in Genf. Der Gazastreifen sei damit "der Ort mit dem größten Hunger auf der Welt".
600 Lkw-Lieferungen in den Gazastreifen gebracht
Israel hatte mit der Wiederaufnahme der Angriffe im Gazastreifen Anfang März eine Blockade sämtlicher humanitären Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet verhängt. Am 19. Mai wurde die Blockade nach massivem internationalem Druck aufgehoben, seitdem gelangt aber nur unzureichend Hilfe in das Gebiet.
"Menschen sind ausgehungert nach Wochen, in denen Israel ihnen Hilfe verweigert hat", dies sei Unrecht, berichtet ZDF-Reporterin Alica Jung aus Tel Aviv.30.05.2025 | 3:47 min
Nun konnten nach Angaben der Vereinten Nationen knapp 600 Lastwagenlieferungen durch den israelischen Grenzposten Kerem Schalom in den Gazastreifen gebracht werden. Die Verteilung an Bedürftige sei aber kaum möglich, sagte Laerke. Die vom israelischen Militär zugewiesenen Straßen seien teils zu gefährlich und überfüllt. Manchmal würden Fahrgenehmigungen kurzfristig annulliert.
Auf den Lastwagen befinden sich unter anderem Mehl und Spezialnahrung für unterernährte Kinder. Bei den wenigen Mitteln, die verteilt werden konnten, hätten sich Trauben verzweifelter Menschen auf die Ladungen gestürzt, sagte Laerke.
"Das Leid der Menschen im Gazastreifen ist so gewaltig, dass es endlich Schritte geben muss", dies bedeute eine Lösung im Sinne der Menschen, sagt Bundestagsabgeordneter Dietmar Bartsch (Die Linke).30.05.2025 | 5:47 min
Blockade soll Hamas unter Druck setzen
Mit der Blockade von Hilfslieferungen wollte Israel nach eigenen Angaben den Druck auf die radikal-islamistische Hamas erhöhen, die letzten der am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freizulassen. International war das auf heftige Kritik gestoßen.
Die Besatzungsmacht blockiert absichtlich Hilfe für den Gazastreifen. (...) Gaza ist das hungrigste Gebiet der Welt.
„
Jens Laerke, UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten
Die Vereinten Nationen hätten Zehntausende Paletten mit Nahrungsmitteln und anderen vor den Grenzen des Gazastreifens, dürften dies aber nicht verteilen. Israel will die Nahrungsmittelverteilung nur noch über die umstrittene neue Gaza Humanitarian Foundation organisieren. Diese verteilt Hilfsgüter unter Aufsicht von bewaffnetem Sicherheitspersonal an wenigen Standorten. Bedürftige müssten teils kilometerweit laufen, so Laerke.
Eine umstrittene US-Stiftung ohne Expertise mit angeblicher Zweigstelle in der Schweiz verteilt offenbar Hilfsgüter in Gaza. Doch in der Schweiz existiert die Stiftung gar nicht mehr.28.05.2025 | 1:58 min
Israel setzt auf die Stiftung, weil die Hamas im Gazastreifen nach Darstellung der Regierung UN-Hilfsgüter stiehlt, um sie zu verkaufen. Beweise dafür hätten die UN nicht gesehen, sagte Laerke. "Wir haben unter unserer Aufsicht keine größere Abzweigung von Hilfsgütern gesehen."
Verteidigungsminister spricht von "jüdischem Staat" im Westjordanland
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat indessen die Errichtung eines israelischen Staates im besetzten Westjordanland angekündigt. Bei einem Besuch im Norden des Palästinensergebietes sagte er:
Wir werden den jüdischen israelischen Staat hier auf diesem Boden errichten.
„
Israel Katz, israelischer Verteidigungsminister
Am Donnerstag hatte die israelische Regierung den Bau von 22 neuen Siedlungen im besetzten Westjordanland angekündigt, obwohl dies nach internationalem Recht illegal ist. Katz bezeichnete seine Ankündigung als "entschiedene Antwort auf die terroristischen Organisationen, die versuchen, unserer Kontrolle über dieses Land zu schaden und sie zu schwächen".
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Außerdem handele es sich um "eine klare Botschaft" an Frankreichs Präsident Emmanuel "Macron und seine Partner": "Sie werden einen Palästinenserstaat auf dem Papier anerkennen - aber wir werden den jüdischen israelischen hier auf diesem Boden errichten", sagte Katz.
Frankreich leitet gemeinsam mit Saudi-Arabien Mitte Juni eine internationale Konferenz zur Zweistaatenlösung. Macron forderte zudem eine härtere Haltung der Europäer sowie westliche Sanktionen gegenüber Israel, sollte sich die Situation im Gazastreifen nicht zeitnah bessern.
Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.