Israel unter UN-Kritik: Menschen in Gaza verzweifelt

UN-Organisationen über Gaza-Lage:Kritik an Israel: "Neues Ausmaß an Verzweiflung"

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UN-Organisationen kritisieren Israels Vorgehen im Gazastreifen. Die Armee habe auf eine Menschenmenge an einem Hilfskonvoi geschossen. Auch der Fluchtaufruf sei ein Rückschlag.

Viele Menschen mit Töpfen oder Schüsseln, die sich rangeln um noch etwas zu Essen zu bekommen
Der Hunger im Gazastreifen habe laut den Vereinten Nationen ein neues Ausmaß an Verzweiflung erreicht. Wieder wurden Zivilisten bei der Ausgabe von Hilfsgütern beschossen. 21.07.2025 | 1:36 min
Die israelische Armee hat nach Darstellung des Welternährungsprogramms (WFP) auf eine große Menschenmenge nahe eines Hilfskonvois im Gazastreifen geschossen. Der WFP-Konvoi aus 25 Lastwagen sei für die hungernden Menschen im nördlichen Gazastreifen bestimmt gewesen, teilte die UN-Organisation auf X mit.

X-Post von WFP

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WFP: Zahlreiche Menschen getötet

Als sich der Konvoi am Sonntag kurz nach Überqueren des Grenzübergangs Zikim einer wartenden Menschenmenge genähert habe, sei diese unter israelischen Beschuss geraten. Zahlreiche Menschen seien getötet worden, viele weitere seien lebensbedrohlich verletzt, hieß es.
Walpot: "Hunderte Tote bei Verteilstellen"
Nach den Angriffen auf Verteilzentren in Gaza würde "die Armee immer nur Warnschüssen abgeben", sagt ZDF-Reporter Luc Walpot aus Tel Aviv, dahinter müsse man jedoch "ein System vermuten".21.07.2025 | 2:27 min
Die israelische Zeitung "Times of Israel" berichtete, es sei nicht sofort klar gewesen, ob sie Opfer der israelischen Armee oder bewaffneter Banden oder von beiden wurden. Laut der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden mindestens 67 Menschen getötet.
Die Zeitung zitierte die Armee, wonach Warnschüsse abgefeuert worden seien, "um eine unmittelbare Bedrohung für die Truppen zu beseitigen". Israels Armee bestritt demnach aber die hohe Zahl an Opfern.
Hunger in Gaza
Der Hunger ist für die Menschen in Gaza zum Überlebenskampf geworden. Laut UN leiden fast eine halbe Millionen Menschen an der schwersten Form von Hunger.21.07.2025 | 1:36 min

UN-Organisation: Menschen stehen vor dem Verhungern

Diese Menschen hätten lediglich versucht, an Nahrungsmittel zu gelangen, um sich und ihre Familien zu ernähren, "die kurz vor dem Verhungern stehen", beklagte das Welternährungsprogramm. Die Hungerkrise in Gaza habe "ein neues Ausmaß an Verzweiflung" erreicht.
Der Zwischenfall habe sich trotz der Zusicherung der israelischen Behörden ereignet, dass sich die Bedingungen für humanitäre Einsätze verbessern und bewaffnete Kräfte zu keinem Zeitpunkt entlang der Routen humanitärer Konvois präsent sein und eingreifen würden.
Um die Verteilung von Lebensmitteln kümmert sich in weiten Teilen des Gazastreifens die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Israel hatte den neuen Verteilmechanismus nach eigenen Angaben eingeführt, um zu verhindern, dass die Hamas Hilfsgüter abzweigt. Die UN kritisieren unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe und dass Menschen dort und auf dem Weg dahin großen Gefahren ausgesetzt seien.
A view of the site of Thursday's Israeli strike that damaged and destroyed residential buildings
Tödliche Gefahr bei der Suche nach Lebensmitteln im Gazastreifen: Mindestens 600 Menschen seien bislang getötet worden rund um die Verteilzentren der umstrittenen GHF-Stiftung, sagen die UN.04.07.2025 | 3:03 min

UN-Nothilfebüro kritisiert neuen Fluchtaufruf in Gaza

Auch das UN-Nothilfebüro übt scharfe Kritik an Israel. Dessen Fluchtaufruf für Bewohner und Binnenflüchtlinge in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des umkämpften Gazastreifens sei ein weiterer "verheerender Schlag" für die humanitären Bemühungen in dem vom Krieg verwüsteten Gebiet:

Der Massenvertreibungsbefehl der israelischen Armee ist ein weiterer verheerender Schlag gegen die bereits zerbrechlichen Lebensadern, welche die Menschen im Gazastreifen am Leben halten.

UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha)

Die UN-Organisation rief zum Schutz aller zivilen Infrastruktur in dem Gebiet auf. Angriffe auf Krankenhäuser, Wasserinfrastruktur und Hilfszentren würden "lebensbedrohliche Folgen haben". Ocha erklärte, die Koordinaten seiner Mitarbeiter mit "relevanten Parteien" geteilt zu haben.
Lage in Gaza
Die Lage der Menschen in Gaza wird durch Treibstoffmangel immer bedrohlicher. Der Betrieb von Brunnen und Kläranlagen muss eingestellt werden, auch Krankenhäuser sind betroffen.14.07.2025 | 0:23 min
Die israelische Armee hatte zuvor die Ausweitung seines Einsatzes auf das Zentrum des Gazastreifens um die Stadt Deir al-Balah verkündet. In einer auf Arabisch veröffentlichten Mitteilung rief der israelische Armeesprecher Avichay Adraee die in dem betroffenen Gebiet lebenden Palästinenser auf, sich an der Mittelmeerküste in der weiter südlich gelegenen Region Al-Mawasi in Sicherheit zu bringen. Al-Mawasi war von Israel als "humanitäre Zone" ausgewiesen worden.

UN-Büro warnt vor "lebensbedrohlichen Folgen"

Nach Angaben von Ocha befanden sich zum Zeitpunkt des Evakuierungsbefehls zwischen 50.000 und 80.000 Menschen in dem Gebiet. Damit lägen nun 87,8 Prozent der gesamten Fläche des Gazastreifens in Gebiet, das zur Evakuierung ausgerufen oder vom Militär besetzt ist.
Dadurch würden "2,1 Millionen Zivilisten in ein zersplittertes Gebiet von zwölf Prozent des Gazastreifens gezwängt, in dem grundlegende Dienstleistungen zusammengebrochen sind", teilte die UN-Organisation mit.
In dem neu ausgewiesenen Einsatzgebiet befinden sich nach Angaben von OCHA unter anderem mehrere Lagerhäuser für humanitäre Hilfe, vier Kliniken, ein Wasserreservoir sowie eine Pumpstation für Abwässer. "Jede Beschädigung dieser Infrastruktur wird lebensbedrohliche Folgen haben", warnte OCHA.

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