Versuchte Spielmanipulation:Gesperrte Trainer legen Berufung ein
Das DFB-Sportgericht hat die Trainer Marco Antwerpen und Frank Döpper Ende August wegen versuchter Spielmanipulation zu Sperren verurteilt. Beide haben nun Berufung eingelegt.
Frank Döpper (l.) und Marco Antwerpen haben Berufung gegen ihre Sperre eingelegt.
Quelle: dpaEs ist der 24. Mai, Tag der Fußballpokal-Endspiele in ganz Deutschland. Während abends das DFB-Pokal-Endspiel in Berlin stattfindet, werden am Nachmittag am "Finaltag der Amateure" die Endspiele in den Landespokal-Wettbewerben ausgetragen. In Niedersachsen kommt es zur Begegnung zwischen dem Regionalligisten TuS Blau-Weiß Lohne und dem Drittligisten VfL Osnabrück.
Etwas überraschend gewinnt der Regionalligist mit 4:2, qualifiziert sich so für die erste Runde des DFB-Pokals. Eine Woche nach dem Spiel werden der Osnabrücker Trainer Marco Antwerpen und sein Co-Trainer Frank Döpper entlassen.
Anklage wegen versuchter Spielmanipulation
Das eigentlich beendete Match erfährt ein sportjuristisches Nachspiel. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt und klagt schließlich Antwerpen und Döpper wegen versuchter Spielmanipulation an. Das Trainerteam soll den Osnabrücker Athletiktrainer Tim Schütte vor dem Landespokalfinale mehrmals dazu aufgefordert haben, dem Lohner Spieler Bernd Riesselmann einen Verzicht auf einen Einsatz nahezulegen.
René Schnitzler, einst Profi des FC St. Pauli, verfiel früh der Spielsucht. Das wurde ihm zum Verhängnis - und der hoffnungsvolle Stürmer ließ sich mit einem Wettpaten ein.
29.05.2024 | 28:58 minIn einem bei der Verhandlung verlesenen Chatverlauf zwischen Cheftrainer Antwerpen und dem Osnabrücker Geschäftsführer Michael Welling fragt Antwerpen: "Haben wir die Möglichkeit, den Einsatz von Theo und Bernd zu verhindern?" Darauf antwortet Welling: "Verhindern nicht vertraglich, aber wir senden schon ein paar Signale, dass die ja nächste Saison erste Runde gegen Bayern (…) spielen wollen."
Riesselmann in Osnabrück ausgebildet
Riesselmann, ein 20-jähriger Mittelstürmer, war zuvor im Nachwuchsleistungszentrum des VfL Osnabrück ausgebildet worden, unterschrieb im Sommer 2024 seinen ersten Profivertrag bei Osnabrück und wurde für eine Saison von Osnabrück nach Lohne ausgeliehen. Dort sollte er Spielpraxis sammeln, sowie Schule und Fußball unter einen Hut bringen. Zur neuen Saison sollte er nach Osnabrück zurückkehren. Und den 21-jährigen Lohner Abwehrspieler Theo Janotta hatte Osnabrück im April bereits für die neue Saison verpflichtet.
Tim Schütte sagte als Zeuge aus, er sei der Forderung von Trainer Antwerpen auf Kontaktaufnahme zu Riesselmann schließlich nachgekommen, weil er sich unter Druck gesetzt gefühlt habe. "Es war weder mein Wunsch noch meine Entscheidung, ihn dazu aufzufordern", sagte der 25-jährige Schütte vor dem DFB-Sportgericht.
Der Trendsport Mixed Martial Arts, kurz MMA, kombiniert Techniken aus Judo, Kickboxen und Ringen. In Deutschland wird der Sport zunehmend von rechtsradikalen Schlägern vereinnahmt.
29.05.2024 | 26:48 minGericht hält Schüttes Aussage für glaubwürdig
In diesem Gespräch sollte Schütte deutlich machen, dass es mit "Blick auf seine (Anm. d. Verf. Riesselmanns) Rückkehr nach Osnabrück in der darauffolgenden Saison besser sei, wenn er nicht an dem Pokal-Endspiel teilnehme", so führte der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, Stephan Oberholz, in der mündlichen Urteilsbegründung aus. Überhaupt hält das Sportgericht den Zeugen Schütte "für glaubwürdig und seine Aussagen für glaubhaft. Sie sind weitgehend konsistent zu seinen vorherigen Einlassungen und werden auch untermauert durch seine emotionale Betroffenheit", so das DFB-Sportgericht.
Riesselmann hatte das Anliegen deutlich abgelehnt und seinen Berater über den Vorfall informiert.
Ich sollte eine Verletzung vortäuschen. Ich war fassungslos und konnte das nicht glauben.
Bernd Riesselmann
Der 20-Jährige wurde dann auch im Pokalfinale in der 56. Minute eingewechselt und erzielte beim 4:2 des Außenseiters das vierte Tor. Das zweite Tor für Lohne schoss übrigens Janotta, der das gesamte Match über durchspielte.
Sperre für Antwerpen und Döpper
Die Sportrichter befinden Marco Antwerpen und Frank Döpper der versuchten Spielmanipulation für schuldig und belegen beide Fußballlehrer mit einer Sperre. Wegen unsportlichen Verhaltens darf Marco Antwerpen für ein Jahr keine Trainertätigkeit ausüben. Sein damaliger Assistent Frank Döpper wird für drei Monate gesperrt. Der DFB-Kontrollausschuss hatte höhere Strafen gefordert: Gegen Antwerpen eine Sperre von 14 Monaten und 3.000 Euro Geldstrafe und gegen Döpper eine viermonatige Sperre sowie eine Geldstrafe von 500 Euro.
Gegen die Entscheidung des Sportgerichts haben Marco Antwerpen und Frank Döpper form- und fristgerecht Berufung eingelegt, über die nun die nächsthöhere sportrechtliche Instanz, das DFB-Bundesgericht, entscheiden muss. Die wird in den nächsten Wochen erwartet.
Christoph Schneider ist Redakteur in der Fachredaktion Recht & Justiz des ZDF.
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