Architektin des englischen Triumphs: Wunderfrau Sarina Wiegman
Analyse
Engländerinnen verteidigen Titel:Architektin des Triumphs: Wunderfrau Wiegman
von Frank Hellmann, Basel
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Englands Fußballerinnen verteidigen den EM-Titel, weil unter der Teamchefin aus den Niederlanden eine ganz besondere Mentalität gewachsen ist, die sogar im Elfmeterschießen hilft.
An Dramatik kaum zu überbieten: Das Frauen-EM-Finale in der Schweiz ging ins Elfmeterschießen. Dort setzte sich Titelverteidiger England gegen Spanien durch.27.07.2025 | 14:03 min
Es ist irgendwie üblich, dass Sarina Wiegman nicht in den allgemeinen Überschwang einstimmt. Schon als die Fußballerinnen der Niederlande - von 2016 bis 2021 von Wiegman trainiert - vor acht Jahren völlig überraschend bei der Heim-EM die deutsche Dominanz in diesem Wettbewerb brachen, wirkte die damalige Trainerin in Enschede recht gelassen. Sollten die anderen doch Feiern bis zum Abwinken.
Nun hat auch der Titel-Hattrick bei diesem Turnier die 55-Jährige nach dem 3:1 im Elfmeterschießen gegen Weltmeister Spanien nicht abheben lassen. "Ich werde schon was trinken, aber nicht so viel wie die Spielerinnen", sagte eine gelöste, aber nicht überschwängliche Fußballlehrerin. Ein Tänzchen, bemerkte die Erfolgsgarantin mit einem Augenzwinkern an, werde sie schon noch hinlegen.
Ich bin einfach nur glücklich, Wie kann das sein? Ich bin so glücklich!
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Sarina Wiegman, Fußballtrainerin
Großer Jubel: Die "Lionesses" von Cheftrainerin Sarina Wiegman haben das EM-Finale gegen Spanien gewonnen.
Quelle: imago images
Rekord von Tina Theune eingestellt
Die Niederländerin ist in die Fußstapfen von Tina Theune getreten, die von 1997 bis 2001 drei Mal mit Deutschland die EM-Trophäe ergatterte. Wiegman hat nun in allen fünf EM- und WM-Endspielen von 2017 und 2025 gestanden, wobei die diesjährige Auflage mit einem Alleinstellungsmerkmal gesegnet war, weil eigentlich die "Lionesses" schon mehrfach auf der Heimreise waren: "Das war ein chaotisches, das verrückteste Turnier, das wir je gespielt haben."
Wir sind immer wieder zurückgekommen. Wir geben einfach nicht auf.
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Sarina Wiegman, Fußballtrainerin
England hat bei der Frauen-EM 2025 den Titel von vor drei Jahren erfolgreich verteidigt. Gegen Spanien gewannen die "Lionesses" im Elfmeterschießen.
27.07.2025 | 9:50 min
Mariona Caldentey köpfte nach einer für "La Furia Roja" typischen Traumkombination - eingeleitet über die zur besten EM-Spielerin gewählten Aitana Bonmati - zwar das 1:0 (25.), aber der überraschende Ausgleich von Alessia Russo (57.) verunsicherte den Favoriten sichtlich.
Wenn Tore zu Kunst werden: Das sind die zehn schönsten Treffer der Fußball-EM der Frauen 2025 in der Schweiz.27.07.2025 | 4:50 min
Mit chirurgischer Präzision nahm Wiegman an der Seitenlinie die Umstellungen vor, veränderte den Matchplan - und wechselte eine Schlüsselspielerin ein. Diesmal war es die für die verletzte Lauren James gekommene Chloe Kelly, die nicht nur die Traumflanke zum Ausgleich schlug, sondern schlussendlich auch den letzten Elfmeter cool verwandelte. Auf der Tribüne freute sich Prinz William mit.
Matchwinnerin Chloe Kelly und ihre Routinen
"Ich bin wahnsinnig stolz auf dieses Team, das ist unglaublich", sagte die Matchwinnerin Kelly im ZDF: "Ich bin so dankbar. Es musste einfach klappen mit dem Elfmeter." Sie hatte als Einwechselspielerin im EM-Finale 2022 gegen Deutschland bereits das 2:1-Siegtor erzielt - und sich damals im vollbesetzen Wembley das Jersey vom Leib gerissen, was sich die 27-Jährige nun im ausverkauften St. Jakob-Park ersparte.
Später erzählte sie auf der Pressekonferenz, warum sie den Ball einige Male drehe und dann beim Anlauf noch einen Hüpfer einlege: "Ich glaube, das hat in Everton angefangen. Es ist alles Teil meiner Routine. Manchmal trifft man nicht - manchmal trifft man." Sie hat im finalen Akt dieser EM damit den Deutschland-Bezwinger Spanien im Herz getroffen.
Zuschauer-Rekorde, brillante Tore, ein Turnier, athletischer als je zuvor. Ein Rückblick auf die Frauen-EM 2025 in der Schweiz - mit England als Europameisterinnen. 27.07.2025 | 7:33 min
Montserrat Tomé als schlechte Verliererin
Vor allem Spaniens Nationaltrainerin Montserrat Tomé konnte die Niederlage kaum mit Fassung tragen:
Die Mannschaft hat mehr verdient. Fußball ist ein Sport, in dem nicht immer die beste Mannschaft gewinnt. Sie haben so lange verteidigt, bis sie im Elfmeterschießen angekommen sind.
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Montserrat Tomé, Fußballtrainerin
Eine Gratulation in Richtung England kam der 43-Jährigen nicht über die Lippen. Es gilt als sicher, dass der Vertrag der schlechten Verliererin von Spaniens Verband nicht verlängert wird.