Aitana Bonmati: Spaniens Kreative vor dem EM-Finale gegen England

Vor EM-Finale gegen England:Aitana Bonmati: Spaniens kreative Seele

von Frank Hellmann, Basel
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Spanien geht als Weltmeister ins EM-Finale von Basel. Den eleganten Stil der "Furia Roja" illustriert die aktuelle Weltfußballerin Aitana Bonmati.

Aitana Bonmati bejubelt im EM-Halbfinale gegen Deutschland ihr Tor.
Der Europameister-Titel fehlt ihr noch: Aitana Bonmati.
Quelle: Sebastien Bozon / AFP

Es ist in der Abenddämmerung ein betörender Anblick: vom Rheinufer auf das Basler Münster. Touristen und Einheimische sitzen andächtig auf den Steinstufen, um die besondere Atmosphäre zu genießen. Einzigartige Momente möchten in Basel nun auch die besten Fußballerinnen Europas erzeugen, wenn das EM-Finale zwischen England und Spanien (Sonntag, 18 Uhr/live im ZDF) ansteht.
Der Titelverteidiger trifft auf den Weltmeister, wobei Aitana Bonmati den Auftrag einfach zusammenfasst:

Wir wollen Geschichte schreiben.

Aitana Bonmati, spanische Nationalspielerin

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Im Finale bei der Fußball-EM 2025 treffen England und Spanien aufeinander. Alle Tore der beiden Teams in diesem Turnier.24.07.2025 | 7:58 min
Die Weltfußballerin 2023 und 2024 ist die technisch beste Spielerin des Turniers. Sie hat mit dem FC Barcelona sechs Meisterschaften, sieben Pokalsiege und drei Champions-League-Titel gefeiert, mit der spanischen U17 und U19 den EM-Titel geholt, die WM 2023 und die Nations League 2024 gewonnen - eine Trophäe fehlt also noch.
Sie ist Kopf und Seele eines wunderbar komponierten Ensembles, das gleichwohl im Viertelfinale gegen die Schweiz (2:0), dann im Halbfinale gegen Deutschland (1:0 nach Verlängerung) lange keine Lösung fand. Doch wenn eine kleine Lücke aufgeht - wie in Zürich im Torwarteck von Ann-Katrin Berger - schießt die 27-Jährige hinein.

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Bonmati: Ihre Freiheiten gefährden die Balance nicht

"Wir haben sie analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass der kurze Pfosten manchmal verwaist ist" sagte die Spanierin nach dem Geduldsspiel gegen Deutschland. Bundestrainer Christian Wück nannte den Treffer einen "Geniestreich".
Aitana Bonmatí(Spanien)  jubelt über ihr erstes Tor gegen Deutschland.
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Durchs Zürcher Letzigrundstadion ging ein Raunen, wenn Bonmati am Ball war. Wobei sie ihre Freiheiten stets so auslebt, dass das Gefüge nicht davon bedroht ist. Zu sinnfreien Dribblings lässt sie sich nicht hinreißen.

Neben dem Platz eher eine Einzelgängerin

Ihre individuellen Freiräume benötigt sie vor allem außerhalb des Platzes, heißt es, wo Bonmati eher als Einzelgängerin gilt. Aufgewachsen ist sie in Sant Pere de Ribes, südlich von Barcelona, wo ihre Eltern als Lehrer für katalanische Sprache und Kultur arbeiten.
Ihr Vater kämpfte als Aktivist für die katalanische Unabhängigkeit, ihre Mutter gehört zu den Klägerinnen um das Namensrecht. Bis dahin war es spanische Vorgabe, den väterlichen Namen zuerst nennen zu müssen. Rosa Bonmatí half, dass ihr unter dem mütterlichen Namen gehuldigt wird.

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Angesichts dieser Vita ja irgendwie klar, dass Bonmati zu jenen 15 Spielerinnen gehörte, die schon im Herbst 2022 auf die Missstände im Verband hingewiesen haben. Später folgte der Kussskandal um Ex-Präsident Luis Rubiales.
Zusammen mit Patricia Guijarro, genannt Patri, der stillen Strategin, und Alexia Putellas, der Weltfußballerin 2021 und 2022, bildet Aitana Bonmati ein Mittelfeld, das in der Mischung aus Spielintelligenz und Spielverständnis, Passsicherheit und Handlungsschnelligkeit weltweit unerreicht ist.

Hirnhautentzündung schnell überstanden

Dass Bonmati ein Teil sein würde, stand wegen einer viralen Meningitis (Hirnhautentzündung) vor der Frauenfußball-EM in den Sternen. "Die Krankheit hat mich vom einen auf den anderen Tag erwischt. Als ich morgens aufstehen wollte, habe ich mich sehr schlecht gefühlt", erzählte sie in Interviews mit spanischen Medien.

Das kam alles so schnell und unerwartet, dass ich gar keine Zeit hatte, groß darüber nachzudenken. Ich hatte zwei schlechte Tage.

Aitana Bonmati über ihre Krankheit

Letztlich hatte sie Glück: In den Vorrundenspielen gegen Portugal (5:0) und Belgien (6:2) wurde sie eingewechselt, gegen Italien (3:1) stand sie wieder in der Startelf.
War ihr Weg ins Finale mit "La Furia Roja" vielleicht sogar vorgezeichnet? "Ich glaube nicht an Schicksal", sagte sie zuletzt. "Ich glaube an meine Arbeit, an meine Mentalität." Und den besonderen Moment in Basel.

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