Erstes Länderspiel in den USA:Die Marshallinseln: Ein echtes Fußballmärchen
Erstes Länderspiel, erstes Tor, große Träume: Wie die Marshallinseln Fußballgeschichte schreiben und von der WM-Qualifikation träumen.
Wollen eine FIFA-Nation werden: Die Marshallinseln
Quelle: Nilsen BlackEine 0:4-Niederlage wird im Fußball nur bejubelt, wenn es etwas wahrlich Außergewöhnliches zu feiern gibt.
Am Nachmittag des 14. August 2025 im US-Bundesstaat Arkansas stehen die Nationalspieler der Marshallinseln, einer kleinen Inselgruppe im Pazifik, trotz dieser hohen Niederlage stolz in ihren blau-orangenen Trikots vor ihren Anhängern - sie haben gerade das erste Länderspiel in der Geschichte ihres Landes beendet.
Am Anfang gab es (fast) nichts
Vier Jahre zuvor: Der Sohn des heutigen Präsidenten des Fußballverbandes der Marshallinseln wollte Fußball spielen, zeigte großes Interesse an dem Sport. Doch damals gab es weder Fußballteams noch Trainingsmöglichkeiten auf der Insel.
Auch als Spieler aktiv: Matt Webb von den Marshallinseln
Quelle: Nilsen Black"Also gründete Shem Livai (der heutige Fußball-Präsident der Inselgruppe) kurzerhand den Fußballverband der Marshallinseln, um seinem und anderen Kindern eine Chance zu geben, den Sport auszuüben", erinnert sich Matt Webb. Er ist ebenfalls beim Verband tätig, arbeitet in Personalunion unter anderem als Generalsekretär, im Marketing - und hilft sogar als Spieler aus.
Als ich hier anfing, gab es im Grunde nichts, vielleicht einen Ball auf der Insel. Die Kinder haben Pullover als Torpfosten benutzt.
Matt Webb, Generalsekretär Fußballverband Marshallinseln
Das Team um Livai und Webb begann also damit, Trainingsequipment einzukaufen, Strukturen aufzubauen und Trainer auszubilden. Das große Ziel: eine eigene Nationalmannschaft.
Erstes Spiel in den USA
Der Weg wurde dokumentiert, vor allem auf Social Media. Die laut Verantwortlichen "letzte Nation ohne Fußballteam" rekrutierte immer mehr Menschen, die an dem Sport interessiert waren - bis 2025 genug Spieler zusammenkamen, um eine Elf auf die Beine zu stellen.
Die Marshallinseln luden zu einem Turnier in Arkansas ein, dank Crowdfunding konnten sie die Kosten für sich und die anderen drei Teams vollständig decken.
Marshallesen nehmen weite Anreise in Kauf
Das erste Match gegen die US Virgin Islands war ein ganz besonderes: "Es gab Momente, da musste ich mich kneifen. Es war bewegend, die Freude in den Gesichtern der Spieler zu sehen - und auch bei den Fans", erinnert sich Webb. Die Anhängerschaft nahm teils weite Anreisen in Kauf:
Es gab Menschen mit marshallesischem Hintergrund, die quer durch die USA geflogen sind, um bei den Spielen dabei zu sein.
Matt Webb, Generalsekretär Fußballverband Marshallinseln
Ein paar Tage später hatten die Spieler der Inselgruppe übrigens auch sportlich etwas zu feiern: Sie schossen beim 2:3 gegen die Turks- und Caicosinseln ihr erstes Länderspieltor überhaupt - historisch.
Aufmerksamkeit auf dem Klimawandel
Doch der Fußball dient nicht ausschließlich dem Spaß der Inselbewohner. Als Inselgruppe knapp über dem Meeresspiegel sind die Marshallinseln besonders vom Klimawandel betroffen: "Wir wollen den Fußball nutzen, um Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen", sagt Webb. Daher seien die Trikots auch aus recyceltem Material produziert.
Sport:FC Hollywood
Und noch etwas bewirkt der Fußball für die Menschen aus dem 40.000-Einwohner-Staat. Während des Kalten Krieges waren die Marshallinseln zwar auch in Deutschland schon in aller Munde - damals allerdings als Atomwaffentestgebiet der USA.
Vorbild für die marshallesischen Kinder: Die Fußballspieler der Inselgruppe
Quelle: Brendan HarveyDeshalb sagen uns viele Menschen: Danke, dass die Marshallinseln endlich wegen einer guten Nachricht in den Medien sind.
Matt Webb, Generalsekretär Fußballverband Marshallinseln
Ein klares Ziel gibt es natürlich auch: "Wir wollen Teil der FIFA sein. Unser Traum ist, bei der WM-Qualifikation anzutreten", sagt Webb. Dafür haben die Marshallinseln aber noch einen weiten Weg vor sich. Bis vor einigen Monaten gab es nicht einmal ein echtes Fußballfeld auf der Inselgruppe.
Nächstes Ziel: Ein Spiel auf der Inselgruppe selbst
"Inzwischen gibt es ein neues Stadion, wunderschön gelegen auf aufgeschüttetem Land im Meer", erklärt Webb stolz - schiebt aber direkt hinterher: "Es gibt aber noch keine Tore."
Das Projekt Fußball auf den Marshallinseln, es ist und bleibt ein Abenteuer. Doch es geht vorwärts, und den nächsten Schritt hat Webb bereits im Blick: "Das erste Elf-gegen-elf-Fußballspiel auf den Inseln selbst." Und mit so einer rasanten Entwicklung - wieso sollte es eines Tages nicht zur Teilnahme an einer WM-Qualifikation reichen?
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