Europäer-Visite bei Trump:Was das Ukraine-Treffen gebracht hat
Der US-Präsident behandelt Selenskyj, Merz und Co beim Ukraine-Treffen in Washington freundlich. Gegensätze in der Ukraine-Politik aber bleiben. Was sind Absprachen mit Trump wert?
Die "Koalition der Willigen" hat sich über die Ergebnisse des Ukraine-Gipfels im Weißen Haus beraten. Die Unterstützerstaaten der Ukraine tauschten sich bei einer Videokonferenz aus.
19.08.2025 | 0:18 minFür die selbstbewussten europäischen Staats- und Regierungschefs war dies eine extrem seltsame Erfahrung: Sie waren extra aus dem fernen Europa gleich in einer Siebener-Formation nach Washington angereist, um Ausfälle von US-Präsident Donald Trump beim Thema Ukraine zu verhindern. Im Weißen Haus mussten sie dann aber erst einmal bei einem Mittagessen im "State Dining Room" warten, bis Trump überhaupt Zeit für sie hatte.
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich zu einem Zweiertreffen mit Kremlchef Putin bereiterklärt. Das Treffen soll innerhalb der nächsten beiden Wochen stattfinden.
19.08.2025 | 1:35 minDenn seine Dramaturgie sah vor, dass er erst den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj traf, bevor die europäischen "Angehörigen" der Ukraine dazu gebeten wurden. Immerhin war am Nachmittag dann klar: Der von einigen Europäern nach dem Alaska-Gipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befürchtete Eklat blieb aus.
Bundeskanzler Merz zeigt sich positiv überrascht vom Ukraine-Gipfel, aber der Ukraine dürften keine Gebietsabtretungen aufgezwungen werden. Zudem brauche es eine Waffenruhe.
19.08.2025 | 0:31 minWie war Trump gestimmt?
Zum einen behandelte Trump Selenskyj diesmal freundlich, auch wenn er die Frage der Kriegsschuld wieder gleichwertig zwischen der überfallenen Ukraine und dem Aggressor Russland verteilte. Immer wieder machte er allgemein klar, dass der Krieg einfach aufhören müsse, ohne den Schuldigen zu benennen.
Und er wollte sichtlich auch keinen Streit mit Kanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dem finnischen Ministerpräsidenten Alexander Stubb, der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, dem britischen Premierminister Keir Starmer, Nato-Generalsekretär Mark Rutte und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Der ukrainische Präsident Selenskyj lobt vor allem die Sicherheitsgarantien durch die USA. Zu einem Gespräch mit Kremlchef Putin erklärt er sich ohne Vorbedingungen bereit.
19.08.2025 | 0:19 minZwar wirkten sie wie Schuljungen und -mädchen, als sie vom großen Präsidenten nacheinander aufgerufen wurden und ihre Punkte zur Ukraine-Politik nennen konnten. Aber immerhin war Trump freundlich, lobte sogar den Teint des Nur-Kurz-Urlaubers Merz.
Sicherheitsgarantien: Was haben die USA angeboten?
Sein Trick war dabei derselbe wie beim Merz-Antrittsbesuch im Juni. Auch dort verzichtete Trump darauf, seinen Gästen zu widersprechen. So ließ er diesmal die deutliche Merz-Mahnung unkommentiert, dass es keinen Dreiergipfel Trump, Putin und Selenskyj ohne eine vorangehende Waffenruhe geben könne.
ZDF-Korrespondent Armin Coerper hat aus Moskau das Ukraine-Treffen in Washington intensiv verfolgt. Zu den Hintergründen und wie es nun weitergeht.
19.08.2025 | 2:01 minDabei hatte Trump zuvor im Oval Office beim gemeinsamen Auftritt mit Selenskyj genau das Gegenteil behauptet. Macron wiederum betonte die Notwendigkeit, die ukrainische Armee möglichst stark zu machen. Aber Trump widersprach an keinem Punkt.
Stattdessen lockte der US-Präsident erneut mit allerdings sehr vagen Sicherheitsgarantien für die Ukraine - was Merz schon vergangenen Samstag nach dem Alaska-Gipfel als einen der wenigen positiven Punkte des Hofierens von Putin genannt hatte.
Trotz der positiven Bilder gebe es noch viele ungeklärte Fragen über die konkrete Ausgestaltung der Sicherheitsgarantien für die Ukraine, analysiert Sicherheitsexperte Nico Lange.
