Waffenruhe in Gaza: Zustimmung für neuen US-Vorschlag?

Neuer Vorstoß von US-Vermittler:Gelingt eine neue Waffenruhe im Gazastreifen?

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Neue Hoffnung auf eine Waffenruhe in Gaza: Laut Weißem Haus hat Israel einen neuen Vorschlag angenommen, nun stünde noch eine offizielle Antwort der Hamas aus. Wie geht es weiter?

Alica Jung
Ein neuer US-Vorschlag für eine 60-tätige Waffenruhe im Gaza-Streifen liegt vor – wie stehen die Chancen für eine Umsetzung? ZDF-Korrespondentin Alica Jung berichtet.30.05.2025 | 1:05 min
Während Israels Armee im Gazastreifen ihre Angriffe gegen die radikal-islamistische Terrororganisaion Hamas fortsetzt, hegen die USA weiter Hoffnung auf eine neue Waffenruhe. Israel habe einen neuen Vorschlag der US-Regierung nach Angaben des Weißen Hauses bereits angenommen, eine offizielle Antwort der Terrororganisation stand hingegen noch aus. Gespräche mit allen Parteien liefen weiter, sagte die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe den Familien der Geiseln gesagt, dass er dem neuen Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff für eine zeitlich befristete Waffenruhe grundsätzlich zustimme, hieß es in israelischen Medienberichten. Die Hamas neige dazu, den Deal anzunehmen, aber "mit einigen Vorbehalten", berichtete die "Times of Israel" unter Berufung auf zwei nicht genannte Quellen.
Nuseirat, Gazastreifen, Palästinensisches Gebiet: Binnenvertriebene Palästinenser versammeln sich am 30. Mai 2025 in einer Wohltätigkeitsküche im palästinensischen Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens, um angesichts der Nahrungsmittelknappheit begrenzte Rationen zu erhalten.
Laut UN leidet der Gazastreifen unter akutem Hunger. Die Vereinten Nationen dürfen keine Hilfe liefern – Israel setzt zusammen mit der USA auf eine Stiftung für die Versorgung.30.05.2025 | 1:38 min

Welche Punkte umfasst der Vorschlag zur Waffenruhe in Gaza?

Der neue Vorschlag Witkoffs soll unter anderem eine 60-tägige Waffenruhe vorsehen, heißt es in israelischen Medienberichten. Des Weiteren sollten zehn im Gazastreifen festgehaltene Geiseln in zwei Schritten binnen einer Woche freigelassen werden. Zudem sollten die Leichen von 18 Verschleppten übergeben werden.
Im Gegenzug sollten 125 Palästinenser freikommen, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren, sowie 1.111 Bewohner Gazas, die seit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 festgenommen worden waren. Außerdem sollten die Leichen von 180 Palästinensern übergeben werden.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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Den israelischen Berichten zufolge sollen während der möglichen zweimonatigen Waffenruhe Gespräche über ein Ende des Kriegs geführt werden. Im Falle einer Einigung zwischen Israel und der Hamas sollten die restlichen Geiseln und die sterblichen Überreste anderer Verschleppter übergeben werden.
Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch mindestens 20 lebende Geiseln in Gaza. Bei drei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch am Leben sind. Zudem werden die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten in dem abgeriegelten Gebiet mit unzähligen unterirdischen Tunnelanlagen vermutet.
Gaza: "Chaos verbreitet sich"
"Menschen sind ausgehungert nach Wochen, in denen Israel ihnen Hilfe verweigert hat", dies sei Unrecht, berichtet ZDF-Reporterin Alica Jung aus Tel Aviv.30.05.2025 | 3:47 min

Hamas will Zustimmung prüfen

Die Hamas hatte bestätigt, den US-Vorschlag von den Vermittlern erhalten zu haben. In einer Mitteilung erklärte die palästinensische Terrororganisation zudem, den Vorschlag "verantwortungsbewusst" prüfen zu wollen. Jede Antwort werde auf den "Interessen des palästinensischen Volkes basieren". Ihres Wissens nach habe die Hamas dem Plan bisher noch nicht zugestimmt, sagte Trumps Sprecherin Leavitt.
Die Nachrichtenagentur AFP zitierte allerdings den hochrangigen Hamas-Vertreter Bassem Naim mit einer skeptischen ersten Reaktion. Ihm zufolge bleibe der Plan hinter den Forderungen zurück. Aus Hamas-Kreisen hieß es außerdem, der Plan werde als "Rückschritt" gegenüber einem vorherigen US-Vorschlag angesehen, da er keine Verpflichtung zu einem dauerhaften Waffenstillstandsabkommen beinhalte.
Die Hamas hatte eine zeitlich befristete Waffenruhe zuletzt abgelehnt. Sie fordert den Abzug der israelischen Truppen aus Gaza und ein dauerhaftes Ende des Krieges. Im März hatte Israel eine damals rund zweimonatige Waffenruhe gebrochen - weil es bei den Verhandlungen mit der Hamas nicht voranging, aber auch weil Premier Netanjahus Koalition innenpolitisch unter Druck geraten war. Die Fortsetzung des Krieges sicherte ihm vorerst eine Mehrheit.

Braucht es einen Lieferstopp deutscher Waffen an Israel?

Linken-Politiker Dietmar Bartsch betonte im ZDF-Morgenmagazin, er hoffe, "dass es auch auf Seiten der Hamas die Bewegung gibt", die zu einem Waffenstillstand führt. Die humanitäre Lage sei "katastrophal".

Es muss endlich was passieren, wenn man die Bilder sieht. Das kann niemanden kalt lassen.

Dietmar Bartsch, Die Linke

Bartsch: "Humanitäre Lage ist katastrophal"
"Das Leid der Menschen im Gazastreifen ist so gewaltig, dass es endlich Schritte geben muss", dies bedeute eine Lösung im Sinne der Menschen, sagt Bundestagsabgeordneter Dietmar Bartsch (Die Linke).30.05.2025 | 5:47 min
Mit Blick auf die Forderung mehrerer SPD-Politiker, die angesichts des israelischen Vorgehens in Gaza ein Ende der deutschen Waffenlieferungen an Israel gefordert hatten, äußerte sich Bartsch jedoch zurückhaltend: "Natürlich sind die Waffenlieferungen, wenn man sieht, dass deutsche Waffen im Einsatz sind, ein wirkliches Problem. Auf der anderen Seite bleibt aber auch die Freilassung der Geiseln Priorität Nummer Eins. Man darf diesen 7. Oktober inhaltlich nicht vergessen."

Das Thema der Waffenlieferungen ist eine deutsche Debatte, eine innenpolitische Debatte, die in Israel kaum Wirkung haben wird. Da sind die Vereinigten Staaten gefordert.

Dietmar Bartsch, Die Linke

Dennoch brauche es angesichts der katastrophalen humanitären Lage auch aus Deutschland, mehr Druck, so Bartsch. Premier Netanjahu sei "Teil des Problems, nicht Teil der Lösung".

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:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.
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Quelle: dpa, AFP, ZDF

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