Update am Morgen:Eine Frage der Souveränität
von Florian Neuhann
Guten Morgen,
gestern Abend, als ich den Text für dieses Update geschrieben habe, ist mir mal wieder klar geworden, wie abhängig ich tatsächlich bin. Und nicht nur ich - Sie vermutlich auch. Wir alle!
Diesen Text habe ich mit einer US-amerikanischen Software geschrieben. Die Infos dazu mit einem US-amerikanischen Handy eingeholt. Den Weg zu einem Geschäftstermin am Mittag wies mir das US-amerikanische Navigationssystem auf meinem Smartphone - meine Fotos liegen auf einer US-amerikanischen Cloud. Die Daten der (allermeisten) deutschen Firmen, über die ich regelmäßig berichte, auch. Und der Staat? Nutzt ebenfalls fast überwiegend die Dienste und Speicherkapazitäten von großen US-Anbietern.
Was zur Frage führt: Sind wir zu abhängig - und damit erpressbar? Was, wenn die USA, salopp gesagt, den Schalter ausstellen?
"Digitale Souveränität" heißt das Zaubermittel dagegen, über das heute auch in Berlin auf höchster Ebene diskutiert wird: bei einem Gipfel, zu dem die Bundesregierung gemeinsam mit Frankreichs Regierung geladen hat. 900 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wollen darüber diskutieren, wie (und ob überhaupt) Europa technologisch unabhängiger werden kann.
Immerhin: Dass wir unabhängiger werden müssen, ist mittlerweile Konsens. Wie problematisch, ja gefährlich es ist, wenn wir uns in einem Bereich fast vollständig auf einen Akteur verlassen, das haben wir in der Vergangenheit schließlich öfter erlebt - denken Sie an die billige Energie aus Russland. Oder, ganz aktuell: an Rohstoffe wie die Seltenen Erden aus China. Beides Themen, bei denen wir erpressbar waren - und teils noch sind.
Sich aus der digitalen Abhängigkeit zu lösen, das ist ebenfalls nicht immer leicht. Es kann schmerzhaft werden - und teuer. Aber dass es möglich ist, das bewies zuletzt der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag: Aus Angst vor Sanktionen durch die US-Regierung entschied das Gericht gerade erst, die Arbeitsplatz-Software von Microsoft auf ihren Rechnern zu ersetzen. Und zwar, man höre und staune, durch eine deutsche Lösung. Das Programmpaket "Open Desk" stammt vom Zentrum für Digitale Souveränität (Zendis), einer Firma im Besitz des Bundes. Ein Anfang - ein Vorbild?
Ich bin gespannt, was Kanzler Merz und Präsident Macron auf ihrer Pressekonferenz am Ende des Gipfels heute Nachmittag zu dem Thema sagen - wir werden berichten!
Kommen Sie gut gelaunt und souverän durch den Tag!
Ihr Florian Neuhann, Leiter des ZDF-Teams Wirtschaft und Finanzen
Lage im Nahost-Konflikt
UN-Sicherheitsrat stimmt für US-Resolution: Das Gremium der Vereinten Nationen hat den Plan Donald Trumps für eine internationale Stabilisierungstruppe in Gaza und einen möglichen Weg zu einem palästinensischen Staat gebilligt.
Alle Entwicklungen finden Sie auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und jederzeit hier im Liveblog.
Was heute noch wichtig ist
Wadephul auf dem Balkan: Außenminister Johann Wadephul besucht heute die in einem schwierigen Verhältnis stehenden Nachbarländer Serbien und Kosovo. Am Morgen trifft der CDU-Politiker bei seiner Reise durch alle sechs Balkanstaaten, die in die EU streben, in der serbischen Hauptstadt Belgrad seinen Amtskollegen Marko Djuric. Später geht es weiter in den Kosovo und nach Nordmazedonien.
Sicherheitskonferenz in Berlin: Politiker, Militärvertreter und Wirtschaftsexperten beraten ab heute auf der Berliner Sicherheitskonferenz über die Stärkung der Verteidigung in Europa. Bei dem zweitägigen Treffen werden mehr als 140 Fachleute am Rednerpult stehen sowie in Diskussionsrunden reden.
Digitalgipfel in Berlin: In Berlin treffen sich Größen aus Politik und Wirtschaft, um über die digitale Zukunft Europas zu diskutieren. Der Gesprächsbedarf ist groß, die Herausforderungen auch.
Saudischer Kronprinz in Washington: Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman wird zu einem offiziellen Besuch in Washington erwartet - erstmals seit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi, die das Verhältnis zu den USA über Jahre eingetrübt hatte. Auf dem Programm steht nach saudischen Angaben unter anderem ein bilaterales Treffen mit US-Präsident Donald Trump.
Völlig losgelöst in den Tag
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich für die WM 2026 qualifiziert. Gegen die Slowakei lieferte die Nagelsmann-Elf ein Torspektakel: Insgesamt sechs Mal gab es Grund zum Jubeln.
18.11.2025 | 8:17 min
Die Highlights des Spiels sehen Sie hier im Video:
Alles zur FIFA-Fußball-WM der Herren hier gebündelt:
Ausführlich informiert
Trumps Kehrtwende: US-Präsident Donald Trump will nun doch alle Akten im Fall Epstein veröffentlichen. Dabei könnte deren Inhalt sehr gefährlich für ihn werden, sagte der Politologe Christian Lammert von der Freien Universität Berlin bei ZDFheute live.
17.11.2025 | 16:15 min
Zahl des Tages
244.000 - so viele Haushalte haben in Deutschland bis zum 18. November 2010 ihr Wohnhaus beim Google-Dienst "Street View" verpixeln lassen. Nach einer hitzigen Debatte über Datenschutz ging der Dienst heute vor 15 Jahren für 20 Städte in Deutschland online.
Mittlerweile hat der US-Konzern das Angebot deutlich ausgebaut, die "weißen Flecken" ohne Abdeckung in Deutschland werden kleiner. Aktuell fahren beispielsweise wieder Google-Autos durch Bayern, um alte Bilder zu aktualisieren oder neue Gegenden abzubilden. Der Widerstand von Datenschützern hat abgenommen.
Gesagt
Seine Hauptwerke sind im kollektiven Gedächtnis so fest verankert, dass man sie sogar in Briefmarkengröße noch wiedererkennt.
Kunstmagazin "Monopol" über den deutschen Maler Gerhard Richter
Das Kunstmagazin "Monopol" hat den deutschen Maler Gerhard Richter (93) in seiner Dezemberausgabe, die am Freitag erscheint, zum einflussreichsten Künstler des Jahres gekürt. Es veröffentlicht jährlich eine Rangliste mit den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Kunstwelt.
22.10.2025 | 1:29 min
Richter, am 9. Februar 1932 in Dresden geboren, zählt zu den bedeutendsten lebenden Künstlern der Gegenwart, dessen Gemälde zu den teuersten gehören. Heute lebt er in Köln.
Weitere Schlagzeilen
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18.11.2025 | 1:50 minWenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
So wird das Wetter heute
Der Dienstag bringt im Norden und Westen Regen. Sonst zeigt sich auch mal länger die Sonne. Die Temperaturen erreichen 1 bis 8 Grad.
Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Torben Heine.
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