Erwartungen "übertroffen":Ukraine-Treffen: Die Bilanz des Kanzlers
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Nach dem Ukraine-Gipfel in Washington zieht Kanzler Friedrich Merz Bilanz: Es geht um Sicherheitsgarantien, mögliche Verhandlungen - und ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj.
"Das hätte auch anders verlaufen können": Nach dem Ukraine-Gipfel in Washington zieht Kanzler Friedrich Merz eine positive Bilanz. Sehen Sie hier das Statement in voller Länge.19.08.2025 | 19:16 min
Zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor fast dreieinhalb Jahren zeichnet sich ein umfassender Verhandlungsprozess mit allen Beteiligten ab. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich zu einem Zweiertreffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin bereit, aus dem Kreml kamen ebenfalls positive Signale.
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zog nach den "intensiven Gesprächen" eine positive Bilanz. Ein Überblick.
1. Merz nach Ukraine-Treffen: Erwartungen übertroffen
Merz zeigte sich nach dem Treffen zufrieden. Er betonte, er sei sich nicht sicher gewesen, "dass es heute so verläuft". Aber:
Meine Erwartungen sind eigentlich nicht nur getroffen, sondern übertroffen worden.
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Friedrich Merz, Bundeskanzler
Die Atmosphäre in Washington sei konzentriert, offen und lösungsorientiert gewesen - sowohl in bilateralen Gesprächen als auch in der größeren Runde.
Ein weiterer Eklat blieb aus. Anzuzweifeln sei nun jedoch, "ob Putin das wirklich mitmacht", so ZDF-Korrespondent David Sauer zum Treffen der Europa-Delegation mit Trump.19.08.2025 | 2:30 min
Merz nutzte das Statement auch, um seinen europäischen Kollegen ausdrücklich zu danken: "Wir waren gut vorbereitet, gut abgestimmt. Wir haben auch dieselben Standpunkte vertreten." Diese Einigkeit habe US-Präsident Donald Trump "durchaus zugesagt". Besonders wichtig sei Merz gewesen, dass Europa mit einer Stimme spricht. Trump dankte er für seine Gastfreundschaft.
Echte Verhandlungen könnten nur auf einem Gipfel mit Teilnahme der Ukraine stattfinden. Ein solcher Gipfel sei nur denkbar, "wenn die Waffen schweigen". Diese Forderung wäre heute noch einmal erneuert worden, so Merz.
Der Bundeskanzler betonte, dass ein solcher Gipfel gut vorbereitet sein müsse. "Das werden wir auch mit Präsident Selenskyj tun." Ob Wladimir Putin "den Mut haben wird" teilzunehmen, wisse er nicht - es brauche Überzeugungsarbeit.
"Der Ukraine (...) dürfen keine Gebietsabtretungen aufgezwungen werden", so Merz. Gebietsabtretungen wären ihm zufolge heute kein Thema gewesen. Die Russische Forderung, die Ukraine möge freie Teile des Donbass aufgeben, "entspricht dem Vorschlag, als wenn die USA auf Florida verzichten müssten."
Merz begrüßte, dass Trump bereit sei, der Ukraine Sicherheitsgarantien zu geben. "Diese Sicherheitsgarantien haben eine sehr lange und intensive Diskussion erfordert", sagte Merz. "Am Ende steht, dass die Vereinigten Staaten von Amerika bereit sind, Sicherheitsgarantien zu geben, dies auch mit den Europäer zusammen zu koordinieren. Es wird also im Falle eines Friedensabkommens entsprechende Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben."
Die Europa-Deligierten hätten den US-Präsidenten zwar "hofiert" und die Gesprächsdynamik unterstützt, jedoch seien die "Resultate vage", so Cathryn Clüver Ashbrook, Bertelsmann Stiftung.19.08.2025 | 3:43 min
3. Schicksal entführter ukrainischer Kinder
Besonders eindrücklich war laut Merz die Diskussion über die Verschleppung ukrainischer Kinder durch Russland. Selenskyj habe Trump ein konkretes Schicksal geschildert - "unmittelbar vor dem Telefonat mit Putin", was den US-Präsidenten auch emotional berührt habe.
Trump sei in dem Moment "sehr offen, auch für humanitäre Fragen" gewesen, so Merz. Insgesamt gelten über 19.000 ukrainische Kinder als entführt.
In Washington haben Trump, Selenskyj und europäische Partner über einen Frieden in der Ukraine beraten. Wie realistisch sind die Fortschritte nach den Gesprächen?19.08.2025 | 2:48 min
4. Wie es jetzt weitergeht - Gespräche auf mehreren Ebenen
Noch während des Treffens telefonierte Trump mit dem russischen Präsidenten Putin - mit einem klaren Ergebnis. "Es hat eine Unterbrechung gegeben. In der Zeit hat der amerikanische Präsident mit dem russischen Präsidenten telefoniert und verabredet, dass es ein Treffen zwischen dem russischen Präsidenten und dem ukrainischen Präsidenten innerhalb der nächsten zwei Wochen geben wird", erklärte Merz.
Außerdem kündigte Merz die nächsten multilateralen Schritte an. Nach dem Treffen in Washington werde eine Videokonferenz der Koalition der Willigen stattfinden - "32 Staaten auf der Welt, die bereit sind, der Ukraine weiter zu helfen", so Merz. Danach trifft sich nach Angaben des Kanzlers der Europäische Rat zu einem Sondergipfel:
Wir haben verabredet, dass wir in sehr engem Kontakt bleiben in den nächsten Tagen und Wochen, um jetzt diese Initiative, die begonnen hat, auch zu einem guten Ende zu führen.
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Friedrich Merz, Bundeskanzler
Zusammengefasst hat das Statement Fränzi Meyer, Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C..
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.