19.08.2025 | 4:19 minKonnten die Europäer ihre Punkte im Sinne der Ukraine anbringen?
Aber auch wenn der befürchtete Eklat beim kurzfristig anberaumten Treffen in Washington ausblieb: Am Ende fragten sich EU-Diplomaten, ob man durch das Treffen in Washington wirklich weitergekommen ist.
"Es war wichtig, dass diese Phalanx an Europäern mitgefahren ist", sagt Transatlantik-Expertin Cathryn Clüver Ashbrook im ZDF-Morgenmagazin. "Sie haben einen Brückenschlag geschafft, indem sie einerseits den amerikanischen Präsidenten hofiert haben" - das habe geholfen für die Gesprächsdynamik, "aber auch für die vermeintlichen Resultate, die wir gesehen haben, die eben noch sehr vage sind." Diese müssten nun sehr stark spezifiziert werden.
Die Europa-Deligierten hätten den US-Präsidenten zwar "hofiert" und die Gesprächsdynamik unterstützt, jedoch seien die "Resultate vage", so Cathryn Clüver Ashbrook, Bertelsmann Stiftung.
19.08.2025 | 3:43 min"Aber grundsätzlich haben sie immer und im Einzelnen auch ihre Punkte machen können", sagt die Politikwissenschaftlerin. "Der finnische Staatspräsident über die Sicherheit der finnischen Grenze, Europas Grenze, und der deutsche Bundeskanzler zum Waffenstillstand - all das sind Teile des europäischen Plans für die Ukraine." So weit sei Trump "leider noch gar nicht und lässt sich weiterhin von beiden Seiten beeinflussen". Er sehe die Schuld für diesen Krieg weiterhin auf beiden Seiten.
Auch der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sprach von "einer sehr erfolgreichen ukrainisch-europäischen diplomatischen Aktion mit dem Ziel, Donald Trump im ukrainisch-europäischen Boot zu halten". Es sei verhindert worden, dass der US-Präsident "erneut einseitig den Druck auf die Ukraine legt, diesen Krieg zu beenden", sagte er im ZDF-Morgenmagazin.
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen im ZDF-Morgenmagazin: "Putin will keinen Frieden, er will keinen Waffenstillstand, er will Krieg."
19.08.2025 | 6:17 minKanzler Merz wusste schon vor der Anreise, dass der Besuch auch ein politisches Risiko darstellt. Nach dem Ende der Beratungen sagte er: "Ich will nicht verhehlen, dass ich nicht sicher war. Das hätte auch anders verlaufen können." Aber nun seien seine Erwartungen übertroffen worden.
Bundeskanzler Merz habe am deutlichsten darauf hingewiesen, dass Präsident Trump auf einen schnellen Waffenstillstand drängen solle, sagt ZDF-Korrespondent Andreas Kynast.
18.08.2025 | 2:59 minClash der Europäer mit Trump nur vertagt?
Dabei hatte Trump am Montag sofort neue Sorgen ausgelöst, weil er ankündigte, nach den Gesprächen mit den Europäern gleich mit Putin telefonieren zu wollen. "Wir wissen, dass er meist die Meinung von der Person übernimmt, mit der er zuletzt gesprochen hat", sagte ein EU-Diplomat.
Deshalb könnte ab Dienstag die politische Konstellation ähnlich sein wie zuvor: Schon am Montagmorgen hatte Trump auf seinem Social-Media-Kanal geschrieben, dass Selenskyj den Krieg sofort beenden könne, wenn er die russische Besetzung der Krim und den Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft seines Landes akzeptiere.
Waffenstillstand, Sicherheitsgarantien, Gebietsabtretungen: Was könnte Teil eines "Deals" sein, von dem Donald Trump so gerne spricht? Ein Überblick.
18.08.2025 | 1:20 minDas ist etwas, das weder Selenskyj noch die europäischen Gäste im Weißen Haus akzeptieren. Möglicherweise ist der große Clash der Europäer mit Trump deshalb nur vertagt worden.
Immerhin: Am Montagabend drehte sich die Sequenz der Gespräche etwas zugunsten der Gäste um. Der US-Präsident unterbrach die Beratungen, um mit Putin zu telefonieren - um dann wieder mit den Europäern zu beraten.
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