Friedensappell für Gaza:Koalition sucht gemeinsame Israel-Linie
Mehr Druck auf Israel? In einer gemeinsamen Erklärung fordern 28 Staaten das Ende des Gaza-Krieges. Deutschland hat sich nicht angeschlossen. Warum?
Israelische Angriffe auf den Gazastreifen zwingen Tausende zur Flucht. Die humanitäre Lage bleibt katastrophal. Fast 30 Länder fordern ein sofortiges Kriegsende, Deutschland fehlt.
22.07.2025 | 1:37 minDer Krieg zwischen Israel und der Hamas hat im Gaza-Streifen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Die Zivilbevölkerung leidet. Hilfsorganisationen warnen vor einer Massenhungersnot im Gaza-Streifen.
Merz: Situation "nicht länger hinnehmbar"
Bei der Pressekonferenz mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala am Dienstag bezeichnet Bundeskanzler Friedrich Merz die Situation in der Region als "nicht länger hinnehmbar". Er fordere die israelische Regierung "jetzt wirklich mit großem Nachdruck" auf, die massiven militärischen Interventionen zu stoppen, einen Waffenstillstand zu ermöglichen und "vor allem die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung dort zu ermöglichen".
Bundeskanzler Friedrich Merz sei in Bezug auf die Situation in Gaza sehr deutlich geworden, sagt Diana Zimmermann, Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin.
23.07.2025 | 3:09 minDie Bundesregierung sei "vollkommen einig", was die Politik zu Israel und den Gazastreifen betreffe. Es gebe "weder in der Sache noch im Verfahren hier irgendwelche Meinungsverschiedenheiten", sagt Merz, ganz im Gegenteil:
Die Aufforderung an die israelische Regierung, diese massiven Bombardements des Gazastreifens sofort zu beenden und humanitäre Hilfe zu ermöglichen, sind gemeinsame Politik der Koalition in Berlin.
Bundeskanzler Friedrich Merz
Dass Deutschland die Erklärung nicht unterzeichnet hat, bedauert Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan, ebenfalls Mitglied der Bundesregierung: "Ich hätte mir gewünscht, dass Deutschland sich dem Signal der Partner anschließt", sagt sie im Interview mit der Rheinischen Post. Es brauche "jetzt, nicht irgendwann, einen sofortigen und nachhaltigen Waffenstillstand".
Israelische Angriffe auf den Gazastreifen zwingen Tausende zur Flucht. Die humanitäre Lage bleibt katastrophal. Fast 30 Länder fordern ein sofortiges Kriegsende, Deutschland fehlt.
22.07.2025 | 1:37 minSPD fordert Unterzeichnung
Auch SPD-Fraktionschef Matthias Miersch fordert, sich der Initiative anzuschließen. Auf der Plattform X schreibt Miersch:
Wenn internationales Recht systematisch verletzt wird, muss das Konsequenzen haben.
Matthias Miersch, SPD-Fraktionschef
Deutschland trage zwar "eine besondere Verantwortung für die Sicherheit Israels und das Existenzrecht des jüdischen Staates, aber eben auch für die Einhaltung des Völkerrechts und den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung", so Miersch. "Doppelte Standards untergraben unsere internationale Glaubwürdigkeit."
Gemeinsam mit Rolf Mützenich hat SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetovic eine schriftliche Aufforderung an die Bundesregierung veröffentlicht: "Die Berichte über verhungerte Kinder und eine rapide eskalierende Hungersnot zeigen: Wir haben den viel beschworenen "Point of no Return" erreicht." Sie rufen die Bundesregierung dazu auf, bestehende Kooperationen, wie das Assoziierungsabkommen "auf Eis" zu legen und den Export von Waffen, die völkerrechtswidrig eingesetzt werden, zu stoppen.
28 Staaten fordern von Israel ein sofortiges Ende des Gaza-Krieges – Deutschland gehört nicht dazu. ZDFheute live zur Lage in Gaza und der Kritik der SPD an der Bundesregierung.
22.07.2025 | 23:27 minCDU verteidigt Nicht-Unterzeichnung
Die CDU warnt vor einer weiteren Isolation Israels und verteidigt die Haltung des Bundesaußenministers Johann Wadephul, die Erklärung nicht zu unterzeichnen. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, erklärt aber "Diese Zustände sind einer Demokratie wie Israel nicht würdig." Die israelische Regierung müsse "endlich die Augen öffnen", sagt er ZDFheute:
Wenn sich so viele enge Freunde, und dazu zähle ich ausdrücklich auch die SPD, offen gegen die aktuelle Politik wenden, kann und darf das nicht weiter ignoriert werden.
Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag
Bundeskanzler Friedrich Merz verweist darauf, dass es bereits eine gemeinsame Erklärung gebe. Diese sei "praktisch inhaltsgleich", mit dem, was in der jetzigen Erklärung zum Ausdruck komme.
Henriette de Maizière ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.
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